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EU-Kommission gibt EBMA Recht – Quasi-Abfuhr an ETRA und ZEG

Bei der derzeit laufenden EU-Untersuchung einer Verlängerung des Anti-Dumping-Strafzolls auf Fahrräder made in China (derzeit 30,6 Prozent) sowie eines ersten Anti-Dumping-Strafzolls auf Fahrräder made in Vietnam hat die verantwortliche EU-Kommission in ihrem „Vorschlag für eine Verordnung des Rates“ in weiten Teilen den Vorwürfen von Antragsteller EBMA zugestimmt. Der europäische Fahrradindustrieverband hatte im Namen seiner Mitglieder am 15.3.2004 einen Antrag auf die Fortführung des Strafzolls gegen China sowie die Einführung eines Strafzolls gegen Vietnam gestellt. EBMA-Mitglieder vertreten laut Verbandsangabe „mehr als 35 Prozent der gesamten Fahrradproduktion in der Gemeinschaft“.

Während EBMA sich auch für einen Anti-Dumping-Strafzoll gegen Fahrradprodukte aus Vietnam stark macht (und die verantwortliche EU-Kommission nach ihrer Untersuchung jetzt der EBMA in ihrer ersten Empfehlung Recht gibt), protestiert der mehrere europäische Fahrrad-Einzelhandelsverbände vertretende europäische Fachhandels-Dachverband ETRA weiterhin scharf gegen diese geplante Maßnahme. Nachweislich würde, so ETRA, der europäische Fachhandel die Bikeprodukte made in Vietnam verkaufen. Ohne diese Ware würde dem Fachhandel Schaden zugefügt. Was China angeht, stimmt ETRA übrigens mit EBMA voll überein.

Große Unterstützung erhält ETRA, was Vietnam angeht, auch von dem deutschen Fachhandelsverbandes ZEG, der allerdings nicht Mitglied der ETRA ist. Als Vertreter von laut eigenen Angaben „720 angeschlossenen Mitgliedern“ (Stand 2003) bieten die Kölner auch selber Fahrräder made in Vietnam an. Die Verbands-Eigenmarken Bulls und Yazoo werden von der vietnamesischen Produktionsstätte des Taiwaners Always/Strongman gebaut.

Die Mitglieder der ZEG, ließ die Kölner Verbandszentrale die Brüsseler Kommission wissen, würden 4.900 Arbeitnehmer beschäftigen. Einige dieser Arbeitsplätze würden, falls „die Einfuhren aus Vietnam im Falle einer Einführung von Maßnahmen zurückgingen“, verloren gehen. Zudem würde der (gebeutelte) Fachhandel dann auch weniger Fahrräder verkaufen. Weitere Support erhielt die ZEG von 1.287 Fahrrad-Einzelhändlern, die laut EU-Kommission „die Vorbringen des Einführers (Anmerkung des RadMarkts: der ZEG) unterstützten“.

Zu den Einwänden der ZEG schreibt die verantwortliche EU-Kommission in ihrem insgesamt 50-seitigen Vorschlag: „(Es besteht) weder das Risiko eines Versorgungsengpasses noch eines Rückgangs der Verkäufe, da die Einzelhändler in der Lage sein dürften, ihre Fahrräder notfalls aus anderen Quellen als Vietnam zu beziehen…Nach der Unterrichtung über die endgültigen Feststellungen machten einige interessierte Parteien geltend, daß es nicht nur um die Frage eines Fahrradangebots zu fairen Preisen gehe, wenn die Interessen der Einzelhändler in Bezug auf Fahrräder mit Ursprung in Vietnam untersucht würden. Des Weiteren wiesen sie darauf hin, daß sie aus Qualitätsgründen nicht einfach von einer Marke zu einer anderen wechseln könnten. Diesbezüglich wurden jedoch keine weiteren Beweise übermittelt, aus denen hervorgegangen wäre, daß es sich bei den Fahrrädern aus Vietnam um einen bestimmten Typ oder um eine besondere Qualität geht, die anderweitig nicht angeboten werden. Vielmehr ergab sich bei dem Vergleich der Einfuhren aus Vietnam mit den Fahrrädern der Gemeinschaftshersteller der Stichprobe, die für die Berechnung der Preisunterbietungsspanne herangezogen wurden…, daß die Modelle in hohem Maße übereinstimmten. Deshalb wurde das Vorbringen abgewiesen.“

Fazit der den beide Fälle untersuchenden EU-Kommission: Um die heimische Industrie zu schützen, müsse der bestehende Eu-Anti-Dumping-Strafzoll-Satz auf Fahrräder made in China von bisherigen 30,6 auf 48,5 Prozent erhöht werden. Und was die Bikes made in Vietnam betrifft, empfehlen die Brüsseler einen EU-Anti-Strafzoll-Satz von 34,5 Prozent. Mit einer Ausnahme: ZEG-Bauer Always/Strongman sollte 15,8 Prozent abdrücken. Somit konnte die Kölner Verbandszentrale noch einmal den bisher angepeilten Strafzoll-Satz der Kommission von 16,1 Prozent um 0,3 Prozentpunkte drücken.

Die endgültige Entscheidung wird am 13. Juli fallen. Es ist jedoch davon auszugehen, daß den Vorschlägen der verantwortlichen EU-Untersuchungskommission (inkl. o.g. Strafzoll-Sätze) nachgekommen wird.

– Jo Beckendorff –

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