Etwas Melancholie schwang schon mit bei der letztmals in Las Vegas stattfindenden Interbike (20. – 24.9.), die erstmals zusammen mit der Schwestermesse Health + Fitness Business Expo im Sands Convention Center stattfand. Ab kommendem Jahr findet diese wichtige US-Fachmesse wieder im kalifornischen Anaheim statt. Und zwar zu einem weit nach vorne geschobenen August-Termin (8. – 12.), der auf dieser Messe konträr diskutiert wurde. Ob diesbezüglich tatsächlich schon das allerletzte Wort gesprochen ist? Wie auch immer: Die Messetermin- und Standortdiskussion drängte leider auch die präsentierten neuen Produkte etwas in den Hintergrund.
Während das vom 20. bis 21. September in Boulder/Nevada stattfindende Händlertestival Outdoor Demo Days mit seinen nahezu 120 Ausstellern wiederum wie im Vorjahr geschätzte 3.900 Fachhändler und Medienvertreter anlockte, konnte die Messe selbst (22. bis 24.9.) das Fachbesucher-Vorjahresergebnis noch einmal um mehr als drei Prozent auf über 24.000 hochfahren. Insgesamt stellten 750 Aussteller die neuen Produkte von mehr als 1.200 Marken ins Rampenlicht.
Alleine diese Zahlen zeigen allen Unkenrufen zum Trotz, dass die Interbike weiterhin zu den internationalen Topp-3 der Branche gehört. Das belegt auch die Anzahl der internationalen Einkäufer, die gegenüber dem Vorjahr um 38,5 Prozent auf 1.800 hochschnellte. Diese kamen vor allem aus den Nachbarländern Kanada und Mexiko sowie anderen (südamerikanischen) Ländern wie Argentinien, Brasilien, Kolumbien und Venezuela. Des Weiteren zählten Australien, Großbritannien und Japan zu den Top-Ten.
Kam man allerdings auf den frühen Interbike-Termin 2011 zu sprechen, war man mitten in einer aufgeheizten Diskussion. „Das ist entsetzlich. Wir werden als Trek-Händler nicht nach Anaheim gehen. Die Trek-Hausmesse ist kurz vor dem neuen Interbike-Termin. Da kann ich in der Verkaufssaison nicht noch einmal fehlen,“ erklärte US-Händler Randy Gibb. Kollege Jamie Mids versteht die Welt nicht mehr: „Was soll das? Anaheim ist keine gute Wahl. Das ist es genauso heiß wie in Vegas und wir haben noch den ganzen Smog. Zu diesem frühen Termin mitten in der Saison wird mein Boss nur noch einen von uns anstelle bisher drei schicken.“
Nicht nur Händler, sondern vor allem europäische Aussteller und Besucher sehen den frühen Termin äußerst skeptisch. Verblüffend aber auch, dass geschimpft wird, man den Namen der jeweiligen Person aber in diesem Zusammenhang bitte nicht zitieren soll. Also wird die Suppe doch nicht so heißt gekocht. Zumal viele europäische Aussteller auch schon längst mit einem heimischen Importeur im Markt sind. Demnach werden europäische Marken weiter als Aussteller vertreten sein. Ob allerdings die Markenvertreter aus Europa persönlich anreisen werden, ist fraglich. Somit könne, so ein deutscher Aussteller (der in diesem Zusammenhang aber auch nicht namentlich genannt werden will), „die Interbike sich selbst zur nationalen Messe degradieren“.
Ob bezüglich des neuen Termins und nach dieser harschen Kritik tatsächlich alles auf den August und Anaheim hinaus läuft wie von Messemacher Nielsen Expositions nach vielem Hin und Her kommuniziert? Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Entrüstung darüber abflaut und sich eventuell komplett auflöst oder – anderes Szenario – noch zunehmen wird.
Mehr zur diesjährigen Interbike 2010, Trends und neuen Produkten aus den USA in einer der kommenden RadMarkt-Ausgaben.
– Jo Beckendorff –