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Kinderanhänger im Test: Fahrrad und Familie ordnet Stiwa-Ergebnisse ein
Die Einschätzung, zu der die Stiftung Warentest kürzlich beim Test von Kinder-Fahrradanhängern kam, kann der Verein Fahrrad und Familie e. V. aus Heidelberg nicht nachvollziehe. Die Stiwa wertete die getesteten Produkte für Schadstoffe in den verwendeten Materialien ab und kritisierte Sicherheitsmängel. »Totalausfall« überschrieb sie schließlich ihren Testbericht. Nach Ansicht von Fahrrad und Familie ungerechtfertigterweise. Der Verein ordnet die Ergebnisse anders ein.

In allen getesteten Anhängern hatte die Stiwa Schadstoffe gefunden, vor allem PFAS, teilweise in Konzentrationen über Richtwerten oder Grenzwerten von EU-Verordnungen. Sie befanden sich im Schiebegriff, in der Sitzfläche, den Gurten und/oder der Seitenwand. Manche Anhänger enthielten Weichmacher im Sichtfenster oder der Seitenwand. Stiftung Warentest bemängelt vor allem die Folgen für die Umwelt, da PFAS sich in der Umwelt anreichern.

»Wir wollen die negativen Umweltauswirkungen nicht kleinreden und würden uns freuen, wenn die Anhänger keinerlei Schadstoffe enthielten. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass PFAS ‚in zahlreichen Verbraucherprodukten wie Kosmetika, Kochgeschirr, Papierbeschichtungen, Textilien oder Ski-Wachsen eingesetzt’ eingesetzt werden«, zitiert der Verein das Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz von dessen Website. Zudem verweist er auf das von der Stiwa abgedruckte Interview mit ihrem Bereichsleiter Untersuchungen, Chemiker Dr. Holger Brackemann, der dort einräume, dass die gefundenen Schadstoffe für Kinder »gesundheitlich nicht bedenklich« seien.

Anhänger-Kopfstand extrem selten

Vier Anhängermodelle kassierten aus Gründen der Sicherheit Punktabzüge. Bemängelt wurde, dass bei einem Überschlag des Hängers zu wenig oder kein Abstand zwischen Dummy-Kopf und Boden vorlag. »Das Szenario, dass bei einem Unfall der Anhänger komplett auf dem Kopf steht, erscheint uns extrem unwahrscheinlich. Es wird in Unfallstudien auch nicht angewendet (z. B. in der Studie der Unfallforschung der Versicherer). Wir halten es daher für fragwürdig, dass dieses Kriterium dazu führt, dass Anhänger bezüglich der Sicherheit als mangelhaft eingestuft werden«, erklärt Fahrrad und Familie dazu. Auch in Gesprächen mit Eltern sowie einer von Fahrrad & Familie durchgeführten Studie zum Radfahren in der Schwangerschaft und mit Baby habe das Szenario keine Rolle gespielt.

Kippsicherheit wichtig

Die Kriterien »Kippsicherheit« und »Festigkeit des Gestells und der Deichsel« hingegen hält Fahrrad und Familie aus Praxiserfahrungen heraus für relevant. In Einzelfällen berichteten Verwender von Anhängern von seitlichem Umkippen. Bei beiden Kriterien haben alle Anhänger bis auf einen, der einen Deichselbruch hatte, sehr gut abgeschnitten.

Fahrrad und Familie verweist auch auf die Unfallzahlen (polizeilich gemeldete Unfälle aus der Studie der Unfallforschung der Versicherer) aus dem Jahr 2020: Hier habe sich kein besonderes Risiko für Kinder im Fahrradanhänger gezeigt. Im Jahr 2020 gab es 69.765 polizeilich erfasste Unfälle mit Fahrradbeteiligung. Davon betrafen 14 Unfälle ( = 0,02% aller Fahrradunfälle) korrekt mitgenommene Kinder im Anhänger. Diese wurden fast ausschließlich nur leicht verletzt. Korrekt mitgenommen bedeutet: Fahrer älter als 16 Jahre, Kind 0-7 Jahre, Kind richtig im Sitz angeschnallt. Zum Vergleich: Erfasst wurden 48 Unfälle mit Fahrrad-Kindersitz, 7 mit Lastenrad.
»Radfahren mit Kind auch im Anhänger bleibt eine sichere und umweltfreundliche Art der Fortbewegung«, folgert der Verein.

Ab wann kann man ein Baby im Hänger mitnehmen?

Zur Empfehlung der Stiftung Warentest, Kinder erst ab 12 Monaten im Anhänger mitzunehmen, führt Familie und Fahrrad an: »Im Rahmen des oben genannten Forschungsprojekts zum Radfahren mit Baby wurden Interviews mit Hebammen und Kinderärzten diesbezüglich durchgeführt. Der überwiegende Tenor war: In den ersten 6 Wochen eher nicht mit dem Rad mitnehmen (wegen nicht ausgebildeter Nackenmuskulatur), aber spätestens ab drei Monaten sind die Muskeln so weit entwickelt, dass ein Kind im Anhänger mitgenommen werden kann. Die Mitnahme in speziellem Babysitz vorausgesetzt und es soll mit vorausschauend und mit angepasster Geschwindigkeit gefahren werden.« Der Verein empfiehlt einen gefederten Anhänger.

Informationen zum Radfahren mit Baby und kleinen Kindern (mit Kindersitz, Anhänger und Lastenrad) hat Fahrrad & Familie in einer Infobroschüre zusammengestellt, die sich auch in größerer Stückzahl kostenlos bestellen lässt – zum Beispiel von Händlerinnen und Händlern als Infoangebot für ihre Kundschaft. (https://www.radfahren-mit-baby.de/download\_bestellung/)

Nachzulesen ist die Einordnung auf fahrrad-und-familie.de.

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