Vorletzten (30. November) 2017 stellte das europäische Konsortium „Efficient Urban Light Vehicle“ (kurz EU-LIVE) eine neue elektrische Mobilitätslösung der Kategorie L5e1 vor. Die Bezeichnung L5e bezieht sich auf dreirädrige Fahrzeuge, die mit Geschwindigkeiten über 50 km/h gefahren werden können. Allerdings ist das vorgestellte E-Fahrzeug kein Dreirad, sondern eines »mit dreirädriger Architektur«.
EU-LIVE vereint 12 Partner aus sechs verschiedenen Ländern. Einer der Teilnehmer dieses Projekts für urbane Mobilität, das von der Europäischen Kommission im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms »Horizon 2020 GVS« mit 6,7 Millionen Euro finanziert wird, ist Autobauer Groupe PSA.
Die Beteiligung der französischen Autobauer-Gruppe ist Teil des Strategieplans »Push to Pass« für neue Mobilitätslösungen. Das präsentierte E-Fahrzeug positioniert sich laut EU-LIVE »zwischen dem Zweirad- und dem Vierradsegment, ist mit einem elektrischen Plug-In Hybrid-Fahrzeugantrieb (PHEV), zwei radintegrierten Elektromotoren und einem Benzin-Verbrennungsmotor ausgestattet«. Eines der Hauptziele des EU-LIVE-Konsortiums sei »die Entwicklung von gemeinsamen Antriebssträngen, die für eine Vielzahl von Leichtfahrzeugen verwendet werden können« – und somit die Wirtschaftlichkeit erhöhen würden.
Opel-Mutter Groupe PSA leitet die Forschungs- und Herstellungsphase des neuen Vorführ-Fahrzeugs. Somit weitet sie eigenen Angaben zufolge »die eigene Konstruktionskompetenz über die Automobilbranche hinaus aus«. Dazu Groupe PSA Senior Vice President Forschung und Vorentwicklung Carla Gohin: »Die Groupe PSA hat sich dem Schutz individueller Mobilität verschrieben. EU-LIVE ist hierfür ein anschauliches Beispiel. Dieses neue elektrische Leichtfahrzeug ermöglicht individuelle, sichere und nachhaltige Mobilität dank seines emissionsfreien Modus. Wir sind stolz, mit all unseren Partnern Teil dieses europäischen Projekts zu sein.«
Dank seiner Silhouette und Hybridtechnologie kann das jetzt vorgestellte neue E-Fahrzeug von EU-LIVE auf allen Straßen eingesetzt werden. Heißt: Es ist sowohl für Straßen als auch Autobahnen geeignet. Es erfordert lediglich eine gültige Fahrerlaubnis. Sein Kippmechanismus bietet ein hervorragendes Handling. Dadurch lässt sich das Fahrzeug laut EU-LIVE-Angaben »so einfach fahren wie ein Dreirad-Roller«.
Mehr als die Hälfte der 13 von der Groupe PSA für dieses Leichtfahrzeug angemeldeten Patente beziehen sich übrigens auf diese Technologie und auf die Rollstabilisierung. Dabei kommen insbesondere hydraulische Komponenten und hydropneumatische Federungen zum Einsatz.
Mit Hilfe der beiden radintegrierten Elektro-Heckmotoren, die von den beiden Konsortialpartnern Elaphe und Brembo entwickelt wurden, fährt das Fahrzeug im emissionsfreien Modus bei Geschwindigkeiten von bis zu 70 Stundenkilometern. Die von Samsung SDI entwickelte 48-Volt-Batterie kann durch Bremsenergie-Rückgewinnung wieder aufgeladen werden. Auf Überlandfahrten bei Geschwindigkeiten zwischen 70 und 130 Stundenkilometer übernimmt der 31 Kilowatt-Einzylinder-Motor des Peugeot Scooter den Antrieb.
Das neue E-Leichtfahrzeug hat laut Groupe PSA eine Gesamtreichweite von 300 Kilometern. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 130 Stundenkilometern. Die geringen Abmessungen des E-Fahrzeugs (2,4 Meter x 0,85 Meter) und seine Schiebetüren erleichtern das seitliche platzsparende Einparken. Das E-Fahrzeug verfügt sowohl über eine abgeschlossene beheizte Fahrerkabine als auch über Sicherheitsgurte und einen Airbag. Heißt: »Helme, Handschuhe, wasserfeste Kleidung und weitere Schutzausrüstung sind überflüssig«.
Der Kontakt zu EU-LIVE rollt übrigens über das im österreichischen Graz ansässige Virtual Vehicle Research Center.
Mehr Info über eu-live@v2c2.at.
Text: Jo Beckendorff/Groupe PSA, Fotos: Groupe PSA