Die 1935 gegründete Skifirma Stöckli stellt als letzte traditionelle Schweizer Marke Skis in namhaftem Umfang her. Seit 18 Jahren werden auch eigene Bikes verkauft. Der in dritter Generation geführte Familienbetrieb galt bislang als gesundes Vorzeigeunternehmen. Umso mehr überraschte auf den ersten Blick die Nachricht vom Verkauf. Ist die Firma zu wenig profitabel?
Nun, Stöckli wird ja nicht einfach an einen x-beliebigen Investor veräußert, sondern bleibt in »lokalen Händen«, bei der ebenfalls in der Region verwurzelten Unternehmerfamilie Kaufmann; sie besaß schon seit 20 Jahren einen »bedeutenden« Aktienanteil. Der Übernahmezeitpunkt war nun durch die Erstellung einer neuen Unternehmensstrategie gekommen. Verwaltungsratspräsident Niklaus Knüsel erklärt: »Es besteht überhaupt kein Bedarf für eine Sanierung, hingegen für eine bessere Profilierung.« In einem ersten Feinschliff soll eine verstärkte Ausrichtung auf die »Leistung am Berg« vollzogen werden – eine Konzentration auf Ski und Bike. Sortimente wie Running oder Snowboard sollen aufgegeben werden. Dazu ist eine »Revitalisierung« der teils etwas angejahrten Filialen vorgesehen, die zu »Brandstores« nach internationalem Vorbild aufgewertet werden sollen – Erlebniswelten, wie das heute so schön heißt. Mit den Bikes will man hingegen verstärkt ins Tal runter: Neben Sporthändlern in den Stationen werden in der Schweiz insbesondere Fachhändler im Flachland gesucht.
In Deutschland läuft zurzeit ein Pilotprojekt, in welchem das Potential für die Bikemarke Stöckli abgeschätzt wird. In Österreich werden die Bikes wie die Skis von einem Generalimporteur vertrieben, der auch die notwendige Beratungs- und Servicekompetenz gewährleistet.
Um die Innovationskraft hochhalten zu können, wird auch in Zukunft stark in die Entwicklung der Mountain- und Elektrobikes investiert. Bike-Product Manager Thomas Steger, der den ganzen Bikebereich aufgebaut hat, trägt weiterhin die Verantwortung für die Bikesparte. Auch werden alle Arbeitsplätze am Firmensitz Wolhusen und im Skiwerk Malters (beide im Kanton Luzern) erhalten bleiben. Einzig CEO Beni Stöckli wird sich nach Einarbeitung des neuen Unternehmensleiters (vermutlich nach dem Sommer) zurückziehen.
www.stoeckli.ch
Text/Fotos: Peter Hummel