• Home
  • Nachrichten
  • Insolvenz: Green­storm Mobi­lity GmbH am Ende – Sanierung keine Option

Insolvenz: Green­storm Mobi­lity GmbH am Ende – Sanierung keine Option
Laut einer Meldung des österreichischen Gläubigerschutzverbandes Kreditschutzverband von 1870 (KSV) hat das einst mit seinem E-Mobilitäts-Verleihkonzept für Furore sorgende Start-Up Greenstorm Mobility GmbH (Eigenwerbung: »sorgt für volle Hotelbetten und grünen Fahrspaß«) am 12. Juli einen Insolvenzantrag (Insolvenznummer 188580A) gestellt. Für das in Kufstein ansässige Unternehmen ist nun das Landesgericht Innsbruck zuständig. Zum Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Mag. Philip Paumgarten von der Kufsteiner Kanzlei Rechtsanwälte Waldbauer, Paumgarten, Naschberger und Partner bestellt.
Wird nach der Insolvenz, nicht saniert, sondern eingestellt: die Greenstorm Mobility-Zentrale in Kufstein mit ihren letztendlichen 32 Mitarbeitern.Foto: Jo Beckendorff

Die Geschäftstätigkeit des einst von Richard Hirschhuber und Philipp Zimmermann gegründeten und via Crowdfunding aufgebauten Startups bestand darin, Hotels und Gastronomie-Betrieben Premium-E-Bikes und -E-Autos zur Verfügung zu stellen. Im Gegenzug erhielt Greenstorm dafür freie Hotelkapazitäten, die von dem Jungunternehmen via Übernachtungsgutscheine veräußert wurden.
Dieses innovative Verleihkonzept wurde nicht nur mehrfach preisgekrönt, sondern fand in dem europäischen Private-Equity-Unternehmen Bregal Milestone mit Sitz in London auch einen Investor, der 2018 eine Finanzspritze im nicht näher benannten zweistelligen Millionenbereich in den Austria-Newcomer steckte (und das Interesse weiterer Investoren weckte).
Langfristig gesehen ging dieses »Win-Win-Tauschgeschäft E-Fahrzeuge gegen Übernachtungsgutscheine« nicht auf, wurde allerdings auch arg von Corona ausgebremst. Nach dem Ausstieg des Gründerduos aus dem aktiven Tagesgeschäft versuchte man sich an weiteren Geschäftsmodellen (Stichwort »Green4Rent«, »Greenstorm Marketplace«, »E-Bike-Abo« etc.). Die haben anscheinend durch die Bank nicht so gezündet wie erhofft.
Weitere Investorengespräche gescheitert
Zu den Insolvenzursachen führen die Greenstorm-Macher um Geschäftsführer Mathias Klein aus, dass das Vertriebskonzept letztendlich nicht kostendeckend war. Man habe versucht, das gesamte Geschäftsmodell auf neue Beine zu stellen. In den letzten fünf Monaten sei es aber evident geworden, dass die neu aufgesetzten Prognoserechnungen zu optimistisch waren. Auch ein Gespräch mit möglichen Investoren sei letztlich gescheitert. Dem Jahresabschluss 2022 wurde der Prüfvermerk verweigert.
Mathias Klein geht davon aus, dass über 9 Millionen Euro an Verbindlichkeiten bestehen. Im Jahr 2022 soll ein negatives Ergebnis in Höhe von rund 1,8 Millionen Euro erwirtschaftet worden sein. Bei Banken stehen rund 2,9 Millionen Euro, bei der öffentlichen Hand etwa 1,5 Millionen Euro und bei Lieferanten zirka 1,2 Millionen Euro an Verbindlichkeiten aus.
Welche Vermögenswerte diesem Passiva gegenüber stehen wird sich im Verlauf des Verfahrens zeigen. Greenstorm Mobility GmbH hält Beteiligungen an der Greenstorm Mobility Solution GmbH, Deutschland (100 Prozent), der Green4rent GmbH in Österreich (100 Prozent), der Greenstorm Mobility Espana SL in Spanien (99 Prozent) und der Greenstorm Logistica Ltd. in Slowenien (50 Prozent). Ob diese Beteiligungen überhaupt einen Vermögenswert repräsentieren, bleibt abzuwarten. Dies wird der zu bestellende Insolvenzverwalter detailliert zu prüfen haben. Zudem wird der Insolvenzverwalter in diesem Verfahren laut KSV1870 auch die Kapitalflüsse zwischen den Gesellschaften einer objektiven Überprüfung unterziehen müssen.
Da die Greenstorm-Macher keine Sanierung anstreben und ein Insolvenzverwalter unter diesen Bedingungen einen langfristigen Fortbetrieb des Betriebes nicht aufrechterhalten kann, erklärt der Insolvenzreferent des KSV1870 in Innsbruck Wolfgang Spiss: »Eine Schließung des Unternehmens wird alsbald nach Insolvenzeröffnung erfolgen.«
Dass keine Sanierung von der Geschäftsleitung angestrebt wird, sei bei einem nicht funktionierenden Geschäftsmodell nur logisch und konsequent: »Ich erwarte, dass die 32 von diesem Konkursverfahren betroffenen Dienstnehmer aus dem Tiroler Unterland relativ zeitnah ihre Arbeitsstelle verlieren werden.«
Den Gläubigern wird empfohlen, sich in diesem Verfahren eines spezialisierten Vertreters zu bedienen. Der KSV1870 wird die Interessen der Gläubiger in diesem Verfahren mit Auslandsbezug mit entsprechendem Nachdruck vertreten.

Text: Jo Beckendorff

 

Weitere Themen
Wir woanders
Trekking & Radkultur
Das Magazin für E-Bikes
Taktik & Training
Das Branchenmagazin
Club für leidenschaftliche Fahrradfahrer
Community aus sportlichen Radfahrern