RadMarkt: Du bist seit Mai CEO bei JTL: Gibt es irgendwelche Erlebnisse, die für dich besonders eindrücklich waren?
Sebastian Evers, CEO JTL Software: Ja, auf jeden Fall! Ich finde, dass die Kultur von JTL wirklich sehr offen ist. Ob man jetzt CEO ist oder nicht, man wird zum Beispiel per Teams-Chat zum Mittagessen eingeladen. Die Atmosphäre ist weder hierarchisch noch distanziert und das spiegelt sich auch in der Zusammenarbeit wider. Gerade in der Projektarbeit haben wir eine offene, aber durchaus auch kritische Diskussionskultur, die immer auf die Frage ausgerichtet ist: ‘Was ist die beste Lösung für JTL bzw. für unsere Kunden?’ Daher macht mir die Arbeit persönlich viel Spaß. Ganz besonders Projekte mit cross-funktionalen Teams. Mir gefällt es, mit Kolleg:innen aus verschiedenen Disziplinen an Themen zu arbeiten.
RadMarkt: Bei der JTL-Connect wird die Community an sich, die Kunden und auch das Partnernetzwerk, präsent sein. Was zeichnet für dich die Community aus?
Evers: Sie ist Teil der DNA von JTL. Unsere Erfolgsstory startete mit der kostenfrei verfügbaren Warenwirtschaft JTL-Wawi, die durch das Feedback aus der Community weiterentwickelt wurde. Heute haben wir innerhalb der JTL-Gruppe mehr als 300 Mitarbeitende. Wenn wir überlegen, was uns so erfolgreich gemacht hat, dann ist das sicherlich ein sehr kundenorientierter Entwicklungsprozess. Das Community-Feedback fließt fortlaufend in unsere Produkte. Teil der Community sind neben den Händlern auch unsere Servicepartner, die zum Teil eigene Erweiterungen entwickeln und dadurch unser Produktportfolio abrunden. Mit diesen hatte ich persönlich in den ersten Monaten schon einige Gespräche. Dabei ging es zum Beispiel um mögliche Schwerpunkte, die wir in Zukunft für unsere Software-Lösungen setzen wollen. Die Community als Teil des JTL-Ökosystems spielt aus meiner Sicht insbesondere mit Blick auf die Zukunft eine ganz wichtige Rolle. Dazu gehört auch, dass wir weiterhin als einer der wenigen Anbieter eine kostenfreie Version unseres ERP-Systems zur Verfügung stellen werden.
Die Zukunftspläne von JTL
RadMarkt: Was hat JTL nach der Connect noch so vor im Jahr 2024 bzw. 2025?
Evers: Software-Stabilität ist für Onlinehändler ein K.O.-Kriterium, wenn es um die Wahl eines ERP-Systems geht. Daher fokussieren wir uns aktuell stark auf Qualitätsoptimierung innerhalb unseres gesamten Produktportfolios und verstärken uns in diesem Bereich auch personell. Ich freue mich sehr, dass Volker Sameske, der langjährige Erfahrungen im Bereich Quality während seiner Stationen bei IBM, Sophos oder CompuGroup mitbringt, dieses Thema zukünftig bei JTL verantworten wird.
Ein weiterer Aspekt unserer Produktstrategie ist es, unseren Kunden und Partnern flexible Wahl bei der Bereitstellungsform unserer Software zu gewährleisten. Bereits heute können Kunden unsere Lösungen on-premise bzw. lokal auf ihrer eigenen Hardware oder durch unsere Hosting-Partner beziehen. Wir sind davon überzeugt, dass neben den existierenden Bereitstellungsformen zukünftig eine Multi-Tenant SaaS Plattform, bei der eine Software-Instanz flexibel mehrere Benutzergruppen bedient, ein wichtiger Erfolgsfaktor ist, wenn es darum geht, die Relevanz des JTL-Ökosystems auszubauen. Die Entwicklung dieser neuen JTL-Plattform hat für mich daher sehr hohe Priorität. Umso mehr freut es mich, dass Kai Oswald Seidler, Co-Founder von Apache Friends und Schöpfer von XAMPP, uns seit Anfang des Jahres mit seiner Expertise im Bereich Cloud-Architektur verstärkt.
Ein weiteres strategisches Projekt zielt auf die Optimierung der User Experience innerhalb unserer Software-Lösungen ab. Auch Händler ohne IT- und Technik-Background sollen schnell in die ERP-Welt einsteigen und sich die Tools zu eigen machen können. Hier steht also eine möglichst einfache und effiziente Nutzungserfahrung im Fokus.
Darüber hinaus möchten wir mit Hilfe eines übergreifenden Portfoliomanagements sicherstellen, dass die verschiedenen Produkte der JTL-Gruppe möglichst nahtlos miteinander zusammenarbeiten und neue Markttrends für Onlinehändler frühzeitig identifiziert und schnell in unseren Innovationsprozessen berücksichtigt werden. Auch hier konnten wir uns verstärken. Christian Bobzin wird als Chief Innovation, Experience & Design Officer gemeinsam mit seinem Team dieses Projekt vorantreiben.
