Seit acht Jahren verbuchen Fahrradhändler in Israel Zuwachsraten von mehr als 20 Prozent. Und das, obwohl die sanfte Fahrradmobilität bislang von der Regierung mehr oder weniger ignoriert wurde. Das könnte sich bald ändern: Um den Tourismus zu fördern, will Israel in den kommenden sechs Monaten einen 120 Kilometer langen Fahrradweg bauen, der die beiden wichtigsten Städte des Landes – nämlich Tel Aviv und Jerusalem – miteinander verbindet. Dieses Projekt wird im Rahmen des 60. Jubiläums des Staates Israel initiiert.
Erst der Blick auf eine finanziell potente Touristenzahl, die man durch so ein Fahrradweg-Projekt anlocken will, scheint den Weg für so ein Projekt freizumachen. Dabei radeln laut einem Bericht in der deutschsprachigen „Jüdischen Zeitung“ immer mehr Israelis selbst.
Laut Umfragen können 80 Prozent der Bevölkerung Radfahren. 42 Prozent der Kinder tun es mindestens einmal pro Woche. „Etwa 200.000 Israelis radeln am Wochenende durch die Berge Israels,“ schätzt Alex Kaplan, Sprecher des israelischen Fahrradvereins. Dazu gesellen sich „etwa 30.000 Biker, die auf Landstraßen in die Pedale treten. Während der Woche nutzen immerhin rund 60.000 Menschen das Verkehrsmittel auf täglicher Basis“.
Finanziert wird das Großprojekt Radweg von Tel Aviv nach Jerusalem laut der israelischen Tageszeitung „Jediot Achronot“ von dem Jüdischen Nationalfonds Keren Kajemet Leisrael. Es soll umgerechnet an die 300.000 Euro kosten. Mehrere anliegende Raststätten und Aussichtspunkte sind geplant. „Dieser Pfad wird eine internationale Touristenattraktion für Fahrradfahrer,“ wird der Vorsitzende des Nationalfonds Efi Stenzler zitiert.
Insbesondere die Küstenstadt Tel Aviv lebt vom wachsenden Fahrradboom. Es gibt dort kaum noch eine Straße, in der es kein Fahrradgeschäft gibt. Und wie die „Jüdische Zeitung“ berichtet, wurde in Tel Aviv nicht nur das bereits bestehende Radwege-Netz auf 74 Kilometer verlängert, sondern wird auch nach dem Vorbild Paris über ein Mietrad-System nachgedacht. Rund 2.500 Mieträder sollen schon bald an 25 Stationen bereit stehen. Falls dieses System einschlägt, soll dieses Pilotprojekt im heiligen Land weiter ausgedehnt werden.
– Jo Beckendorff