Ein neues Projekt an der Frankfurt University of Applied Sciences hat das Ziel, fahrradbezogene Verkehrsdaten systematisch zu sammeln. Nächste Woche gibt es die Möglichkeit, sich das Projekt in einer Videokonferenz näher anzuschauen.
Damit Stadtplanerinnen und Stadtplaner, Bund, Länder und Kommunen optimale verkehrspolitische Entscheidungen treffen und gute infrastrukturelle Voraussetzungen (Gestaltung und Bau neuer Radinfrastruktur etc.) schaffen können, bedarf es ausreichender Daten über Routen, Reisezeiten oder Verkehrsaufkommen im Fahrradverkehr. Bisher werden solche Daten vereinzelt und verstreut – auch durch private Unternehmen als Nebenprodukt ihrer eigentlichen Geschäftsmodelle – erhoben. Beispielhaft seien hier Fahrradverleihe oder Anbieter von Rad-Navigations-Apps genannt. Um Mobilitätsdaten zusammenzuführen und datenschutzkonform verfügbar zu machen, gibt es den Mobility Data Space (MDS). In diesem – durch die Fraunhofer-Gesellschaft entwickelten – offenen Datenraum können Datengeber festlegen und kontrollieren, unter welchen Bedingungen ihre Daten von anderen Akteuren genutzt werden. Auf diesem Weg werden Datensouveränität und Vertrauen geschaffen. Datengeber definieren die technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen zu ihren Daten und gewährleisten den Nutzerinnen und Nutzern somit ein hohes Maß an Transparenz.
Bisher sind fahrradrelevante Daten und Datengeber im MDS allerdings noch stark unterrepräsentiert. Das Projekt „FLOBIDAS — Floating Bike Data Space: Datenraum Fahrradmobilität für Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung“ soll die technisch-organisatorische Machbarkeit sowie die Nützlichkeit des MDS für Fahrrad-Daten demonstrieren. Die Datengeber werden hierfür mittels einer Schnittstelle an den MDS angebunden. Das Research Lab for Urban Transport (ReLUT) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) arbeitet im Projekt mit der Firma [ui!] Urban Mobility Innovations zusammen. „MDS ist ein vielversprechender Weg, den wir gerne um das Thema Fahrrad erweitern möchten. Unser Projekt entwickelt die Konnektoren, die Datengeber fahrradrelevanter Daten an den MDS anbinden“, so Projektleiter Dr. Manuel Görtz von [ui!].
„Ergebnis der Anbindung unseres Projekts an den MDS ist ein Datenraum Fahrradmobilität. Seine Praktikabilität werden wir durch einen Feldversuch in der Stadt Wiesbaden erproben, um zu analysieren, wie umfassend die so gewonnene Datenbasis ist, das heißt wir werden sie mit anderen Datenquellen – wie Zählungen durch Verkehrskameras – vergleichen“, erklärt Prof. Dr. Tobias Hagen, Professor für Volkswirtschaftslehre und Quantitative Methoden am Fachbereich Wirtschaft und Recht der Frankfurt UAS und Teil des Direktoriums des ReLUT, der das Projekt seitens der Hochschule verantwortet. Durch gemeinsam mit Datengebern entwickelte tragfähige Geschäftsmodelle wird die Wirtschaftlichkeit des Daten-Anbietens im MDS demonstriert. Technische, organisatorische und ökonomische Anreize und Hürden werden für potenzielle Datengeber mithilfe von Experteninterviews untersucht. Verfügbare Fahrraddaten werden identifiziert und mit potenziellen Datengebern besprochen, ob und inwieweit sie ihre Daten an den MDS anbinden möchten.
Das Projekt wird im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND mit knapp 100.000 Euro für ein Jahr bis Juni 2023 durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert.
Bei einer Auftaktveranstaltung am 17. August 2022 werden sich das Forschungsteam der Frankfurt University of Applied Sciences und der Verbundpartner [ui!] Urban Mobility Innovations vorstellen und die Projektziele sowie die Durchführung aufzeigen. Im Anschluss werden weitere Projekte aus dem Bereich Radverkehr präsentiert. Die Veranstaltung wird online über Zoom stattfinden. Eine Anmeldung ist unter https://www.frankfurt-university.de/index.php?id=11184 möglich.
MB /Foto: Ulrike Wolf