Von ihren Anfängen auf dem Land in Norddeutschland bis zur heutigen Unternehmensgruppe hat sich die Firma Hermann Hartje immer vorwärts bewegt. Der Familienbetrieb wird dieses Jahr 125 Jahre alt und ist unter dem langjährigen Firmenmotto »Tradition in Bewegung“ zielstrebig in Richtung Zukunft unterwegs, wie es aus Hoya anlässlich des Jubliläums heißt. Größere Feierlichkeiten sind allerdings aufgrund der Corona-Lage im Moment nicht angezeigt.
Neue Technologien und Geschäftsfelder mutig in Angriff nehmen, das ist seit den Tagen von Firmengründer Hermann Hartje Senior Programm: »Meinen Großvater hat alles fasziniert, was mit Mobilität zu tun hatte«, erklärt Hermann Hartje Junior, der seit 1973 die Verantwortung für das Unternehmen trägt. »Angefangen bei den frühen Fahrrädern, Motorrädern und den ersten Autos. Diese Faszination lebt bei uns bis heute. Die Branchen, in denen wir zu Hause sind, bewegen die Menschen und sie bewegen uns. Von ihren Anfängen vor 125 Jahren bis zur E-Mobilität von heute – unsere Geschäftsfelder sind überaus lebendig.«
Ein Blick zurück
Die Hartje-Geschichte beginnt am 22. August 1895, als Hermann Hartje Senior volljährig wir und ins Geschäftsleben eintritt – zunächst als Lohngerber, bald darauf als Kaufmann. Noch vor 1900 beginnt Hartje damit, Fahrräder zu verkaufen. Fahrradhändler gibt es auf dem Lande zu der Zeit noch nicht, ebenso wenig wie Elektrizität. Hermann Hartje macht sich mit zwei Fahrrädern auf den Weg zu Schützen- und Erntefesten, bietet dort die Fahrräder an und feiert nach einem erfolgreichen Verkauf kräftig mit. Bald verkaufen Bekannte aus den umliegenden Dörfern Fahrräder gegen Provision und führen Reparaturen durch. Ersatzteile werden ins Lager aufgenommen.
Und auch bei den ersten Autos vor Ort mischt Hartje mit. Im »Continental Handbuch für Automobilisten« von 1914 findet man Hartje als Benzinstation, Reparaturwerkstatt und Reifendepot.
Nachdem Hermann Hartje Senior als Gründer im besten Sinne mit Weitsicht die Grundlagen gelegt hat, schuf Friedrich Hartje in hanseatischer Kaufmannstradition ein finanziell gesundes Großhandelshaus, das 1968 fünfzig Mitarbeiter beschäftigte. Hermann Hartje Junior stellte sich ab 1973 die Herausforderungen der Zukunft und entwickeltet Hartje zu einem Unternehmen mit 900 Mitarbeitern, das Fachhandelspartner in den den Branchen Fahrrad, Kfz und Motorrad ist. Im Stammhaus in Hoya dreht sich alles um Fahrräder, Fahrradteile sowie Zubehör, Teile für Motorräder (Mot-Team), Fahrzeugteile und Werkzeuge. Mehr als 100.000 Artikel sind ständig ab Lager verfügbar, der Fuhrpark zählt mehr als 300 eigene Fahrzeuge, die im vergangenen Jahr 11.600.000 Kilometer zurückgelegt haben. Das entspricht 290 Umrundungen der Erde. Rund 8.500 Bestellungen mit 125.000 Einzelartikeln verlassen täglich das Stammhaus in Hoya.
Seine Händler so umfassend wie möglich zu betreuen ist Hartjes Mission: Zusätzlich zum generellen Außendienst gibt es Spezialaußendienste für die Marken Conway, Contec, Contoura sowie die Exklusivmarken in den Bereichen Bike und Sport & Outdoor. Auch für Motorradzubehör und Fahrzeugteile sind eigene Teams unterwegs. Mit der eigenen Warenwirtschaft erleichtert Hartje den Händlern das Arbeiten und stellt mit dem Internetportal mein-fahrradhaendler.de einen digitalen Kanal zu Verfügung, der Endkunden ins Geschäft des Fahrradhändlers bringt.
Essenzieller Teil des Erfolgsrezepts sind 14 regionale Verkaufsbüros für Fahrräder und Teile. Hermann Hartje Junior: »In den 80er Jahren gab es noch unzählige regionale Großhändler auf dem Fahrradmarkt. Nachdem viele insolvent gegangen waren, kam ich zu der Überzeugung, dass man eine gewisse Größe erreichen muss, um dauerhaft zu bestehen. In Bielefeld konnten wir dann 1987 die ehemaligen Vertriebsmitarbeiter eines Hauses für uns gewinnen. Heute sind wir auf diese Weise bundesweit und darüber hinaus präsent.«
Mit Standorten für Retail Marketing und E-Commerce richtet sich Hartje auf die Zukunft aus. In den Bike Experience Centern Zutphen (in den Niederlanden), Augsburg und Potsdam erleben sowohl Händler als auch Endkunden Fahrrad- und Fahrradteilemarken in einer ganzjährigen Ausstellung. Tochterunternehmen gibt es mittlerweile in Dänemark (Hartje Ebsen A/S, Spezialist für die skandinavischen Märkte), in Tschechien (ein Teil der E-Bike Fertigung findet in der neu gebauten E-Factory S.R.O. im tschechischen Šumperk statt) und in Taiwan (das Hartje Asia Team koordiniert die Zusammenarbeit mit Lieferanten in ganz Asien).
…und nach vorn
Im Jubiläumsjahr 2020 modernisieren die Niedersachen ihr Corporate Design und verbessern Prozesse: Spürbar positive Auswirkungen für den Kunden mit sich bringen werden das neu gebaute Fahrrad-Logistikzentrum sowie das ebenfalls neu errichtete Kleinteilelager für den Zweiradbereich, so Hartje. Durch einen automatisierten Warentransport über vier Lagerebenen hinweg und die sogenannte „Auftragsweiterreichung“ gelangt mehr Ware in ein Packstück, weniger Handgriffe sind nötig und es wird Zeit eingespart. Auch wird es pro Lieferschein in Zukunft weniger Packstücke geben. Außerdem soll sich Contec zunehmend zur internationalen Marke entwickeln, sie tritt jetzt erstmals als eigenständiger Hersteller in Erscheinung mit selbst entwickelter Beleuchtung und Schlössern, die jetzt in großer Stückzahl in verschiedenen Fahrradprogrammen zum Einsatz kommen.
Hermann Hartje nimmt den Geburtstag zum Anlass, den Mitarbeitenden, Kunden und Lieferanten sowie Partnern und Freunden von Hartje zu danken: »Das Jubiläum ist ein Moment, der uns mit Stolz erfüllt – aber vor allem mit Dankbarkeit. Dankbarkeit für langjährige Zusammenarbeit, einen fairen, partnerschaftlichen Umgang und das Vertrauen in das Unternehmen und seine Menschen. Denn wer und wo wir heute sind, ist ein Verdienst all jener, die uns über diese lange Zeit hinweg begleitet haben.«
Verena Ziese/Fotos: Hartje