Am 21. März mußte das Kölner Branchen-Urgestein Jupp Arents zusammen mit seinem Sohn Sascha ein Insolvenzverfahren über das Vermögen ihrer Jupp Arents Bike GmbH – kurz JAB – mit Sitz in Engelskirchen anmelden. Das Insolvenzverfahren wird beim Amtsgericht Köln unter dem Aktenzeichen 71 IN 91/06 geführt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde die Gummersbacher Rechtsanwaltskanzlei Dohrmann & Partner bestellt.
Das familiengeführte Unternehmen JAB beschäftigte insgesamt fünf Mitarbeiter. Auch dabei: Jupp Arents Sohn und Co-Geschäftsführer Sascha (die dritte Arents-Generation der Fahrradbranche) sowie Schwiegersohn und Prokurist Kai Kolepka. Seit 2001 war JAB mit dem Aufbau und Vertrieb der Bikemarke Longus im Markt, die hauptsächlich – aber nicht nur – über die ZEG verkauft wurde.
Jupp Arents entstammt einer alt eingesessenen Fahrrad-Fachhandels-Familie. Nachdem das „Kölsche Original“ seinen eigenen Laden aufgebaut hatte, zog es ihn zuerst als Vertreter und dann als Generalvertreter zur Bikemarke Peugeot. Dann baute er die edle Marke Koga Miyata in Deutschland auf. Zu dieser Zeit importierte er auch erste Giant-Räder. Seine größten Erfolge feierte Arents allerdings mit Merida. Der Kölner stellte Taiwans zweitgrößten Fahrradproduzenten in seiner Heimat auf. In den Spitzenzeiten des Mountainbike-Booms sollen Arents und sein Team jährlich bis zu 50.000 (!!!) Merida-Bikes verkauft haben.
Dann der erste Bruch: Tief enttäuscht zeigte sich Arents, als Merida 2001 – der Mountainbike-Boom war ausgebremst – den Vertrag mit ihm auslaufen ließ und sich Centurion-Renner (heute Merida & Centurion Germany GmbH – kurz MCG) zuwandte. Merida begründete diesen Schritt damit, daß die eigene Marke nicht wie Giant als Premiummarke in Deutschland aufgebaut werden könne, wenn sie quasi exklusiv über den Einkaufsverband ZEG rolle und dort „zur reinen Verbandsmarke verkomme“.
Somit fing Arents 2001 noch einmal ganz von vorne an. Der Branchenveteran gründete die Engelskirchener Jupp Arents Bike GmbH und erwarb die Nutzungsrechte an der Bikemarke Longus. In dieser schwierigen Situation hielt sein alter und ebenfalls in Köln sitzender Geschäftspartner ZEG zu ihm. Ohne die Unterstützung der ZEG, teilte er einmal dem RadMarkt in einem vertraulichen Gespräch mit, hätte er diesen Schritt nicht mehr gewagt. Die großen Zeiten des Mountainbikes waren vorüber.
Nun hat es die schlank geführte JAB GmbH mit der Marke Longus und trotz Verbandsunterstützung doch nicht geschafft. Die gestern eingereichte Insolvenz kommt für viele Branchenteilnehmer ziemlich überraschend. Sowohl Jupp Arents als auch sein Sohn Sascha waren leider nicht für eine persönliche Stellungnahme gegenüber dem RadMarkt zu erreichen.
– Jo Beckendorff –