Kaum eine Tour de France sorgte in den letzten Jahren für so viel Aufmerksamkeit wie die gerade vergangene 2020. Die teils spektakuläre Streckenführung kombiniert mit einem harten Kampf um den Gesamtsieg und das Gelbe Trikot sorgte für Faszination bei Fans in aller Welt. Am Ende wurde es ein slowenisches Duell, das der große Favorit gegenüber seinem jüngeren Widersacher verlor.
Zweitjüngster Toursieger aller Zeiten
Nach 3.470 Kilometern in Frankreich trennten den Sieger und den Zweitplatzierten der Tour de France nicht einmal eine ganze Minute. 59 Sekunden betrug der Abstand zwischen Tadej Pogačar und Primož Roglič. Auf der finalen Etappe nach Paris veränderte er sich traditionell nicht mehr, der Herausforderer Roglič sah von Attacken auf seinen slowenischen Landsmann ab. Somit kam es zu einem historischen Ergebnis. Pogačar krönte sich mit 21 Jahren und 364 Tagen exakt einen Tag vor seinem 22. Geburtstag zum jüngsten Tour-Sieger seit 116 Jahren. 1904 hatte der Franzose Henri Cornet triumphiert. Der Sieg kam zwar nicht vollständig unerwartet, gehörte Pogačar doch zum erweiterten Favoritenkreis. Doch der große Favorit war vor dem Start Landsmann Roglič.
Bei sämtlichen Buchmachern wie 888sport gab es vor dem Start tiefe Quoten für einen Gesamterfolg des Slowenen. Der Wettanbieter schätzte Pogačar in seinem wie üblich umfangreichen Angebot unter den ersten Verfolgern ein. Bis zum Einzelzeitfahren am vorletzten Tour-Tag stimmte diese Einschätzung mehr oder weniger exakt. Primož Roglič führte und wurde nicht einmal ernsthaft in Gefahr gebracht. Dann jedoch entschied Pogačar das Zeitfahren für sich und stellte Roglič damit vor veränderte Tatsachen. Der ehemalige Skispringer trug seine Niederlage mit Fassung und gratulierte seinem Landsmann aufrichtig: »Er war viel besser als ich, er verdient das so sehr«, so Roglič.
Was hält die Zukunft für Pogačar und Roglič bereit?
Nach einem Großevent ist stets vor dem nächsten. So fällt der Blick bereits auf die großen Veranstaltungen wie Vuelta a España und Giro d’Italia, die Ende Oktober in gekürztem Format beginnen. 2019 nahm Pogačar erfolgreich an der Vuelta teil, wo er drei Etappen gewinnen konnte. Er gewann zugleich die Nachwuchswertung. Roglič auf der anderen Seite nahm an sämtlichen großen Touren teil und gewann die Vuelta 2019. Er muss in diesem Jahr Abstriche machen, da sich die Veranstaltungszeiten der Events in Spanien und Italien überschneiden. Wo auch immer die beiden Athleten des Teams Jumbo-Visma am Ende dabei sind, sollten sie abermals zum Favoriten avancieren. Gleiches gilt für die Tour France 2021, nachdem zuletzt keine echten Konkurrenten erkennbar waren. Der Gesamt-Dritte Richie Porte hatte am Ende bereits 3:30 Minuten Rückstand.
Da Roglič mit 30 Jahren in Radsport-Maßstäben nicht mehr der jüngste Fahrer ist, wird es langsam eng für ihn, noch einen Gesamtsieg einzufahren. Mit seinem jungen Widersacher aus dem eigenen Land hat die Radsport-Welt bereits jetzt einen Favoriten über Jahre hinweg. Dazu gesellen sich die vielen starken Südamerikaner. Der Kolumbianer Egan Bernal musste 2020 zwar aufgeben, wird jedoch im kommenden Jahr sicherlich wieder voll attackieren. Auch sein Landsmann Rigoberto Uran und der Ecuadorianer Richard Carapaz sind erstzunehmende Titelkandidaten für die großen Touren der Zukunft. Die Sportart selbst scheint bereit für ein unterhaltsames Jahr 2021.
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