Der seit Mai letzten Jahres an der Börse gehandelte Hersteller von Hochpräzisions-Getriebeteilen und -Komponenten hGears AG hat im ersten Verkaufsquartal 2022 »trotz des herausfordernden Geschäftsumfelds« einen Konzernumsatz von 34 Millionen Euro (minus 7,1 Prozent) und ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen, Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte und Mieten (EBITDA) von 4,1 Millionen Euro (minus 42,8 Prozent) eingefahren.
Auch wenn der junge Geschäftsbereich E-Mobility im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres ein zweistelliges Umsatzminus von 15,4 Prozent schlucken musste: bestimmte Faktoren lassen die Schramberger zuversichtlich in die Zukunft schauen.
E-Mobility-Neukunde Revonte und mehr
So konnte der junge hGears-Geschäftsbereich E-Mobility im April mit Revonte Oy einen jungen finnischen E-Bike-Motor-Anbieter für sich gewinnen, der schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einem europäischen Hersteller für die Serienfertigung seines mit einer Fülle von inneren Bauteilen ausgestatteten »Revonte One« E-Bike-Motors war. Bei diesem innovativen Motor handelt es sich um ein System aus einem integrierten, stufenlosen Planetengetriebe und zwei verschiedenen Elektromotoren, das am Tretlager verbaut ist. Während der eine Motor beim Fahren unterstützt, sorgt der andere für die gewünschte Übersetzung. Getriebeteile-Spezialist hGears wird alleiniger Lieferant für das komplexe »Revonte One«-Getriebesystem.
Darüber hinaus hat der deutsche Hersteller eine mehrjährige Vertragsverlängerung »mit einem großen E-Mobility-Kunden« erfolgreich über das Jahr 2024 hinaus abgeschlossen. Weil dieser nicht namentlich genannt wird, kann der RadMarkt nur Mutmaßungen anstellen. Laut Branchenkennern soll es sich um einen führenden Antriebsanbieter aus dem Raum Stuttgart handeln…
Problempolster Weitergabe-Klausel
Laut hGears entspricht die erste Ouartalsleistung den Erwartungen des Managements. Damit sei man weiterhin in der Spur, die ausgegebenen Ziele sowohl für das Gesamtjahr 2022 als auch die mittelfristigen zu erreichen.
Was besonders auf den ersten Quartalsumsatz drückte und ihn deshalb auch im Vergleich zu 01-03/2021 ins Minus rutschen ließ: Bei einem Teil der Konzern-Kunden kam es »weiterhin zu Betriebsunterbrechungen aufgrund von Covid-19-bedingten Schließungen und anhaltenden Engpässen in den globalen Lieferketten. Dies führte zu Lieferverzögerungen in allen Geschäftsbereichen, vor allem bei E-Mobility«.
Allerdings konnte hGears eigenen Angaben zufolge als Lieferant funktionskritischer Komponenten »den Inflationsdruck mindern und die Rentabilität des Unternehmens in absoluten Zahlen schützen, indem es die Weitergabe-Klauseln für Rohstoff- und Energiekosten umsetzte«.
Advantage E-Mobility
Außerdem sei der Auftragsbestand für E-Bikes im Endverbraucher-Markt weiterhin beträchtlich. »Dies machen unsere laufenden Kundengewinne und die kürzlich erfolgte Vertragsverlängerung mit einem bedeutenden E-Mobility-Kunden offensichtlich«, erklärt hGears-CEO Pierluca Sartorello, »wir glauben, dass wir diese beispiellosen Herausforderungen sehr gut meistern und wir vertrauen auf unsere Fähigkeit, unser Portfolio weiterzuentwickeln, unsere neuen Projekte hochzufahren und im Laufe des Jahres den Nutzen aus dem Operational Leverage ziehen zu können.«
Umsatzaufteilung nach Geschäftsfeldern
Der oben genannte Konzernumsatz teilt sich wie folgt auf (siehe auch unten abgebildete Tabelle):
E-Mobility: 10,6 Millionen Euro (minus 15,4 Prozent)
E-Tools: 11,7 Millionen Euro (plus 0,7 Prozent)
Conventional: 11,3 Millionen Euro (minus 6,1 Prozent)
Ausblick
Nach schwierigen Marktbedingungen im Jahr 2021 geht hGears davon aus, »dass das makroökonomische Umfeld im Jahr 2022 volatil bleibt, mit zunehmendem Inflationsdruck durch den Krieg in der Ukraine, Unsicherheit im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie und anhaltenden Engpässen in den globalen Lieferketten«.
Die Positionierung des Konzerns als Anbieter funktionskritischer Komponenten ermögliche es jedoch, »dies durch die Implementierung von Weitergabe-Klauseln in vielen seiner Kundenverträge weitgehend zu kompensieren«.
Im laufenden Geschäftsjahr 2022 will sich der Anbieter weiter auf ein zusätzliches Geschäft mit Neukunden und den Ausbau des Auftragsvolumens mit Bestandskunden konzentrieren. Um zusätzliche Effizienzsteigerungen zu erzielen und die Kostenstrukturen des Konzerns weiter zu optimieren, wird der Konzern darüber hinaus »die operative Exzellenz in seinen Werken weiter vorantreiben«. In Zahlen: Während die Schramberger das bereinigte EBITDA im Gesamtjahr 2022 auf Vorjahres-Niveau sehen, gehen sie gleichzeitig davon aus, dass »die positiven Auswirkungen des Operating Leverage in der zweiten Jahreshälfte 2022 und in 2023 realisiert werden«.
Text: Jo Beckendorff, Fotos: 1x hGears, 1x Revonte, Tabelle: hGears