Mehrwert der JTL-Gruppe
RadMarkt: Apropos JTL-Gruppe: Mit ihr bzw. mit den Tochterfirmen countX, JERA und GREYHOUND hat sich das Lösungsangebot in den letzten Monaten enorm erweitert. Welchen Mehrwert bietet die JTL-Gruppe für Händler insgesamt?
Evers: Der E-Commerce Markt ist lebendiger und gleichzeitig herausfordernder als je zuvor: Neue Technologien, internationaler Wettbewerbsdruck, Fachkräftemangel, gesetzliche Regularien u.v.m. verlangen von Händlern einiges ab. Als Gruppe wollen wir ein Ökosystem schaffen, in dem unsere Kunden Lösungen finden, die es ihnen erlauben, sich bestmöglich an diese dynamischen Marktbedingungen anzupassen. Ob sie international durchstarten wollen oder ihre Prozesse automatisieren möchten, wir sind als Gruppe ein umfassender Allround-Anbieter, der für zahlreiche Bereiche des E-Commerce Software entwickelt – mit countX und JERA für den grenzüberschreitenden Handel und die damit verbundenen steuerrechtlichen sowie buchhalterischen Herausforderungen; und mit GREYHOUND zur Automatisierung eines 100% kundenorientierten Multichannel-Service. Wer international, aber effizient wachsen möchte, kommt an einer 360 Grad-Plattformstrategie nicht mehr vorbei. In der Gruppe werden auch aktuelle Themen wie die eRechnung, welche zum Jahreswechsel verpflichtend wird, von allen Seiten betrachtet und für die Händler gelöst, damit die gesetzlichen Anforderungen zeitnah für unsere Nutzer umgesetzt sind.“
Zukunftssicher aufstellen
RadMarkt: Was brauchen Händler, um sich zukunftssicher aufzustellen?
Evers: Als allererstes geht es darum, sich immer wieder agil an die veränderten Kundenbedürfnisse anzupassen. Deswegen lohnt sich ein Blick auf aktuelle Trends. Wenn man an die Relevanz von Plattformen wie TikTok für die Generation meiner Kinder denkt, dann wird dies sicherlich Auswirkungen darauf haben, wie Shopping-Erlebnisse digital funktionieren. Händler müssen sich auch die Frage stellen: Muss und will ich auf solchen Plattformen aktiv sein, um in Zukunft relevant zu bleiben? Ist die Entscheidung für einen neuen Marktplatz einmal gefallen, geht es für Händler darum, die technische Anbindung an die restlichen Systeme schnell zu ermöglichen. Wir investieren daher bei JTL in den Ausbau unserer Marktplatz-Konnektoren, um Onlinehändler hier bestmöglich zu unterstützen.
Wir beobachten, dass es erfolgsentscheidend ist, nachgelagerte Prozesse im Onlinehandel von Anfang an zu berücksichtigen und bei repetitiven Tätigkeiten auf Automatisierung zu setzen, damit mehr Zeit für Verkauf und Geschäftswachstum zur Verfügung steht. Ein Beispiel ist der Austausch von Finanzbuchhaltungsdaten mit dem Steuerberater. Durch den Abgleich von Beleginformationen aus der Warenwirtschaft mit Zahlungsdaten aus verschiedenen Marktplätzen kann sichergestellt werden, dass Daten automatisiert, validiert und rechtssicher mit dem Steuerberater ausgetauscht werden. Wir sind davon überzeugt, dass die Automatisierung von Prozessen für Onlinehändler an Bedeutung gewinnen wird. Daher arbeiten wir gemeinsam mit unseren Tochterfirmen JERA und countX an der Weiterentwicklung entsprechender Produkte, die wir auch für kleine Onlinehändler anbieten möchten.
Was erwartet Teilnehmende bei der JTL-Connect?
RadMarkt: Abschließend nochmals zurück zur JTL-Connect: Was erwartet Teilnehmende auf der Fachmesse?
Evers: Neben unseren Klassikern, die Demos von verschiedenen JTL-Produkten, haben wir dieses Jahr zum ersten Mal die Panel-Diskussionen, die das Hauptevent als letzten Programmpunkt abrunden. Ich freue mich sehr darauf, von Expert:innen des Bereichs, zu denen auch Vertreter:innen von eBay und DHL gehören, über die neusten Trends des E-Commerce zu hören. Das wird sicher ein Highlight. Ein weiteres ist das WMS-Live-Demolager: Besucher:innen haben die Gelegenheit, Messe-Goodies selbst zu picken und unsere Software live zu testen. Im Anschluss können sie sich die Goodies direkt nach Hause senden lassen und so den gesamten Prozess hautnah erleben. Und nach der Messe fängt der Abend erst so richtig an: Wir haben das führende Partyschiff Europas, auf dem die JTL-Connect feierlich abgeschlossen wird. Der 27. September wird unvergesslich!