Für viele Branchenmitglieder war es verwunderlich, dass sich der europäische Arm des internationalen E-Leichtfahrzeug-Lobbyverbandes Leva-EU von dem bisher so noch nicht in Erscheinung getretenen Importeurkollektiv für eine Presseerklärung in Sachen Strafzoll einspannen ließ. Nun erklärte Leva-EU, warum sie der Initiative dieses Kollektivs assistiert, mit der sie sich gegen die von der EBMA vorgetragene Beschwerde gegen angeblich unter Preis verkaufende E-Bike-Importe aus China wendet.
In einem über Leva-EU rollenden Schreiben vom 26. November hatte sich das Importeurkollektiv (hinter dem 21 E-Bike-Importeure aus sieben EU-Mitgliedstaaten stecken – der RadMarkt berichtete) ihre Sichtweise betreffs Anti-Dumping-Strafzoll auf E-Bike-Importe aus China dargelegt und an die für die auf EBMA-Betreiben erneute Strafzoll-Untersuchung verantwortliche EU-Kommission geschickt.
In ihrem Schreiben vom 30. November erklärt Leva-EU, das ihr Verband für alle Seiten offen ist, die die Interessen von LEVs (= »Light Electric Vehicle«, also E-Leichtfahrzeuge) inklusive E-Bikes in Europa vertreten: »Leva-EU heißt alle Produzenten, Importeure, Exporteure, Distribuenten, Händler etc willkommen, die unseren Glauben an LEVs teilen und bereit sind, gemeinsam am Wachstum dieses Marktes zu arbeiten.«
Nur: Leva-EU sieht in den Bestrebungen der EBMA, für eine Verlängerung des Strafzolls eine Initiative, die sich gegen ihr Interesse – das Marktwachstum von LEVs – stellt. Ein etwaiger Strafzoll würde nur dazu führen, dass bestimmte Marktteilnehmer größere Marktanteile gewinnen würden.
Generell würde die EBMA-Beschwerde darauf abzielen, den Markt in »wir« und »die« aufzuteilen. Dabei geht es um nichts anderes als eine Kampfansage der europäischen an die chinesischen Produzenten mit der Taktik: »Wenn Du Europäer bist, weißt Du wen Du zu unterstützen hast«, inklusive den Hinweisen auf den Hinweisen auf Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze etc. Dahinter stecke der Gedanke, dass man als Europäer gegen die China-Produzenten kämpfen müsse sowie der Grundglaube, dass die chinesischen die europäischen Produzenten zugrunde richten, die komplette Produktion nach China ziehen und Europas Industrie zum Erliegen bringen wollen.
In ihren weiteren Erklärungen driftet Leva-EU allerdings selbst leider in das altbewährte Muster, die Welt in »wir« und »die« aufzuteilen. Kurz zusammengefasst sind laut Leva-EU »wir« die jungen weltoffenen flexiblen Unternehmer der »new economy«, die im Zuge der Globalisierung und des Internets mit frischen neuen Ideen Geschäfte machen und traditionelle Geschäftsmodelle hinter sich lassen. »Die« sind in diesem Fall Unternehmen der »old economy« – sprich jene, die den bisherigen traditionellen Weg beschreiten und die die sich durch Globalisierung und Internet auftuenden goldenen Möglichkeiten verpassen.
Wie auch immer: Generell seien Strafzoll-Fälle so zeitaufwändig, dass sie kaum Luft für das lassen würde, was wirklich getan werde müsste. Leva-EU denkt dabei als Lobbyverband zuallererst an die Schaffung besserer technischer Regulierungen, mehr Aufmerksamkeit auf politischer Ebene, europäische Förderprogramme und Informationen über Gesetzgebungen und Marktsituation für die Unternehmen.
Wenn Leva-EU also nun das Importeurkollektiv unterstützt, dann nur aus dem Grund, dass man »die Chancen des Sektors E-Mobilität und –Transport erhöhen will und hofft, gemeinsam an einem runden Tisch eine seriöse Diskussion darüber anzukurbeln, wie man zusammen den Markt zu weiterem Wachstum verhelfen kann anstelle nur einige Stücke des Gesamtkuchens zu vergrößern«.
Mehr Info auf www.leva-eu.com.
Text: Jo Beckendorff