Aufgrund der nicht eindeutigen Situation des gestrigen Wahlergebnisses hat die Pro-Bono- Initiative »Händler helfen Händlern« eine Blitzumfrage auf LinkedIn gestartet: Die Frage lautete: welche Regierungskoalition braucht die Wirtschaft für die Zukunft? Ergebnis: »Rot/Gelb/Grün« wünscht sich die Mehrheit der über 1.000 befragten Händler:innen und Unternehmer:innen. Die Umfrage läuft noch die ganze Woche.
Zum Ergebnis erklärt Rose Bikes-CEO Marcus Diekmann als Mitinitiator von »Händler helfen Händlern«: »Das Ergebnis zeigt, dass wir Händler:innen den Change gewählt haben und das als Koalition wollen. Dies ist keine Kritik an der guten Arbeit der Vergangenheit, sondern eine Notwendigkeit für die Zukunft. Wir alle wollen Veränderung und die Ampel steht für Veränderung. Bei den Jung- und Erstwählern stehen Bündis90/Die Grünen und die FDP ganz vorne, und das müssen wir bei der Überalterung unserer Gesellschaft doppelt berücksichtigen. Das Thema nachhaltiges Wirtschaften rückt ins Zentrum allen politischen Handelns der Zukunft.«
60 Prozent der bisherigen Umfrage-Teilnehmer sprechen sich für die Ampelkoalition Rot/Gelb/Grün aus
60 Prozent der Unternehmer:innen sprechen sich für die Ampel aus. 37 Prozent stimmen für eine Jamaika-Koalition – und nur 3 Prozent für ein »Weiter-so« der Großen Koalition. Das Endergebnis der Umfrage wird »Händler helfen Händlern« den Parteien einreichen. Dazu ist die Initiative jetzt schon laut eigenen Angaben im direkten Austausch mit FDP-Chef Christian Lindner sowie den beiden Grünen- Bundestagsabgeordneten Katharina Dröge und Annemone Spallek. Zudem führt die Initiative Gespräche mit dem Handelverband HDE: beide Seiten sind sich einig, dass »eine schnelle Regierungsbildung oberste Priorität haben muss«.
Sechs Themenfelder verkörpern größten Handlungsbedarf
Künftigen Handlungsbedarf sieht „Händler helfen Händlern“ vor allem bei folgenden sechs Themen:
1) Corona und Wirtschaft, Gastronomie und Innenstadt: Handel und Gastronomie sind von der Coronakrise stark betroffen. Es fehlt an finanziellen Mitteln, Fachkräften und innovativen Konzepte, Innenstädte wieder für die Menschen attraktiv werden zu lassen. Welche Förderkonzepte bringen die Branche wieder in Schwung?
2) Digitalisierung: In den letzten Jahren wurde das Thema Digitalisierung von der Regierung zu eng gefasst und die Diskussion hauptsächlich auf den Netzausbau fokussiert. Damit ist es nicht getan. Wie schaffen wir die digitale Transformation Deutschlands? Welche Themen werden dabei priorisiert?
3) Nachhaltige Wirtschaft: Einige Unternehmer in Deutschland treiben in punkto Klimaschutz die Politik vor sich her, sie verpflichten sich selbst zur Dekarbonisierung ihrer Wertschöpfungskette. Es sind aber noch nicht genug, die Ressourcen und finanzielle Mittel allokieren, um Veränderung herbeizuführen. Welche politischen Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, dass Unternehmen sich zu den Pariser Klimazielen verpflichten, ohne dabei die Wirtschaftlichkeit ihres Geschäftsmodells obsolet werden zu lassen?
4) Schul-, Aus- und Weiterbildung: Es zeichnet sich schon heute ab, dass nachdem sich die Generation Baby-Boomer in Rente verabschiedet, eine Riesenlücke auf dem Arbeitsmarkt entstehen wird. Wie fangen wir den Fachkräftemangel auf? Wie muss digitale Bildung in Deutschland gestaltet sein?
5) Start-Ups: Wir fördern wir in Deutschland Unternehmertum und eigenverantwortliches Handeln? Wie stärken wir insbesondere bei jungen Menschen den Mindset von Mut, unternehmerische Chancen zu ergreifen und ins Risiko zu gehen?
6) Europa international: Wie können wir dafür Sorge tragen, dass Europa im internationalen Kontext eine führende Rolle einnimmt und nicht in Bürokratie verzwergt und in Kleinteiligkeit zerfällt?
Text Jo Beckendorff/Händler helfen Händlern