Letzten Oktober hatte Eurobike-Macher Messe Friedrichshafen sechs ausgesuchte Fahrrad-Fachjournalisten aus dem deutschsprachigen Raum und den Niederlanden nach Frankfurt geladen, um dort an einem »Round Table“ unter anderen mitzuteilen, dass man ab 2018 mit einer reinen B2B-Messe und vor allem zu einem früheren Termin (8. bis 10. Juli) durchstarten will. Diesmal hatte das Messe-Team sieben Fachjournalisten zu einem zweiten Austausch nach München geladen.
Was die Messe bewog nach München zu laden, machte Eurobike-Bereichsleiter Stefan Reisinger (Bild unten links) gleich zu Beginn klar: »Überall hören wir das Vorurteil, dass uns für dieses Jahr die Aussteller davon laufen. Was stimmt: Die eine oder andere Marke ist gegangen. Jedes Jahr sind wir aber in der Lage, die frei gewordene Fläche anderen Anbietern zur Verfügung zu stellen. Wenn wir 100 Altaussteller verlieren, kriegen wir 100 auch wieder rein. Richtig ist: Ja, es gibt einen Wechsel. Was aber nicht heißt, dass alle die gehen nicht mehr da sind. Einige fallen zum Beispiel heraus, weil sie über den Importeur vertreten sind. Nach wie vor gilt: Wir können nicht alle unterbringen.«
Allein die Nachfrage der E-Mobility-Branche sei enorm: »Damit könnten wir eine weitere halbe Halle füllen!« Zudem herrsche weiter eine starke Nachfrage aus Fernost. Was man definitiv verloren hätte, wäre das hochsportive Segment (ohne »e«). Das spiegelte sich laut dem stellvertretenden Leiter Kommunikation und stellvertretenden Pressesprecher Frank Gauß (Bild unten rechts) bereits auf der Eurobike 2012 wider – »und wird sich auch fortsetzen. Der Markt verändert sich«.
Mit Blick auf die diesjährige Eurobike meint Reisinger: »Giant und Cycling Sports Group (CSG) werden diesmal leider nicht dabei sei. Das tut uns sehr leid. Was uns aber Hoffnung macht: Die meisten Aussteller, die absagen, tun das aus rein budgetären Gründen – und nicht weil sie nicht mit uns zufrieden sind«. Zudem gäbe es andere Größen wie zum Beispiel Derby, die in diesem Jahr mit einem eigenen Stand ein Messe-Comeback feiern.
Zeppelinhalle fällt in diesem Jahr weg
Eine weitere Hürde für die Eurobike 2017 ist sicherlich auch der Ausfall der Zeppelinhalle. Dort wird zum Zeitpunkt der Messe ein neues Luftschiff gebaut. Die dortigen Aussteller müssen irgendwo anders untergebracht werden. Dafür soll der Innenbereich optimiert sowie die Test- und Demo-Area verkleinert werden. Der Testbereich wird hinter den Hallen B und im Freigelände Ost stehen. Die temporäre Hallenverlängerung der A3 und A4 werden auch wieder aufgebaut. Eine weitere angebaute Halle wird aber – Stand heute – nicht dazu kommen.
Blick in die Zukunft
Messechef Klaus Wellmann (Bild oben) hat hingegen das große Ganze im Sinn. Er erklärte, wo und wie sich die Eurobike selbst sieht. Dazu verweist er kurz auf die Vergangenheit: »Leitmessen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Entwicklungen einer Branche antizipieren. Seit 25 Jahren ist die Eurobike Trend-Barometer, Neuheiten-Schau, und Seismograph der Fahrradwelt von Morgen. Das ist für eine Leitmesse eine ganz wichtige Rolle.«
Dabei habe man eine unglaubliche Entwicklung hingelegt. Und: »Nach wie vor haben wir in Europa und weltweit den Status einer Leitmesse. Das ist eine enorme Verantwortung. Wir müssen die Entwicklung vorwegnehmen – und diese Aufgabe nehmen wir an.«
Somit schaue man bereits unvermeidlich auf die spätere – und hoffentlich vor einigen Hausmessen stattfindende Eurobike 2018: »Mit Blick auf die Unmengen an Hausmessen ist es richtig, die Messe ab 2018 nach vorne zu legen. Haus-Shows wird es sicherlich auch im kommenden Jahr geben. Auf lange Sicht gesehen müssen wir abwarten. Das ist Zukunftsmusik.«
One show, one voice
Fakt sei aber ohne Wenn und Aber: »Wir müssen die Relevanz als Generalveranstaltung der Branche hervorheben. Wir wollen, dass der Markt in all seiner Vielfalt bunt bleibt!« Diese Vielfalt sei letztendlich auch ein Mehrwert für den Fachhandel: »Die Marktabdeckung ist ganz wichtig.« Händler und Aussteller, die noch immer auf eine schwerpunktmäßige Order auf der Leitmesse hoffen, werden sich getäuscht sehen: »Das gehört definitiv der Vergangenheit an.«
Neue Player, neue Aufgaben
Hier setzt das Eurobike-Team auch auf neue Player aus dem boomenden E-Bike Sektor. »Gerade in den Bereichen Antrieb, Energieversorgung, Connectivity kommen neue und starke Player ins Spiel. Gleichzeitig sorgt die Digitalisierung für ein verändertes Konsumverhalten mit schier unbegrenzten Informationsmöglichkeiten und 24/7-Verfügbarkeiten. Das herkömmliche Fahrrad büßt Marktanteile ein – ob wir das nun gut heißen oder nicht: Die Zukunft gehört dem E-Bike,« erklärte Reisinger.
Diese Veränderungen – weg vom reinrassigen Renn- und Wettkampfrad hin zur E-Performance und Mobilitäts-Bike – sei für alle Akteure »egal ob OEM/Komponenten-Hersteller, Fahrradmarke, Importeur oder Fachhändler – große Chance und Risiko zugleich«. Die Leitmesse Eurobike will diese Entwicklungen rechtzeitig aufgreifen.
Text/Fotos: Jo Beckendorff