Beim traditionellen Branchentalk der Eurobike stellten die Interessenverbände ZIV und VDZ die neuesten Zahlen zum Fahrradmarkt in Deutschland vor. Produktion und Absatz steigen 2011 weiter an, doch das Klima wird zum Jahresende rauer.
Von steigenden Zahlen bei Produktion, Import und Export im Fahrradmarkt in Deutschland und Europa berichtete Siegfried Neuberger, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV). Drei Prozent mehr Fahrräder wurden im ersten Halbjahr 2011 verglichen mit dem Vorjahreszeitraum produziert, E-Bikes inklusive. In Stück heißt dies 1,73 Millionen. Auch bei der Prognose für das Gesamtjahr geht der ZIV davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird.
Beim Import wurde ebenfalls zugelegt: die Einfuhr von Fahrrädern nach Deutschland stieg um rund vier Prozent auf zirka 1,83 Millionen Stück. Der Export von Fahrrädern in andere EU-Mitgliedstaaten erhöhte sich auf 660.000, wobei die meisten Räder nach Holland, Österreich und Frankreich gingen. Ausgeliefert wurden in den ersten sechs Monaten 2011 insgesamt 2,90 Millionen Fahrräder und E-Bikes. Die Inlandsanlieferung, also die Produktion plus Import minus Export, stieg somit um 2,1 Prozent.
Für das E-Bike konnte Neuberger zwar noch keine Halbjahreszahlen vorlegen, den Schätzungen des ZIV zufolge, werden 2011 in Deutschland 300.000 E-Bikes verkauft werden – rund viermal mehr als vor noch fünf Jahren. Für Europa wird ein Verkauf von 900.000 E-Bikes erwartet. Obwohl der Anteil von Elektrofahrräder am Gesamtmarkt nur bei fünf Prozent liegt, fällt der Anteil am Umsatz, aufgrund der höheren Durchschnittspreise, deutlich größer aus.
Fahrradabsatz lebt vom guten Wetter
Nach starkem Saisonbeginn, wird es für die zweite Hälfte des Jahres nicht so gut aussehen, da die Wetterlage in den Monaten Juli und August einen Strich durch die Rechnung machte. Für das Gesamtjahr rechnet der ZIV daher mit Zahlen auf Vorjahresniveau. Der gute Start in diesem Frühjahr brachte, laut Thomas Kuntz, Geschäftsführer Verband des Deutschen Zweiradhandels (VDZ), ein stattliches Plus von 10 Prozent, das aber mittlerweile durch die regnerischen Periode von Juni bis August wieder aufgebraucht wurde.
Bei den Umsätzen konnte die positive Entwicklung aus 2009 mit plus sechs Prozent nicht gehalten werden. Nominal gingen die Umsätze 2010 um 2 Prozent zurück. Allerdings steht der Fahrradfachhandel hier sehr viel besser da, als der gesamte Einzelhandel.
Es zeigt sich, dass der E-Bike-Trend beim Händler nicht zu höheren Verkaufszahlen führt. „Normale“ Fahrräder werden durch die elektrounterstützten Fahrräder ersetzt. So stehen laut VDZ den deutlichen Zuwächsen bei E-Bikes Umsatzrückgänge bei klassischen Fahrrädern in Höhe von 10 Prozent gegenüber, bei Zubehör, Kleidung und Werkstatterlösen sind es knapp fünf Prozent. Laut VDZ sind für die Durchschnittspreise im Handel Steigerungen zu melden, von 446 Euro im Jahr 2009 auf 460 Euro in 2010. Der Anstieg gehe dabei zum einen Teil auf die E-Bikes zurück, vor allem aber sei er einem gewachsenen Qualitätsbewusstsein der Kunden zuzurechnen, die bereit seien, für Qualität mehr zu zahlen.