Dabei hatte alles so gut angefangen: die Wurzeln von Hagen Bikes liegen in Dänemark. Dort war Gründer Kaspar Peegi 2014 unter dem Namen KP Cykler durchgestartet. 2017 wurden die Aktivitäten nach Estland verlegt. Daraus entstand der seit Ende 2021 auf dem Börsenparkett cruisende Lastenrad-Anbieter Hagen Bikes AS. Der Börsengang spülte etwas mehr als 0,5 Millionen Euro in die Kasse.
In der ersten Jahreshälfte 2023 verkaufte Hagen Bikes fast 44 Prozent seiner in Estland produzierten (Stahlrahmen-)Lastenräder in Deutschland – gefolgt von 23 Prozent in Frankreich, 10 Prozent in Estland, 8 Prozent in den Niederlanden und 7 Prozent in Dänemark. Stückzahlen werden leider nicht genannt. Laut des Ende September vorgelegten Halbjahres-Geschäftsberichts erzielte das Team um Kaspar Peegi damit einen Gesamtumsatz von 283.343 Euro und einen Nettoverlust von 113.141 Euro.
Vorab-Warnung seitens Nasdaq Tallinn
Zuvor trat Nasdaq Tallinn allerdings schon auf die Bremse: am 31. März 2023 veröffentlichte sie eine Mitteilung, dass das Nettovermögen des von Hagen Bikes vorgelegten 12-Monats-Geschäftsberichts 2022 »nicht mehr den Anforderungen des Handelsgesetzbuches« entsprechen und das Unternehmen somit unter Beobachtung gestellt würde. Zweck eines Beobachtungstatus ist es, »die Marktteilnehmer zu alarmieren«.
Knackpunkt weitere fehlende Investitionen
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Nun hat sich Hagen Bikes-Gründer und -Geschäftsführer Kaspar Peegi selbst zur Insolvenz geäußert gemeldet: »Hagen Bikes AS ist ein Wachstumsunternehmen in der Frühphase mit typischerweise instabilen Cashflows und oft noch verlustbringenden Aktivitäten. Um die Verluste zu decken und das Geschäft auszubauen, suchte das Managementteam nach zusätzlichen Mitteln in Form von Investitionen ab Sommer 2022.«
Das Management fand auch Investoren, die für den geplanten und bereits verhandelten Großkredit geradegestanden hätten: »Leider hat der Auftraggeber den Auftrag in Tranchen aufgeteilt und konnte das Gesamtvolumen vor Auslieferung der ersten Tranche nicht bestätigen, sodass die ursprünglich geplanten Verträge mit den Investoren nicht abgeschlossen werden konnten«.
Um die Liquiditätskrise zu bewältigen, beschloss das Management kurzerhand, ein zweites öffentliches Aktienangebot zu unterbreiten. Diese scheiterte allerdings.
Nach dem Scheitern des öffentlichen Angebots versuchte das Management-Team um Peegi in Zusammenarbeit mit dem Verwaltungsrat, zusätzliche Investitionen zu finden. O-Ton aus der Unternehmenszentrale in Peetri: »Es war nicht möglich, ausreichende Investitionen zu finden.« Somit blieb nur der Weg in die Insolvenz. Wie und ob es weitergeht, wird Insolvenzverwalter Kristjan Aaava bald verkünden.
Text: Jo Beckendorff