Mehrere – zumeist branchenfremde – Anbieter beschäftigen sich derzeit emsig mit der Fertigung eines Fahrrad-Rahmens aus dem 3D-Printer. Letztens berichtete der RadMarkt bereits über den US-amerikanischen Startup Arevo. Der präsentierte sowohl auf der Eurobike 2019 in Friedrichshafen als auch auf der E Move Europe 360° 2019 in München einen ersten E-Bike Monocoque-Karbonrahmen aus dem 3D-Drucker. Dass es auch anders geht, belegt der ebenfalls auf der diesjährigen Eurobike ausstellende Newcomer Kinazo Design s.r.o. aus der Slowakei. Der geht nämlich in der kommenden Saison 2020 mit einem E-Bike aus dem 3D-Drucker in limitierte Serienproduktion – setzt dabei allerdings nicht auf Karbon wie Arevo oder andere Anbieter auf irgendwelche Kunststoffe, sondern auf – Aluminium!
Das in der kommenden Saison in Kleinserie gehende vollgefederte E-Modell »Kinazo E1« ist laut Firmenangaben aus Bratislava »das erste E-Enduro-/All Mountainbike, das mittels eines metallischen 3D-Druckverfahrens hergestellt wird. Der dafür eingesetzte 3D-Drucker »Concept Laser X Line 2000R« der deutschen Concept Laser GmbH (einem Pionier des pulverbettbasierten Laserschmelzens von Metallen) befindet sich in den Händen von Volkswagen Slovakia – und soll einer der größten serienmäßig hergestellten 3D-Metalldrucker der Welt sein.
Zauberformel DMLS
Sein auf der sogenannten »Direct Metal Laser Sintering«-Technologie (kurz DMLS) basierendes Fertigungsverfahren setzt auf einen speziellen Laser, der pulverförmige Metalle und Legierungen zu voll funktionsfähigen Metallkomponenten mikroverschweißen kann. Somit habe man endlich einen E-Bike-Rahmen aus einem Stück anstelle von elf Einzelteilen drucken können. Der vor mehreren Jahren vorgestellte erste Prototyp von Kinazo Design bestand noch aus elf einzelnen 3D-gedruckten Teilen, die dann zusammengeschweißt wurden. Jetzt ist der 3D-gedruckte Intube-Alurahmen von »Kinazo E1« aus einem Stück – also Unibody bzw. Monocoque.
Individuelle Bikefitting-Anpassung
Was letztendlich zum Durchbruch geführt hat, sei eine dank Produktionsoptimierung verdoppelte Druckgeschwindigkeit, die mit einer Produktionskosten-Senkung einher geht. Das Besondere an dem 3D-gedruckten Alurahmen: Jede Konstruktion kann individuell auf die Ergonomie des Fahrers abgestimmt werden. Anders ausgedrückt: Das 3D-gedruckte »Kinazo E1« bietet nicht nur umfangreiche Anpassungsmöglichkeiten in Sachen Geometrie, sondern laut den Slowaken auch »in Sachen Design, Form, Verstärkung oder Material-Mikrostruktur«. Kinazo Design setzt übrigens bei der Anpassung auf das zum Cannondale-Dach Cycling Sports Group (CSG) gehörende US-amerikanische Guru Bikefitting.
Ausstattung
Ausgestattet ist das unter 20 Kilogramm wiegende E-Fully »Kinazo E1« mit einem wahlweise bis zu 25 oder bis zu 45 km/h Mittelmotor von Brose und dem jeweils dazu gehörigen BMZ-Akku, der im Rahmen-Unterrohr (Intube-Verfahren) integriert ist, sowie einem Fox 36 Factory-Fahrwerk mit 160 Millimeter Federweg. Weitere Features: hydraulische Scheibenbremsen, absenkbare Sattelstütze sowie Schwalbes spurstabile »Magic Mary«-27 Plus-Bereifung.
Einziger Wermutstropfen: Anfangs wird dieses Enduro-/All Mountain-E-Modell nur in Rahmengröße M produziert. »Weitere Größen sind in Planung«, heißt es dazu aus der Kinazo-Zentrale in Bratislava. Eine Pre-Order ist derzeit nur über den eigenen Webauftritt www.kinazo.com möglich.
Der maßgeschneiderte Monocoque-Fahrspaß ist allerdings nicht günstig: das »Kinazo E1« rollt mit einem VK-Preis von 20.000 Euro in den Weltmarkt. Dafür erhält der Käufer dann allerdings laut den Slowaken »ein E-Bike mit höchster Individualisierbarkeit«.
Text: Jo Beckendorff/Kinazo Design, Fotos: Kinazo Design