Das vorletzte Börsenjahr 2013 – in der RadMarkt-Ausgabe 2/2014 im jährlichen Börsenrückblick unter der Überschrift „Oberkante Unterlippe“ zusammengefasst – endete allen Unkenrufen zum Trotz mit einem dicken Plus. Krisen hin, Krisen her – 2014 kannten internationale Aktien größtenteils weiterhin nur eine Richtung: Bergauf. Aktionäre machten einen guten Schnitt. Wer nicht investiert hatte ärgerte sich. Nur: Was kommt jetzt? Die 2015er-Prognosen reichen mit Blick auf die vielen politischen und wirtschaftlichen Probleme weltweit von „Blase und Börsencrash“ bis „Rekorde und Börsenhausse“…
Laut einer Auswertung des Finanzdaten-Dienstleisters Bloomberg sind drei Viertel der weltweit gelisteten Aktien im Jahresverlauf 2014 gestiegen – durchschnittlich um beeindruckende 42 Prozent. O-Ton Süddeutsche Zeitung: „Tatsächlich war es schwieriger als sonst, 2014 am Aktienmarkt Geld zu verlieren.“
Zum außerordentlichen und scheinbar von allen Krisen losgelösten Ergebnis hat sicherlich auch die lockere Geldpolitik der Zentralbanken beigetragen. Den Anfang machte das wirtschaftlich ins Schlingern geratene Japan. Die Nippon-Regierung – Stichwort „Abenomics“ – drückte viel frisches Geld in den Markt. Folge: Sinkende Zinsen. Somit gerieten auch festverzinsliche Wertpapiere unter Druck. Die „Politik des lockeren Geldes“ führte zu einem gewollten Währungsverlust. Mit ihm wurde „Made in Japan“ wieder weltweit wettbewerbsfähig gemacht. Die Risiken dieser Geldpolitik wurden erst einmal hinten angestellt.
Im gewissen Sinne folgte die wirtschaftlich kriselnde Europäische Union (EU) dem Beispiel Japan. Um das Exportgeschäft anzukurbeln, musste der Euro runter. Also druckte die Europäische Zentralbank (EZB) massiv Geld und stellte den Banken der Eurozone Mitte des Jahres eine Anschubhilfe in Höhe von einer Billion Euro zur Verfügung. Der Mini-Leitzins von 0,15 Prozent und der Negativzins der Banken gelten bis heute. Folge: In den letzten sieben Monaten des Jahres 2014 rutschte der Euro im Vergleich zum US$ um circa 13 Prozent auf den Tiefstand von 2010. Somit sind europäische Exporte im Vergleich auch wieder wettbewerbsfähiger geworden.
Nicht nur dem Exportgeschäft, sondern auch dem Aktienmarkt haben diese durchaus kontrovers diskutierten Zentralbanken-Entscheidungen 2014 echten Rückenwind gegeben. Fakt ist: Die lockere Geldpolitik und der damit einher gehende Niedrigzins machten Aktien im Vergleich zu Anleihen & Co. wieder interessant. Viele Investoren gingen wieder mehr ins Risiko. Sie kauften Aktien, weil das gute alte Sparbuch sowie Anlagealternativen wie Staats- und Unternehmensanleihen nur noch Erträge abwerfen, mit denen nicht einmal die Inflationsrate aufgefangen werden kann. Von dem „wach gekitzelten“ Interesse am Aktienmarkt profitierten im letzten Jahr sicherlich auch unsere 34 unter Beobachtung stehenden Fahrrad-Aktienwerte. Wie genau erfahren Sie in unserer RadMarkt-Ausgabe 2/2015.
Text: Jo Beckendorff, Foto: Börse München