Auch wenn der Visionär seine Firma schon 2009 an seinen Sohn Marcus übergeben hatte, war er immer noch aktiv dabei. Bis zum hohen Alter von 80 Jahren kümmerte er sich um die Produktion in Asien. Dafür hatte er letztendlich Indonesisch gelernt – was von den Mitarbeitern vor Ort sehr geschätzt wurde.
Johann (John) Franz Chiba ist der Sohn einer großen Handschuhmacher-Dynastie. Er war die vierte Generation einer Handschuhmacher-Familie, deren Unternehmen 1853 in Abertham im böhmischen Erzgebirge (heute Abertamy im tschechischen Bezirk Karlsbad) gegründet. Dieser Ort war damals das Zentrum der deutschen Handschuh-Produktion, das um 1900 mehr als 11.000 Menschen beschäftigte.
1945 – im jungen Alter von 12 Jahren – musste er mit seinen Eltern über die Grenze in den amerikanischen Sektor fliehen, weil die Kommunisten, die Abertham besetzt hatten, das Leben seiner Eltern als größten Arbeitgeber im Ort bedrohten. Die Chibas wanderten nach Kanada aus. Dort blieben sie bis 1964.
Das Heimweh brachte Sie aber wieder zurück nach Deutschland. Die Chibas siedelten sich in Piding im Berchtesgadener Land an. Der Vater von John Chiba produzierte weiter feine Lederhandschuhe. John hatte andere Ideen: er wollte Sporthandschuhe produzieren. Als kreativer Geist erfand John Chiba über die Jahre viele innovative Sporthandschuh-Lösungen und Verbesserungen.
Die ersten Modelle waren bunte Ski-Handschuhe. So etwas gab es damals noch nicht. Der Erfolg gab ihm Recht. Von den 600 Handschuh-Produzenten, die 1965 in Deutschland existierten und feine Lederhandschuhe produzierten, sollten nach wenigen Jahren nicht mehr viele übrig bleiben.
Den Ski-Handschuhen folgten Fitness-, Rad- und Arbeitsschutz-Handschuhe. Dabei kamen immer wieder Innovationen zum Einsatz. 1982 entwickelte Chiba unter anderem das »Hotliner«-Heizsystem für Ski-Handschuhe, die dreigeteilten anatomischen Innenhand-Polsterungen an Rad-Handschuhen, Handschuh-Ausziehhilfen sowie das »BioXcell-«System gegen das Einschlafen der Hände beim Radfahren.
Unter John Chiba wagte das Unternehmen auch »als einziger deutscher Handschuh-Hersteller schon früh den Aufbau einer eigenen Produktionsstätte in Asien. So folgte der Macher seinem Motto »nur wer selbst produziert, gibt sein Knowhow nicht in die Hände anderer Hersteller«. Chiba konnte damit bei Innovationen Standards setzen und neue Produktionstechniken entwickeln, die laut heutigen Unternehmensangaben »die Basis der hohen Lieferfähigkeit, Qualität und auch das sehr gute Preisleistungsverhältnis der Produkte von Chiba« bildet.
So hat John Chiba beinahe sein ganzes Leben dem Familienunternehmen und deren Mitarbeitern gewidmet. Unter seiner Leitung wurden die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. »Seine einmalige Persönlichkeit, seine freundliche Art und seine Fürsorge für Firma, Mitarbeiter und Familie werden unvergessen bleiben«, heißt es in einer Unternehmensmeldung.
Der RadMarkt spricht der Familie Chiba, den Freunden und allen Hinterbliebenen von John Chiba seine herzliche Anteilnahme aus.
Text: Jo Beckendorff