»Das Fahrrad ist bis zur Vollkommenheit entwickelt«, sagt der Sofioter Architekt Martin Angelov, dennoch hat er es mit seinem Kollegen Michail Klenov neu erfunden.
»Halfbike« nennen sie die von ihnen entworfene Konstruktion mit einem Rad vorne und zwei kleineren Rädern hinten, einer hochaufragenden Lenkstange aus imprägniertem Sperrholz und einem Rahmen aus handgebogenem, lasergeschnittenem Aluminium. Es wird aufrecht stehend gefahren und durch Gewichtsverlagerung gelenkt. Zusammengeklappt lässt sich das acht Kilogramm leichte Vehikel bequem transportieren, für seinen wesentlichen Vorzug hält Martin Angelov aber die völlig neue Art der Fortbewegung, die es ermöglicht. »Wir lieben Sport und Bewegung, so war es unsere Motivation, ein Gefährt zu entwickeln, das seinem Fahrer ein einzigartiges Bewegungserlebnis bietet.« Laut Angelov trainiert Halfbikefahren die Balance und die Reflexe, beim Fahren müsse man sich darauf konzentrieren, was man tut, so könne man abschalten vom Alltag.
Angelov und Klenov, beide rund um die Dreißig, haben im vergangenen Jahr mit ihrer in der bulgarischen Hauptstadt Sofia und in Tucson/Arizona registrierten Firma Kolelinia über die us-amerikanische Crowdfunding-Plattform Kickstarter 82.000 US-Dollar eingeworben. Dies hat ihnen die Herstellung einer ersten Serie von einhundert Halfbikes ermöglicht, die fast alle an Kickstarter-Unterstützer in verschiedenen Ländern wie den USA und Australien, aber auch nach Deutschland gegangen sind. Eine zweite Kickstarter-Kampagne hat Kolelinia 973.764 US-Dollar eingebracht. Dafür müssen die beiden Halfbike-Erfinder nun bis zum Jahresende 2.000 Exemplare produzieren, die ebenfalls zum größten Teil bereits Kickstarter-Geldgebern gehören. Für 599 US-Dollar kann das Halfbike II aber auch online bestellt werden.
Momentan sind Martin Angelov und Mihail Klenov dabei, ihre neue Manufaktur einzurichten, in der sie mit Angestellten bis zum Jahresende die über Kickstarter bereits verkauften Halfbikes in Handarbeit fertigen wollen. Wesentliche Teile des Halfbikes stellen sie selber her, andere lassen sie sich von lokalen Firmen zuliefern, beispielsweise für die Bremsen montieren sie aber auch qualitativ hochwertige Komponenten, die man von konventionellen Fahrrädern kennt. »In einem halben Jahr zweitausend Halfbikes zu fertigen, ist eine Herausforderung und wir fokussieren uns ganz auf sie«, sagt Mihail Klenov, »danach wird es wohl Zeit, über Marketing und neue Vertriebsformen nachdenken«.
www.halfbikes.com
www.kolelinia.com
Text/Foto: Frank Stier