Fahrradjahr 2018: Industrie erwartet gute Zahlen
Eurobike Branchengespraech
EUROBIKE - Branchengespräch (vl). Bernd-Uwe Gutknecht, ARD-Sportreporter. Siegfried Neuberger, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) Simon Schmitz, Vice Pesident eMobility & Innovations, Geschäftsbereichsleiter StreetScooter Cargo Pedelec, Deutsche Post GmbH Wolfgang Hohmann, geschäftsführer Wolfi´s Bike Shop, Dubai. Stefan Reisinger, Bereichsleiter OutDoor/Eurobike, Messe Friedrichshaen GmbH.

Zum Auftakt der Eurobike berichten die im Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) organisierten Hersteller und Anbieter von Fahrrädern, E-Bikes, Komponenten und Zubehör von einem guten Start in das Jahr 2018.  Siegfried Neuberger, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbands, erklärte im Branchengespräch heute morgen auf der Eurobike, man sei guter Dinge, Ende des Jahres mehr als vier Millionen E-Bikes und Fahrräder verkauft zu haben.

Er prognostizierte, dass die E-Bikes wie in den vergangenen Jahren wieder Zuwächse von 19 Prozent einfahren können und geht davon aus, dass in diesem Jahr 800.000 – 900.000 Einheiten verkauft werden.
Insgesamt wurde im 1. Quartal die Kaufstimmung der Konsumenten nur durch einen relativ kühlen März getrübt. Im 2. Quartal sorgten dann durchweg hervorragende Witterungsverhältnisse für beständig gute Absatzzahlen, so dass die Akteure der Branche sehr zufrieden mit den Abverkäufen zum Saisonstart waren. Dies lässt zuversichtlich auf ein erfolgreiches Fahrradjahr 2018 blicken.
Den fortgesetzten Erfolg der E-Bikes erklärt der ZIV damit, dass fortschreitend alle Modellgruppen elektrifiziert werden, gut designte Bikes und technologisch weiterentwickelte Motoren- und Akkus (Stichwort: Integration) auf den Markt kommen. Zudem machen innovative Geschäftsmodelle wie Leasing und Anwendungen im Logistikbereich E-Bikes populärer. 

Innovation schafft Nachfrage
Aber auch jenseits der E-Bikes schaffe die Fahrradindustrie mit technologischen Innovationen eine hohe Anziehungskraft und Nachfrage nach ihren Produkten, allen voran die digitale Vernetzung von Komponenten und Zubehör zum Beispiel zu Zwecken der Navigation, des Diebstahlschutzes, oder der Leistungsdiagnostik im Sport . Hinzu kommen Scheibenbremsen, ABS, Riemenantrieb und Zentralgetriebe, die das Produkt Fahrrad komfortabler und sicherer machen, soiwe leichtere Werkstoffe und neue Lösungen im Bereich Beleuchtungstechnik.
Die Politik sieht der ZIV weiter in der Pflicht, die neue Lust am Fahrrad zu stärken und den Radverkehr weiter massiv zu fördern. Es gelte, die Politik auf die wirtschaftliche Bedeutung des Fahrrads aufmerksam zu machen:  Die gesamte Fahrradwirtschaft inklusive Tourismus steht für 230.000 Arbeitsplätze. 50.000 Arbeitsplätze werden der Fahrzeug-, Komponenten- und Teileproduktion sowie dem Handel zugerechnet. Dabei werden jährliche Umsätze in Höhe von rund 16 Milliarden Euro generiert.
Auf die Frage nach den Auswirkungen von Handelszöllen der USA gab Neuberger an, dass sich Zölle auf Stahl und Alu noch nicht bemerkbar machten. Über Kaufkraft und Wirtschaftswachstum würden sie aber indirekt auch die deutsche Radindustrie beeinflussen. Die Überlegungen zu Anti-Dumping-Zöllen der EU gegen chinesische E-Bikes würden viele Länder in Europa positiv sehen. In der Frage sei aber noch alles offen, so Neuberger.

Post mit eigenen Pedelecs
Als Vertreter des Trends zum elektrifizierten Lastenrad saß Simon Schmitz, Vice Pesident eMobility & Innovations, Geschäftsbereichsleiter StreetScooter Cargo Pedelec, Deutsche Post, auf dem Podium: die deutsche Post/DHL. Die hat in Ermangelung einer passenden Branchenlösung inzwischen eigene Pedelecs entwickelt, von denen inzwischen 3000 auf der Straße seien, mit einem Potenzial von 20.000, erklärte Schmitz. Und diese Entwicklungen wolle man nun auch anderen Geschäftskunden, zum Beispiel Lieferdiensten, angepasst an deren Bedürfnisse, verkaufen.

Aus Dubai berichtete Wolfgang Hohmann, der dort Wolfi’s Bike Shop betreibt, dass dort das Interesse am Radfahren wächst, insbesonderen in der sportlichen Ausprägung Rennrad, Triathlon und inzwischen auch MTB. Scheich Mohammed fahre selbst und habe auch Radwege und -strecken ausbauen lassen und auch mal die Formel-1-Rennstrecke für den Radsport umnutzt.

Eurobike-Bereichsleiter Stefan Reisinger nahm nochmal Stellung zur Terminfrage: Auch künftig werde die Messe Friedrichshafen agil auf die Bedürfnisse der Branche reagieren müsse. Gewandelt habe sich wieder, dass viele Unternehmen doch die Ansprache des Endkunden über einen Publikumstag wünschen und aber auch nicht zu früh die Ware zeigen möchten, die dann erst nächstes Jahr in den Läden steht. Die Eurobike werde auch weiter innovative Projekte anschieben wie den Start-up-Innovations-Award, der dieses Jahr erstmals vergeben wird oder die Retail-First-Strategie, die den Fachhändlern einen kostenlosen Besuch der Eurobike ermöglicht.

 
vz/Fotos: Messe Friedrichshafen

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