Die bereits Anfang des Jahres verkündete strategische Partnerschaft zwischen Karstadt Sports-Mutter Signa Sports Group (die zudem Mehrheitsanteile an E-Commerce-Anbietern wie Internetstores GmbH mit Brügelmann, Fahrrad.de, Bikester etc. und dem französischen Online-Bikehändler Probikeshop in ihren Händen hält) und Intersport Deutschland eG schafft eine Einkaufsmacht, die es in sich hat. Die Heilbronner Firmenzentrale hat aber mit Blick in die Zukunft noch weitere heiße Pfeile im Köcher.
Auf ihrer traditionellen Pressekonferenz auf der Ispo Munich schauten die Einkaufsgenossen nur kurz zurück. Demnach konnte Intersport-Deutschland im letzten Jahr mit seinen über 900 Händlern mit aktuell 1.489 stationären Geschäften ein leichtes Umsatzplus von 1 Prozent auf nunmehr insgesamt 2,94 Milliarden Euro einfahren. Das ist laut dem Vorstandsvorsitzendem Kim Roether »in einem Non-Event-Jahr« ein hervorragendes Ergebnis. Zum Vergleich: Der Sportmarkt Deutschland 2017 habe laut GfK 2017 ein leichtes Minus von 0,5 Prozent erzielt.
Ganz anders war die Entwicklung in Österreich. Anmerkung des RadMarkts: Seit 2013 sind die deutschen und österreichischen Sportgenossen in einem Verbund vereint. Zudem ist die Heilbronner Firmenzentrale an Intersport Poslka S.A. beteiligt. Und Intersport-Austria lizensiert die Ländermärkte Ungarn, Tschechien und Slowakei. Somit lenkt Intersport Deutschland eG die Geschäfte der angeschlossenen Sport-Fachhändler in sechs Ländern. Die Heilbronner Einkaufsgenossen sprechen in diesem Zusammenhang von einem Sechs-Länder-Verbund.
Roether und Team freuen sich über das im letzten Jahr erzielte zweistellige Austria-Umsatzplus von 17 Prozent. Somit konnte man in der Alpenrepublik gegenüber dem vorherigen Kalenderjahr-Wachstum 2016 von 13 Prozent noch einmal eine Schippe drauf legen. O-Ton Roether: »Mit dem erfolgreichen ‚Best-in-Town«-Konzept und der richtigen Expansionsstrategie gelingt es Intersport Austria zur Nummer Eins im Markt zu werden. Innerhalb der letzten zwei Jahre hat Intersport in Österreich insgesamt 26 neue Shops eröffnet.« Insgesamt erzielte Intersport Austria mit den von dort geführten benachbarten Landesmärkten Slowakei, Tschechien und Ungarn einen 2017er-Jahresumsatz von über 630 Millionen Euro. Die jeweilige Landes-VK-Umsatzvolumen entnehmen Sie bitte dem neben stehendem Schaubild.
Dazu noch eine Anmerkung zu Intersport-Polen: Da der Intersport-Verbund nur Minderheitsgesellschafter an diesem Unternehmen ist und dieses noch keine 2017er-Zahlen vorliegen hat, werden hier die 2016er-Zahlen genannt. Viel besser wird sich dieser »schwierige Landesmarkt« aber auch 2017 nicht entwickelt haben. Heißt wohl auch, dass man nicht wie in den anderen Intersport-Landesmärkten innerhalb des Sechs-Länder-Verbunds von einem Umsatzplus 2017 ausgehen kann.
Der Intersport-Verbund hatte in München allerdings weitaus mehr zu verkünden als Zahlen. Es geht um die Zukunft auf einem immer härter umkämpften Markt. Die Sportgenossen haben reagiert.
Somit wird weiter in die bereits im letzten Jahr auf der Ispo Munich kommunizierte Neuausrichtung der Verbundgruppe »von einer klassischen Einkaufs- hin zu einer digital geprägten Retailorganisation« investiert. Dazu Rother-Vorstandskollege Hannes Rumer: »Dabei ist es entscheidend, die Mitglieder für die Digitalisierung fit zu machen. Wir betrachten heute sämtliche Prozesse aus ganzheitlicher Perspektive und entwickeln Tools, die es unseren Händlern ermöglichen, aggregierte Daten intelligent für ihren Geschäfterfolg zu nutzen.«
Das ist aber nicht alles. Künftig wird die Marke Intersport in den Vordergrund gestellt. Somit erscheint das neue Logo auch im neuen Design. Und wurde bereits wie auf der Pressekonferenz zu sehen zusammen mit den Eigenmarken des Verbandes ins Rampenlicht gestellt. Anmerkung des RadMarkts: Interessant, dass dabei auch die dem Fahrradbereich nahe stehenden Marken Nakamura (die internationale Intersport-Eigenmarke) und Genesis (die von Intersport-Austria kreierte Bike-Eigenmarke) gut sichtbar abgebildet wurden…
Nachgehakt was das Eigenmarken-Geschäft denn mittlerweile insgesamt bei Intersport ausmacht spricht Roether mit Blick auf Österreich »mit seinen extrem gut rollenden Eigenmarken von circa 20 Prozent plus vom Gesamtumsatz«. Da wolle man in den kommenden Jahren auch gerne in Deutschland hin. Dort liege das Eigenmarken-Geschäft derzeit »bei gut 15 Prozent vom Gesamtumsatz«.
Wobei wir unbedingt einen zweiten Blick auf Intersport-Österreich, deren zweistelliges 2017er-Umsatzplus sowie das gute Eigenmarken-Geschäft werfen wollen. Es ist davon auszugehen, dass die in der Alpenrepublik bestens verkaufte Fahrradmarke Genesis ihren guten Teil dazu beigetragen hat. Das ist aber noch nicht alles. Das in der Alpenrepublik bereits sehr gut laufende Wintersport-Verleihgeschäft punktet jetzt im Sommer verstärkt mit Bike-Verleih. Und hier hat das Geschäft vor allem durch das derzeit boomende Thema E-Bike richtig Rückenwind erhalten. Vor allem die in den Wintersport-Gebieten gelegenen Intersport-Verleihstationen profitieren von dem wachsenden Sommer-Thema Biken – und hier vor allem vom Thema E-Bike. Das aktuelle Boom-Thema E-MTB sorgt für weitere Impulse.
Text/Foto: Jo Beckendorff, Schaubild: Intersport