Die Geschichte des Tretlagers
Das Nadax Favorit von FAG, mit dem Brust am Beginn seiner »Fahrradkarriere« befasst war.

Ernst Brust feiert mit seinem Unternehmen Velotech in diesem Jahr sein 25jähriges Bestehen. In der neuen November-Ausgabe des RadMarkt geben wir einen Rückblick auf die Firmengeschichte und die Leistungen des Unternehmens früher und heute. Als Ergänzung zu diesem Artikel hier die Geschichte des Tretlagers und was sie mit Velotech zu tun hat.

Von der Tretlagerentwicklung bis zur Velotech-Gründung – eine kleine Zeitreise: 1853 entwickelte der Schweinfurter Philipp Moritz Fischer aus dem Drais‘schen Laufrad das Tretkurbelfahrrad. Die Tretkurbeln waren fest mit der Vorderradwelle verbunden; die Laufräder drehten sich, wie damals allgemein üblich, in einfachen und reibungsintensiven Gleitlagern. Abhilfe, weil kraftsparender, fand man in den sogenannten Konuslagern. Die Werkstoffe und Kugeln waren aber noch mangelhaft. Der entscheidende Durchbruch gelang Fischers Sohn Friedrich 1883 mit der Erfindung der Kugelmühle. Sie lieferte runde Stahlkugeln in bis dahin unbekannter Präzision.
Die »Erste Automatische Gußstahlkugelfabrik vormals Friedrich Fischer AG«, so der Firmenname seit 1897, lieferte schon sehr bald Kugeln in die ganze Welt. Die daraufhin rasch einsetzende Verbreitung von kugelgelagerten Fahrradnaben war die erste Serienanwendung von Wälzlagern überhaupt. Daraus entwickelte sich in der Folgezeit die eigenständige Wälzlagerindustrie. Die Marke FAG wurde am 29. Juli 1905 beim Patent- und Markenamt eingetragen.
Trotz dieses immensen Fortschrittes bestanden diese Konuslager im Fahrrad aber immer noch aus einer Vielzahl von Einzelteilen, waren zeitaufwendig zu montieren, liefen relativ schwergängig und waren wegen einfacher Spaltdichtungen wartungs- und verschleißanfällig. Während in praktisch sämtlichen technischen Bereichen Wälzlagerungen eine rasante Entwicklung erfuhren, blieb die Zeit im Fahrradbau bezüglich der Lagerungstechnik nahezu stehen.
Der entscheidende Entwicklungsschritt zum heute nicht mehr wegzudenkenden Standard moderner Tretlagereinheiten kam wieder von FAG: Speziell für Rennräder entwickelte die Firma SRO – die Schweizer Tochter von FAG – gegen Ende der 1970er Jahre eine hochpreisige Tretlagereinheit, die unter dem Namen Nadax Favorit bekannt wurde.
Anfang der 1980er Jahre brachte FAG Schweinfurt dann die weiterentwickelte einbaufertige und wartungsfreie Tretlagereinheit zur Serienreife, die auf die aktuellen technischen und wirtschaftlichen Anforderungen der Großserie abgestimmt war.
In den Bereichen Entwicklung und Arbeitsvorbereitung waren Horst Ulsenheimer und Ernst Brust die verantwortlichen Spezialisten. Sie betreuten ab Anfang 1983 zunächst auch selbst die Markteinführung bei den namhaften in- und ausländischen Fahrradherstellern. Innerhalb weniger Jahre wurde ein Absatz von 1,5 Millionen Einheiten pro Jahr erzielt.
In den Folgejahren zogen die meisten namhaften Wälzlager- sowie Fahrradkomponentenhersteller wie INA, SKF, Thun und Shimano nach und begannen ebenfalls mit der Lieferung wartungsarmer oder -freier Tretlagereinheiten an die Fahrradhersteller.

 

 

 

 

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