Jack Wolfskin versucht den Befreiungsschlag
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Der in die Krise geratene Outdoor-Anbieter Jack Wolfskin – vor sehr langer Zeit auch einmal mit eigener Bikewear und sogar kurz mit eigenen Kompletträdern im Markt – hat eigenen Angaben zufolge »seine finanzielle Restrukturierung in vollständigem Einvernehmen erfolgreich abgeschlossen«. Was das genau bedeutet? Hedgefonds haben den verschuldeten Outdoor-Anbieter übernommen.

Wie aus der Jack Wolfskin-Zentrale in Idstein heraus kommuniziert wird erhält das Unternehmen »im Zuge der Reduzierung von Verbindlichkeiten seiner Kreditgeber einen Schuldenschnitt von 255 Millionen Euro und reduziert sie damit von 365 Millionen Euro auf 110 Millionen Euro bei verlängerten Laufzeiten bis 2022. Gleichzeitig stellen seine Kreditgeber Jack Wolfskin 25 Millionen Euro in Form eines erstrangigen Gesellschafterdarlehens zur Verfügung und stärken damit nachhaltig die Liquidität des Unternehmens«.
Es lässt sich aber auch anders ausdrücken: US-Investor Blackstone Group – ein an der Börse notierter US-Investor und seit 2011 Eigentümer von Jack Wolfskin – hat »die Tatze« an eine Gruppe von Hedgefonds veräußert. Laut Tageszeitungsberichten wurde der Ausstieg erzwungen. Blackstone verliert somit seinen kompletten Eigenkapital-Einsatz in Höhe von mehr als 300 Millionen Euro auf einen Schlag.
Die neuen Eigentümer – angeführt von den gemeinsamen mehr als 50 Prozent Mehrheits-Anteilseignern Kreditfonds Sankaty (Bain Capital Credit), H.I.G./Bayside Capital und CQS – halten ihre Beteiligung zusammen mit zehn weitern Fonds über eine gemeinsame Holding-Gesellschaft mit Sitz in Luxemburg. Sie waren zunächst als Gläubiger eingestiegen, hatten es aber laut Süddeutscher Zeitung von vornherein »auf einen Tausch der Schulden in Eigenkapital abgesehen«. Ihre Strategie ist es nun, Jack Wolfskin nach einem besseren Geschäftsverlauf in einigen Jahren »mit Gewinn an einen Käufer aus der Textil- oder Sportbranche weiterreichen zu können«. Ob diese Rechnung aufgeht, bleibt abzuwarten.
Darauf hoffen müssen jetzt auch die Banken. Sie haben Jack Wolfskin mehr als 200 Millionen Euro geliehen. Denn wie die Nachrichtenagentur Reuters anmerkt: Die Kredite wurden formal nicht erlassen, sondern auf die Holding der neuen Eigentümer verschoben. O-Ton: »Mit einer Rückzahlung dürfen die Kreditgeber aber nur im günstigsten Fall rechnen, sagte ein Insider.« Es handele sich demnach um einen »reinen Hoffungswert«.
Jack Wolfskin CEO Melody Harris-Jensbach gibt sich indes zuversichtlich – und stützt ihren Optimismus auch auf aktuelle Zahlen: »Mit der Stärkung unserer Liquidität und der signifikanten Reduzierung unserer Verbindlichkeiten und Zinsbelastung wurde die finanzielle Restrukturierung von Jack Wolfskin erfolgreich abgeschlossen. Das Unternehmen verfügt nun über eine solide Basis und das erforderliche Kapital, um sein Geschäft weiter auszubauen. Hinzu kommt ein erfreulicher Verlauf in unserem operativen Geschäft. Nach einem positiven Geschäftsverlauf entsprechend unserer Planungen sehen wir langsam wieder Wachstum in der DACH-Region als unserem traditionellen Kernmarkt sowie in unseren Fokusmärkten. Dieser Trend erhält durch ein hohes Orderaufkommen für unsere Herbst-/Winterkollektion 2017 und positive Rückmeldung unserer Kunden zu unseren neuen Produktentwicklungen, einschließlich der neuen, aus 100% recyceltem Material hergestellten Texapore Ecosphere, zusätzlichen Rückenwind.«
Letztendlich meint Gauthier Reymondier von Bain Capital Credit im Namen von Jack Wolfskins neuen Hauptgesellschaftern folgendes: »Jack Wolfskin ist eine sehr starke Outdoor-Marke, Nummer eins in der DACH-Region und Nummer drei der internationalen Outdoor-Marken in China. Unser Engagement gilt der Unterstützung von Jack Wolfskin, mit dem jetzt erzielten Abschluss der Restrukturierung sind wir gut dafür aufgestellt, das Unternehmen in den kommenden Jahren erfolgreich weiter zu entwickeln.«

Text: Jo Beckendorff, Foto: Jack Wolfskin

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