Brexit hin oder her – dass sich das Thema Fahrrad in Zeiten von Corona auch in Großbritannien bestens behauptet, belegen unter anderem ein Blick auf die gerade vom führenden heimischen Autozubehör- und Zweirad-Produktanbieter Halfords Group plc vorgelegten Zahlen für die ersten fünf Monate des laufenden Geschäftsjahres 2020/21. Allerdings glaubt der Anbieter nicht, dass es so gut weiterlaufen wird. Warum nicht, erfahren Sie hier.
»Dieser 20-wöchige Handelszeitraum begann am 4. April (Anmerkung des RadMarkts: und endete zum 21. August) – und fällt somit mit den wichtigsten Auswirkungen von Covid-19 in Großbritannien zusammen…Wir freuen uns, dass wir in diesem Zeitraum eine starke Handelsperformance erzielt haben. Um von der anhaltend starken Fahrrad-Produkt-Nachfrage zu profitieren, haben wir schnell gehandelt. So konnten wir die Verkäufe von E-Bikes und E-Scooter im Vergleich zu 04-08/2019 um 230 Prozent hochfahren. Zudem wurde unser Fahrrad-Service sowohl durch unseren kostenlosen 32-Punkte-Fahrradcheck als auch durch die von der Regierung eingeführten ‚Fix your Bike‘-Gutscheine aufgewertet. Unser Automobil-Geschäft erlebte hingegen eine Rückkehr zum Wachstum. Die wurzelt vor allem in einer allgemeinen Zunahme an Autofahrten sowie einer erhöhten Dachträger und Dachboxen-Nachfrage…Nach wie vor besteht jedoch eine erhebliche Unsicherheit hinsichtlich der Auswirkungen von Covid-19 und des makroökonomischen Umfelds in den kommenden Monaten. Deshalb sind wir hinsichtlich der Aussichten für den Rest dieses Jahres vorsichtig. Mit Blick auf die weitere Zukunft sind wir allerdings von der langfristigen Strategie unseres Unternehmens und den Wachstumsaussichten der Fahrrad- und Automobil-Märkte, in denen wir uns bewegen, überzeugt«, erklärte Halfords Group-CEO Graham Stapleton bei Vorlage erster Geschäftszahlen 2020/21 in Corona-Zeiten.
Fahrrad- inklusive E-Bike-Verkäufe über allen Erwartungen
Alleine das eigene und auf über 450 Store setzende heimatliche Retail-Geschäft von Halfords konnten im Zeitraum 04-08/2020 und verglichen mit April bis August 2019 ein Umsatzplus von 59,1 Prozent erzielen. Der Fahrrad-Performancesektor habe sogar im Vergleich um 76 Prozent zulegen können. Mit 114 Prozent konnten sich Fahrrad-Neukäufe sogar mehr als verdoppeln. In diesem Zusammenhang verweisen die Briten vor allem auf ihre neue eigene hochwertige Carrera-Bikerange. Genaue Umsatzzahlen werden im vorliegenden Zwischenbericht allerdings leider nicht genannt.
Nur so viel: »Unter der Annahme des erwarteten Nachfrage-Niveaus im September und der Stabilität des relativen Werts des US-Dollars, gehen wir derzeit für das erste Halbjahr unseres Gruppengeschäfts im Geschäftsjahr 2020/2021 von einem Gewinn vor Steuern zwischen 35 und 40 Millionen GBP (38,26 bis 43,72 Millionen Euro) aus.«
Zweites Halfords-Geschäftshalbjahr 2020/21: gedämpfter Ausblick
Allerdings ist Halfords Group weiter vorsichtig. Um aussagekräftige Prognosen für das Gesamtjahr abzugeben, sei das Handelsumfeld nach einem guten ersten Halbjahr nach wie vor zu unsicher: »Innerhalb unseres eigenen Geschäfts gibt es starke Unterschiede in der relativen Leistung der Produktkategorien. Dies wird durch die extreme Unsicherheit in Bezug auf makroökonomische Faktoren wie die Auswirkungen der zweiten Covid-19-Welle, einem Wirtschaftsdämpfer mit steigender Arbeitslosigkeit sowie den Brexit-Auswirkungen noch verschärft.«
Zudem sei die Bandbreite der möglichen Gewinnresultate für das zweite Halbjahr wie bei den meisten Einzelhandels-Geschäften aufgrund der relativ hohen operativen Ausgaben und des äußerst unsicheren Handelsumfelds sehr groß. Halfords-Fazit: »Der wahrscheinliche Gegenwind auf Makroebene, die anhaltenden Kosten für den Betrieb mit Covid-19 und ein natürlicher Rückgang der relativen Stärke von Fahrrad- und Freizeitprodukten während der Wintermonate bedeuten, dass der Gewinn in der zweiten Jahreshälfte deutlich niedriger sein könnte als in der ersten Jahreshälfte.«
Text: Jo Beckendorff, Foto: Halfords Group