Nachdem die Messe München mit ihrem letztjährig verkündeten Ispo Bike Termin 2012 (16.-19.8.) einen Frontalangriff auf die gerade einmal neun Tage danach stattfindende Eurobike startete, pendelt sich dieser nach der kürzlich verkündeten (Neu-)Positionierung bzw. Konzentration auf die Wachstumsthemen E-Bikes/Pedelecs sowie urbanes Radfahren wieder irgendwie ein. Wie auch immer: Die Messe München eröffnet ihre Fahrradmesse im vierten Jahr – und erstmals unter dem Dach der sportlichen Ispo-Familie sowie dem neuen Namen Ispo Bike.
Nur eine Veranstaltung erinnert noch daran, wo die Messe noch vor einem Jahr hinwollte: Der der Messe vorgeschaltete und heute stattfindende Ispo Bike Demo Day im Bikepark Samerberg. Während Stollenreiter im Bikepark auf gut ausgebauten Mountainbike-Trails getestet werden können, sollte der Demo Day einer sich auf E-Bikes/Pedelecs und urbane Mobilität konzentrierenden Messe nicht unbedingt im MTB-Park stattfinden. Dies werden die Messemacher auch im kommenden Jahr begradigen. Dass dies nicht schon jetzt passiert ist beweist, wie plötzlich seitens der Messe München auf die oben erwähnten Wachstumsthemen umgeschwenkt wurde.
Anders ausgedrückt: Jetzt will man nicht mehr auf allen Instrumenten spielen und auf die direkte Konkurrenz mit der Eurobike hochschalten, sondern seinen eigenen Weg gehen. Und das ist auch richtig so. Warum die Messe allerdings kurzfristig von ihrem Weg abgekommen ist, ist schwer zu beantworten. Als die Münchener ihre Fahrradmesse starteten, war nämlich zu allererst vom Fokus auf E- und urbane Mobilität die Rede. Jetzt sind sie thematisch wieder da, wo sie einmal angefangen haben.
Allerdings hat sich der E-Bike-Markt im Laufe dieser Jahre stark verändert. Das haben auch andere Messe-Macher wie beispielsweise die Koelnmesse erkannt, die ihrer Motorrad-Messe eine E-Bike-Halle angehängt hat. Somit ist die Messe München mit ihrer Rückbesinnung auf diese Trendthemen jetzt auch nicht mehr allein in der führenden Position.
Was allerdings langfristig (noch) nicht zum Nachteil der Ispo Bike sein sollte. So sprach Messechef Klaus Dittrich auf der Ispo Bike Pressekonferenz am 14. August von Profilschärfung, die zwar im Vergleich zum Vorjahr „zu einem leichten Rückgang bei Ausstellern und Fläche“ geführt habe, den man aber „angesichts der Profilschärfung und Konzentration auf die Wachstumsthemen in Kauf“ nimmt. Anstelle der bisherigen Actionhalle rücken die E-Mobility-Halle sowie Urban & Innovation-Halle mit einer positiven Entwicklung ins Rampenlicht: „In der E-Mobility-Halle haben die Aussteller ihre Standflächen deutlich vergrößert, in der Urban & Innovation-Halle ist die Zahl von 77 auf 142 gestiegen.“
Insgesamt stellen auf der diesjährigen Ispo Bike 290 Aussteller mit 366 Marken aus 25 Ländern aus. Gut 52 Prozent der Aussteller kommen aus dem Ausland (gegenüber 2011 plus 6 Prozent). Insgesamt belegt die Bike Ispo 2012 auf dem riesigen Münchener Messegelände 36.000 Quadratmeter (davon 33.000 Quadratmeter Hallenfläche und 3.000 Quadratmeter Freigelände. Zum Vergleich: 2011 waren es dank Action & Co. 45.000 Quadratmeter (40.000 Quadratmeter Hallenfläche und 5.000 Quadratmeter Freigelände).
Bike Ispo will sich jetzt mit den Themen E-Bike/Pedelec und urbanes Radfahren klar im internationalen Wettbewerb positionieren. Diese Aussage belegt auch, dass es nicht mehr gezielt gegen die Eurobike geht. Dazu noch einmal Klaus Dittrich: „Die Ispo Bike zählt zu den richtungsweisenden E-Mobility-Plattformen und glänzt vermehrt mit Konzept- und Produktpremieren. Erstmals auf einer Fahrradmesse werden wir hier das Antriebssystem von Brose sowie das futuristisch anmutende ‚RADe’ von Opel zu sehen sein. Aber auch Fahrradmarken wie Cannondale, Cycle Union, Ghost und Flyer präsentieren auf der Ispo Bike ihre Neuheiten.“ Was das vielfältige Rahmenprogramm in Sachen E-Mobility betrifft, setzt Ispo Bike weiter auf Partner Extra Energy e.V. um Frontmann Hannes Neupert.
Was das zweite Fokusthema urbane Mobilität betrifft, setzen de Münchener Messe-Macher auf themenspezifische Plattformen „wie dem Urban Life und dem Central Park“, die die neusten Entwicklungen aus dem Fahrrad-, Bekleidungs- und Accessories-Bereich vorstellen. Zudem seien auf dem Fashion Catwalk Kollektions-Highlights von Bikewear-Anbietern wie Assos, Bikesuit, Craft, Löffler, Platzangst etc. zu sehen.
Für das Thema urbane Mobilität hat Ispo Bike unter anderem auch den ADFC Landesverband Bayern enger ins Boot geholt. Landesgeschäftsführer Markus Schildhauer denkt dabei auch an den Fachhandel: Er lädt diesen im Namen seines Verbandes zu einem „ADFC meets Fachhändler“-Austausch an den Runden Tisch, an dem „Entwicklungen und Erwartungen auf beiden Seiten diskutiert und neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit gesucht“ würden. Vielleicht lässt sich ja doch etwas in Sachen urbane Mobilität in der „Radlhauptstadt München“ (Eigenwerbung) machen.
– Jo Beckendorff –