Prof. Dr. Lucas F. Flöther hat in seiner erneuten Rolle als vorläufiger Insolvenzverwalter des Fahrradproduzenten Mifa mit der Mifa-Inhaberfamilie von Nathusius einen Vertrag über die Gewährung eines Massedarlehens für Mifa geschlossen. »Der vorläufige Gläubigerausschuss der Mifa-Bike GmbH und das zuständige Insolvenzgericht haben den Darlehensvertrag bereits gebilligt«, heißt es aus Sangerhausen.
Ein kurzer Blick zurück: Am 18. Januar zog der von Mifa-Bike GmbH-Inhaber Heinrich von Nathusius (im Bild unten links zusammen mit Mifa Key Account Managerin Stefanie Koch) eingesetzte Sanierungs-Geschäftsführer Joachim Voigt-Salus den Antrag auf Eigenverwaltung zurück. Hintergrund war, dass dringend benötigte Finanzmittel in Höhe von rund 5 Millionen Euro aus einem Massedarlehen kommen sollten, die die Familie von Nathusius über ihre Gesellschaft IFA vor Insolvenzantrag zugesagt hatte.
Nachdem von Nathusius die Gewährung dieses Darlehens plötzlich an Bedingungen knüpfte, denen das Land Sachsen-Anhalt hätte zustimmen müssen, kippte das Ganze. Das Land konnte diese Bedingungen laut Voigt-Salus nicht erfüllen. Verhandlungen zwischen Investitionsbank und die Landesregierung auf der einen sowie der Familie von Nathusius scheiterten.
Warum sich die Familie von Nathusius jetzt doch einlenkte und welche Rolle dabei die Landesregierung spielte (und evtl. auch investierte?), wird seitens Flöther zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht kommuniziert. Nur soviel: »Durch die Gewährung dieses Darlehens durch die Familie von Nathusius ist die Fortführung des Mifa-Geschäftsbetriebs über den Zeitpunkt der Verfahrenseröffnung hinaus gesichert. Wir werden nun umgehend die Bestellung der Teile auslösen, die für die Produktion und die Lieferung der vorliegenden Aufträge benötigt werden.«
Die Wiederaufnahme der Produktion könne nun bereits in einigen Wochen erfolgen. »Viele Kunden halten Mifa auch in dieser schweren Zeit die Treue«, versichert Flöther, «viele – darunter auch einige Großkunden – haben trotz der entstandenen Verzögerungen bestellt.«
Die Verhandlungen mit weiteren Kunden laufen noch. Je größer das Bestellvolumen ausfällt, in desto größerem Umfang kann die Produktion fortgeführt werden. Davon hängt es auch ab, wie viele Mitarbeiter nach Insolvenzeröffnung weiterbeschäftigt werden können. Die rund 520 Mitarbeiter erhalten derzeit bis Ende Februar 2017 weiterhin Insolvenzgeld.
»Wir danken allen, die dazu beigetragen haben, dass der Geschäftsbetrieb fortgeführt werden kann«, betont Flöther, »der Familie von Nathusius, die sich nun doch entschlossen hat, die Fortführung mit einem Massedarlehen zu ermöglichen; den Kunden und Lieferanten, die uns die Stange halten und ebenfalls durch Lieferantenkredite und Vorfinanzierungen die Wiederaufnahme der Produktion möglich machen; der Politik in Land und Region, die uns in allen Belangen zur Seite steht; und vor allem den Arbeitnehmern und ihren Vertretern, die mit vollem Engagement dem Unternehmen die Stange halten.«
Ergänzend läuft der Investorenprozess für Mifa bereits auf Hochtouren. »Nur mit einem starken Partner könne man die Existenz von Mifa langfristig sichern. »Wir führen erste konkrete Gespräche mit Interessenten. Darüber hinaus sprechen wir weitere mögliche Investoren an,« erklärt der vorläufige Insolvenzverwalter Lucas Flöther.
Text: Jo Beckendorff/Mifa