»A December to remember« – unter diesem Leitsatz endete das desaströse Börsenjahr 2018. Letztendlich entwickelte sich der damalige Dezember börsentechnisch zum schlimmsten seit der Großen Depression im Jahr 1931. Die traditionelle Jahresendrally blieb komplett liegen – und somit auch die guten Nachrichten, die für einen positiven Ausblick auf das Jahr 2019 so wichtig gewesen wären. Untergangsstimmung machte sich breit. Und dann mutierte das Börsenjahr 2019 allen politischen und wirtschaftlichen Krisen zum Trotz zu einem fulminanten Bullenjahr, wie man es so sicherlich nicht alle Tage erleben wird. Wie der Börsen-Downhill 2018 zum 2019er-Aufstieg aus der Asche drehte, erfahren Sie hier.
Was das mehrheitlich mit kräftigen Gewinnen endende Börsenjahr 2019 vor allem lehrt: ob Wirtschafts-, Handels- oder sonstige Kriege, politische Krisen oder abschwächende Konjunkturdaten – am Ende scheint die weltweite Börse nun eine Richtung zu kennen. Und die geht nach oben.
Anders ausgedrückt: wichtiger als das Kapital selbst ist immer der Faktor Zeit – Zeit, um jegliche Krisen auszusitzen. Natürlich reagiert die Börse auf neue Krisen wie zum Beispiel auf den gleich zu Beginn des neuen Jahres 2020 einsetzenden USA/Iran-Konflikt mit Abschwüngen. Irgendwann scheinen solche Krisen – Stichwort Handelskrieg China/USA oder auch Brexit – aber auch quasi im Kurswert eingepreist zu sein.
Fakt ist, dass der Konsum läuft, weil die Leute viel Geld in der Hand haben – was auch daran liegt, dass sowohl das Federal Reserve System (FED) als auch die Europäische Zentralbank (EZB) eine Niedrigzins-Politik fahren, die es in sich hat. Als dann Investoren durch eskalierende Handelsstreitigkeiten sowie auftauchenden Konjunktursorgen und ersten teilweile nach unten korrigierten Geschäftsberichten einzelner Unternehmen im Sommer und Herbst 2019 ins Grübeln kamen, senkten zuerst FED und dann EZB noch einmal den Leitzins.
Dank Niedrigzins keine Aktien-Alternativen
Die derzeit gefahrene Geldpolitik gilt vor allem für die Börse als stimulierende Maßnahme. In Zeiten der Niedrigzins-Politik gibt es keine Alternativen zum Aktienmarkt, der letztendlich aufgrund der attraktiveren Rendite auch zu einer höheren Risikobereitschaft der Anleger führt – was wiederum der Börse zugutekommt!
Bei Minuszinsen stecken Konsumenten ihr Geld weniger in den klassischen Sparstrumpf ihrer Banken, sondern investieren lieber in Konsumgüter (unter anderem übrigens auch vermehrt in E-Bikes). Einziger Haken an der ganzen Sache: Die weltweite Verschuldung nimmt kollektiv massiv zu. Diese Tatsache wird derzeit allerdings komplett ausgeblendet – und sollte Marktbeobachtern zufolge auch das Börsenjahr 2020 nicht belasten.
Stimmungskiller Chaos-Propheten
Was mit Blick auf das abgelaufene Börsenjahr 2019 auch auffällt: nachdem der Dezember 2018 noch einmal einen satten Punch einstecken musste, kamen im Zuge der allgemeinen Verunsicherung auch immer mehr sogenannte Crashpropheten zu Wort. Deren kollektive Panik- und Angst-Mache wurde von den Medien, die noch immer die globale Finanzkrise von vor zehn Jahren im Auge hatten, im Rahmen ihrer alltäglichen Berichterstattung aufgegriffen. Ohne etwaige Börsen-Kritiken zu verharmlosen: Fakt ist, dass sich Crash-Vorhersagen seit jener Börsenpleite 2018 für einige Crash-Propheten zu einem lukrativen Geschäftsmodell entwickelt haben.
Börsen-Zugpferd Marktwirtschaft
Umso erfreulicher, dass sich letztendlich viele börsennotierte Werte bestens behaupten konnten. Und das sicherlich nicht nur dank »der Politik des billigen Geldes«. Nach wie raten Börsenkenner den Anlegern, nicht nur auf die Konjunkturdaten zu schauen, sondern sich mit den Unternehmen selbst zu beschäftigen, in die sie investieren. Wenn Produkte und Dienstleistungen stimmen sowie das Management passt, werden diese Werte langfristig gesehen auch bestens alle Krisen und Abschwünge meistern. Anders ausgedrückt: solange die Marktwirtschaft funktioniert, geht es nach Einbrüchen auch wieder bergauf. Das ist auch eine Lehre aus 2018, das als »ein Börsenjahr zum Vergessen« in die Geschichte eingegangen ist.
Wer nun die Gewinner und Verlierer unserer Fahrradbörse 2019 waren, erfahren Sie in unserer kommenden RadMarkt-Printausgabe 2/2020. So viel vorweg: unsere Chart mit insgesamt 29 an der Börse gehandelten Fahrradwerten radelte im letzten Jahr mehrheitlich bergauf.
Text: Jo Beckendorff. Fotos: 1x Börse Berlin, 1x Deutsche Börse Group