Trotz Corona, Krieg in Europa und Inflation kann die Branche im ersten Halbjahr 2022 das Rekordniveau von 2021 annähernd halten. Das vermeldet der Zweirad-Industrie-Verband ZIV im Vorfeld der Eurobike. Für das stabile Hoch sei auch das Leasing von hochwertigen Rädern mit verantwortlich, heißt es.
Produziert wurden in Deutschland im ersten Halbjahr 2022 580.000 Räder und E-Bikes, das sind drei Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2021 (600.000 Stück). Die Produktion von E-Bikes und Pedelecs sank laut ZIV im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Prozent auf 800.000 Stück.
Verkäufe Deutschland
Die Umsätze im Fahrradhandel seien im 1. Halbjahr 2022 insgesamt stabil. Hochwertige Räder, insbesondere Pedelecs, werden insbesondere im Rahmen vom Leasingverträgen, etwas besser verkauft als im Vorjahr. Bei den Fahrrad-Absätzen in Deutschland sei aber in den vergangenen Wochen mit steigender Inflation Kaufzurückhaltung insbesondere in den günstigeren Preisklassen zu spüren. Ebenso seien im Aftermarket die Kunden zurückhaltender.
Ausreichend Räder in den Läden – trotz Herausforderungen
Laut ZIV gibt es trotz Herausforderungen in der Lieferkette ausreichend Räder in den Fahrradläden. Allerdings sei – wie in den vergangenen zwei Jahren auch – nicht jede Wunschausstattung (Farbe, Rahmen, Teile etc.) jederzeit verfügbar.
Lieferschwierigkeiten betreffen derzeit vor allem Antriebskomponenten für E-Bikes (Batterien, Display, Chips). In der Rahmenproduktion versuchen viele Unternehmen momentan, ihre Produktion aus China zu verlegen, beispielsweise nach Taiwan, Vietnam und Kambodscha. Auch deutsche Hersteller versuchen, sich aus diesen Ländern beliefern zu lassen. Die dafür notwendigen Kapazitäten müssen aber erst einmal geschaffen werden.
Problematisch ist auch weiterhin die zu geringe Menge an verfügbaren Containern und die Überfüllung der Quell- und Zielhäfen. Schließungen chinesischer Häfen, die auch als Umschlagplätze von hoher Bedeutung sind, können jederzeit erfolgen. Der Weitertransport innerhalb Europas leidet massiv unter fehlenden Arbeitskräften. Der ZIV rechnet mit Besserung erst gegen Ende 2023.
Burkhard Stork, Geschäftsführer des ZIV: »Die Unternehmen der deutschen Fahrradbranche haben den Problemen mit Corona getrotzt und machen auch jetzt, wo die Schwierigkeiten aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine dazu kommen, einen tollen Job. So konnten wir nach dem Rekordjahr 2021 im ersten Halbjahr 2022 das Niveau annähernd halten.«
Politisch erfahre die Fahrradbranche gerade Unterstützung durch die mit dem Bundeshaushalt 2020 begonnene, größte Radwege-Bau-Offensive, die es in Deutschland je gab. Die Finanzierung soll durch den seit Ende Juni vorliegenden Haushaltsentwurf für 2023 langfristig gesichert werden, im wichtigsten Titel sogar bis ins Haushaltsjahr 2028. Burkhard Stork, Geschäftsführer des ZIV: »Bundesverkehrsminister Wissing macht deutlich, dass er die Fahrradnutzung fördern will und dass er die Radwege-Offensive des Bundes fortsetzt. Damit schafft der Minister den Rahmen für langfristige Investitionen in den Kommunen für bessere Radwege. Die brauchen wir dringend. Wir freuen uns sehr über das Engagement von Minister Wissing für den Radverkehr.«
Die deutsche Fahrradbranche betrachtet das Fahrrad und das E-Bike als hervorragende Alternative für die Mehrzahl aller Wege im Personentransport, so schließt die Mitteilung: »Die deutsche Fahrradbranche ist sich bewusst, dass sie das wichtigste Verkehrsmittel der Zukunft baut und ist, bei allen Schwierigkeiten, die jetzt und in den kommenden Monaten zu bewältigen sind, sehr optimistisch für die kommenden Jahre.«
vz/ Fotos: Fairnamic / ZIV