Um einer Insolvenz zu entgehen, muss das jetzt unter Gläubigerschutz stehende Unternehmen die eingeläutete Schutzperiode von zwei Monaten zur Reorganisation bestens nutzen. Oberste Priorität des angeblich schon länger in finanziellen Schwierigkeiten steckenden Unternehmens – die Gerüchteküche betraf immer wieder sowohl VanMoof als auch Mitbewerber Cowboy – ist nun die Erarbeitung eines Geschäfts- und Zahlungsplans, mit dem die Gesellschaft aus der Krise gelangt.
Um eine Lösung zu finden und die Geschäftsaktivitäten wieder auf feste Beine mit Zukunftsperspektive zu stellen, will das VanMoof-Team um die beiden Unternehmens-Gründer und -Geschäftsführer Taco and Ties Carlier gemeinsam mit den beiden eingesetzten Verwaltern die derzeitige Situation genauestens prüfen. Neben VanMoof Global Holdings B.V. soll laut Medienberichten in den Niederlanden auch VanMoof B.V. Zahlungsaufschub beantragt haben – und somit ebenfalls unter Gläubigerschutz stehen.
Während der VanMoof-Store im Münchener Werksviertel schon vor einigen Monaten geschlossen wurde, machten nun alle Markenstores des Anbieters vorläufig dicht. VanMoof will alles dransetzen, den Service für seine Kunden – dem Endverbraucher – schnellstmöglich wieder aufzunehmen.
Nachdem über die letzten Jahre von Risikokapital-Gesellschaften schon mehrere Millionen Euro in die (O-Ton diverser Kritiker) »Marketingwaffe VanMoof« flossen, ist fraglich, ob diese Quelle niemals versiegt bzw. zukünftig nicht versiegen wird. 2021/2022 wäre das niederländische Unternehmen nach enormem Wachstum und Verlusten von rund 78 Millionen Euro schon einmal fast in den Konkurs geschlittert. Damals sprangen die bestehenden Investoren noch mit einer Finanzspritze in die Bresche.
Die nun eingeräumten zwei Monate Zahlungsaufschub geben dem 2009 gegründeten und heute global arbeitenden Bikeanbieter Zeit, Lösungen für ausstehenden Zahlungen zu finden, alte Kapitalgeber zu weiteren Investitionen zu bewegen und/oder neue Kapitalgeber zu finden. Die Zeit läuft.
Text: Jo Beckendorff