„40 Jahre KHS Bicycle Parts in den USA und 30 Jahre davon in Olney/Illinois mit eigenem Lager – das ist schon was in der Fahrradbranche hier in den USA“. Auf jeden Fall Grund genug für die Gründer des deutschen Familienunternehmens, in der zweiten Januarwoche eine kleine Party „mit 50 Leuten von Banken, Politik und lokalem Gewerbe“ zu schmeissen.
Die hinter KHS Bicycle Parts stehende deutsche Familie Schaette kann auf ein Stück Fahrradgeschichte zurückblicken. Karl Heinrich Stroewer – Vater der heutigen Seniorchefin Erika Schaette – arbeitete bereits für 41 Jahre (1916 – 1957) bei Union Fröndenberg im Sauerland. „Die meiste Zeit davon war er als Controller im Einsatz,“ berichtet der heutige KHS-Geschäftsführer Thorsten Schaette. Er ist Vertreter der dritten Generation in der Fahrradbranche.
Thorstens Vater Karl–Heinz Schaette startete bei Union Fröndenberg in der Export-Abteilung. Ab 1964 zog es ihn persönlich in die USA sowie Kanada. Dort besuchte er Union-Kunden und verkaufte die damals große „German-Made“ Union-Palette an Pedalen, Lichtanlagen, Naben, Ketten bis zu Speichen.
Die Anfänge
Am 1. Januar 1970 – also vor dem Mountaibike-Boom, der nicht nur den US-, sondern den gesamten internationalen Fahrradmarkt veränderte – gründeten die heutigen Seniorchefs Karl und Erika Schaette das Unternehmen KHS (= Karl Heinz Schaette) mit Sitz in Fröndenberg sowie einem gemieteten Verkaufsbüro in Houston/Texas., das gleich mehrere europäische Fahrrad-Teilemarken repräsentierte. „Der damalige Fokus lag neben Produkten von Union Fröndenberg auf Eldi, ESGE, Reich, SKS und Weinmann,“ erinnert sich Thorsten Schaette.
US-Produktion
Um Transportkosten zu sparen, überredete Karl-Heinz Schaette 1975 sowohl Union Fröndenberg als auch Weinmann, eine eigene Produktion in USA aufzuziehen. Aufgrund der zentralen Lage wählte man Olney/Illinois. Als dort beide deutschen Unternehmen mit eigener Produktion durchstarteten folgte KHS selbst 1979. Seitdem ist man in Olney zu Hause. Dank den Schaettes haben heute viele deutsche bzw. europäische Fahrradteile-Unternehmen immer noch ihren US-Stammsitz in Olney. Mehr dazu später.
1977 stieg Thorsten Schaette in das Unternehmen seiner Eltern ein. Zuerst arbeitete er in der deutschen KHS-Zentrale. 1980 wurde ein erstes eigenes KHS-Büro im Olney Industrial Park hochgezogen. Nachdem die deutsche KHS-Zentrale in Fröndenberg aufgegeben wurde, fing Thorsten 1982 bei Schauff in Remagen an: „Titel gab es bei Schauff nicht, da gab’s jede Menge Arbeit und viel zu lernen…hat viel Spaß gemacht. Denke ich heute noch gerne dran zurück. Das war eine wilde BMX- und MTB-Zeit! Wir haben da im Schaff-Team immer gehörig mit ersten richtigen BMX- und Mountainbikes aus eigener Fertigung mitgemischt. Die wurden auch nach USA exportiert.“
Ende 1985 zog es Thorsten zusammen mit seiner Frau Ulrike „Ulli“ und Tochter Pamela nach Olney. Seitdem arbeiten sie für KHS Bicycle Parts.
Ausbau in Amerika
1994 – die US-Union- und -Weinmann-Produktion gehörte schon längst der Vergangenheit an – baute KHS sein erstes eigenes Warenlager zusammen mit einem zusätzlichen Büro für Magura-USA, die KHS damals in den nordamerikanischen Markt einführten. Im April 2000 – nach fünf Jahren als Geschäftsführer von Magura-USA im Einsatz – übernahm Thorsten KHS Bicycle Parts von seinen Eltern und ist seitdem als Geschäftsführer im Einsatz.
Heute vertritt KHS (Zweirad-)Teilemarken wie Esjot, Formula, Unior, Pletscher, Reich und Sapim. Einige europäische Marken, die einst über KHS rollten, sind nach der Trennung vom „deutschen US-Importeur“ in Olney geblieben. Magura-USA – eine 100 prozentige Tochter von Magura – ist beispielsweise immer noch dort zu Hause. Und vertritt dort aus Illinois heraus – unter dem Dach „Magura Direct“ (siehe RadMarkt 11/2009) – die deutschen Marken Magura, Syntace, SKS, Uvex und Vaude. Ohne die Schaettes hätte sich Olney nicht zur Drehscheibe deutscher bzw. europäischer Partsmarken in Amerika entwickelt.
– Jo Beckendorff –