Letzten Freitag (22. August) hat die kriselnde Mitteldeutsche Fahrradwerke AG (Mifa) mit dem letztens eingesetzten Vertreter der Anleihegläubiger der Mifa-Anleihe namens One Square Advisory Services GmbH (der RadMarkt gerichtete) sowie der OPM Global B.V. – einer Tochtergesellschaft des indischen Fahrradherstellers Hero Cycles Ltd. – eine Grundlagenvereinbarung zur finanziellen Sanierung der Mifa unterzeichnet. Mit der unterzeichneten Grundlagenvereinbarung sei nun „ein wesentlicher Schritt zur Sanierung“ der Mifa in die Wege geleitet…
Hero ist bereits an der Mifa beteiligt. Mit dem weiteren Einstieg als strategischer Investor sind die Inder als Mehrheits-Partner zur künftigen Ausgestaltung des operativen Mifa-Geschäfts noch näher an den Sangerhausenern dran. Nach erfolgreicher Durchführung der im Zuge der Grundlagenvereinbarung geplanten Kapitalmaßnahmen werden die Hero-Tochter OPM Global B.V. und weitere neue Aktionäre ein Aktienpaket von rund 89 Prozent an der Mifa in ihren Händen halten.
Dr. Stefan Weniger bewertet die jetzt getroffene Grundlagenvereinbarung in seiner Rolle als Mifa-Vorstand für Reorganisation und Sanierung (Chief Recovery Officer – CRO) wie folgt: „Nach intensiven und konstruktiven Verhandlungen ist die heute getroffene Vereinbarung mehr als nur ein positives Signal für alle Beteiligten. Die nun vereinbarte Sanierungsstruktur zeigt insbesondere den unbedingten Willen der Verhandlungspartner, eine für alle Seiten tragbare Lösung herbeizuführen, die die Basis für den langfristigen Fortbestand der Mifa bildet. Eine solche Lösung haben wir nun gefunden. Die Sanierung der Mifa befindet sich somit auf der Zielgeraden.“
Was passiert jetzt genau? Laut Grundlagenvereinbarung werden die Anleihegläubiger der Mifa-Anleihe „im Wege einer sogenannten Abstimmung ohne Versammlung unter anderem dazu aufgerufen, über eine Verringerung der Hauptforderung der Mifa-Anleihe im Nennwert von derzeit 25 Millionen Euro um 15 Millionen Euro auf dann 10 Millionen Euro abzustimmen“. Der Differenzbetrag in Höhe von 15 Millionen Euro soll dann im Rahmen einer Sachkapitalerhöhung in Neue Aktien umgewandelt werden („Debt-Equity-Swap“).
Hauptvorteil eines Debt-Equity-Swap aus Unternehmenssicht ist laut Wikipedia „die Einschränkung oder komplette Verhinderung der Überschuldung des Unternehmens.“ Die Eigenkapitalquote würde im Zuge der Restrukturierung verbessert und zusätzlich Liquidität geschaffen, da Belastungen durch Zinsen und Tilgung wegfallen.
Zudem soll die Mifa-Anleihe durch bestimmte Vermögensgegenstände im Wert von bis zu 7,5 Millionen Euro nachgesichert werden. Allerdings sind die Anleihegläubiger weiterhin dazu aufgerufen, über den Verzicht auf die zwischen dem 12. August 2013 und dem 11. August 2014 entstandenen Zinsansprüche in Höhe von ca. 1,9 Millionen Euro zu entscheiden. Die aufgelaufenen Zinsen sollen ebenso wie der Differenzbetrag dem Eigenkapital der MIFA zugeführt werden.
Des Weiteren wird den Anleihegläubigern vorgeschlagen, die Endfälligkeit der Mifa-Anleihe bis zum 12. August 2021 (statt 12. August 2018) hinauszuschieben – „einhergehend mit einer Reduktion des jährlichen Zinssatzes von derzeit 7,5 Prozent auf einen Restrukturierungszinssatz in Höhe von 1 Prozent jährlich für den Zeitraum zwischen dem 12. August 2014 und dem 11. August 2021“.
„Als Gegenleistung für die Verringerung der Hauptforderung der Mifa-Anleihe sollen die Anleihegläubiger nach einer von einer außerordentlichen Hauptversammlung zu beschließenden vereinfachten Herabsetzung des Grundkapitals im Verhältnis 1:100 („Kapitalschnitt“) das Recht auf den Erwerb von Neuen Aktien erhalten, die im Rahmen der von der außerordentlichen Hauptversammlung zu beschließenden Umtauschsachkapitalerhöhung („Debt-Equity-Swap“) unter Ausschluss des Bezugsrechts der Altaktionäre ausgegeben werden sollen und zunächst von einer Abwicklungsstelle gezeichnet und übernommen werden sollen“, heißt es in einer vorliegenden Mifa-Pressemeldung weiter.
In einem weiteren Schritt kommt dann die Hero-Tochtergesellschaft OPM Global B.V. ins Spiel. Zuerst soll eine Kapitalerhöhung gegen Bareinlagen zur Beteiligung der OPM Global B.V. anstehen. Im Zuge einer weiteren Kapitalerhöhung ist geplant, auch den bestehenden Aktionären und den Anleihegläubigern Neue Aktien anzubieten.
Dazu noch einmal die Sangerhausener: „OPM Global B.V. hat sich dabei dazu verpflichtet, nicht von den Altaktionären und den Anleihegläubigern übernommene Aktien zu zeichnen. Im Zuge der Barkapitalerhöhungen soll der Mifa ein Gesamtemissionserlös in Höhe von mindestens 15 Millionen Euro zufließen. Nach erfolgreicher Durchführung der geplanten Kapitalmaßnahmen halten OPM Global B.V. und weitere neue Aktionäre rund 89 Prozent der Gesamtzahl der ausstehenden Aktien der Mifa, rund 10 Prozent werden dann bei den Anleihegläubigern liegen sowie rund 1 Prozent bei den derzeitigen Aktionären der Mifa.“
Im Anschluss an den Debt-Equity-Swap soll in Form von Barkapitalerhöhungen, die im Wesentlichen von Hero-Tochter OPM Global B.V. gezeichnet und übernommen werden sollen, zusätzliches Eigenkapital im Umfang von mindestens 15 Millionen Euro in die Mifa fließen. Dazu der Mifa-Vorstandsvorsitzende Hans-Peter Barth: „Die deutliche Stärkung der Eigenkapitalbasis der Mifa sendet auch ein wichtiges Signal an unsere Mitarbeiter und Geschäftspartner. Mit Hero haben wir einen strategischen Investor gewonnen, der an die Zukunft der Mifa glaubt und auch bereit ist, sich in größerem Umfang finanziell an der Gesundung unseres Unternehmens zu beteiligen. Wir sind optimistisch, mit dem Einstieg von Hero nicht nur einen wesentlichen Baustein der finanziellen Sanierung gesetzt zu haben, sondern darüber hinaus auch einen wertvollen Partner zur künftigen Ausgestaltung unseres operativen Geschäfts gefunden zu haben.“
Die Umsetzung der vereinbarten Sanierungsstruktur soll bis März des Jahres 2015 abgeschlossen sein.
Text: Jo Beckendorff/Mifa, Foto: Jo Beckendorff