Ende des Jahres soll Schluß sein: Mehdi Biria will die Fahrradfirma, die seinen Namen trägt, abgeben.
Dies bestätigte die versammelte Biria-Spitze dem RadMarkt bei einem Besuch in der Köln-Arena, wo man während der IFMA wieder eine Hausmesse organisiert hatte. Gerhard Urbannek, Mehdi Biria und Marketingleiter Ulrich Stiller standen dort auch den Kunden Rede und Antwort und zeigten die neuen Modelle.
Der Transfer wird aus Altersgründen angestrebt; Biria ist 72. Eine Lösung innerhalb der Familie wird nicht angestrebt. Der ehemalige sächsische Staatskanzleichef Brüggen ist mit seiner Dresdner Anwaltskanzlei beauftragt, einen neuen Käufer zu finden, und hatte deshalb zahlreiche Adressen der Branche angeschrieben. Laut Urbannek liegen nun neben diversen Interessebekundungen auch zwei verbindliche Angebote vor; bis zum Stichtag, dem 6. Oktober; könnten es noch mehr werden. Über Namen verlautet im Vorfeld üblicherweise nichts, es sei denn in negativer Richtung: Mit einem Gebot der Mifa rechne er nicht, wird Urbannek in der sächsischen Zeitung zitiert.
Den Kern des Biria-Pakets machen sicher die beiden Produktionsstandorte in Neukirch und Nordhausen aus. Das Unternehmen hat 435 Stammmitarbeiter und rund 300 Saisonarbeiter. Der Jahresumsatz 2004 wird mit 75 Millionen Euro angegeben. Der Käufer würde außerdem eine gewachsene Kundenstruktur aus Großhandel, Versandhandel und Institutionen wie der Post vorfinden. Zwei Projekte, die sich Biria und Urbannek eigentlich noch selbst vorgenommen hatten, fallen nun ins Ermessen des neuen Eigners: Die Schaffung einer europäischen Fahrradmarke und ein Standortwechsel. Weil die Rationalisierungspotentiale in Neukirch ausgeschöpft sind, war eine neue Immobilie in unmittelbarer Nähe angedacht.
Mit dem Standort Sachsen ist es Biria ernst; vermutlich schon deswegen kam auch seinerzeit ein Erwerb der von der Insolvenz betroffenen hochmodernen Fabrik in Merkers nicht in Betracht, die von der Struktur sehr gute Voraussetzungen für eine optimale Produktivität geboten hätte. Man hätte seine sächsischen Mitarbeiter nicht dorthin transferieren können.
Da bei Biria Loyalität zur Belegschaft kein Lippenbekenntnis ist, ist es ihm ernst mit der Bedingung an einen Nachfolger, die Arbeitsplätze zu halten. Deswegen ist ein Neubau nur im Bereich der Lausitz selbst vorstellbar.
Mit dem Transfer würde ein bemerkenswertes Lebenswerk seinen Abschluss finden. Mehdi Biria musste nach der Machtübernahme der Mullahs im Iran seine dortige Fahrradfabrik zurück lassen und fing in Deutschland wieder bei Null an. Auch wenn sich nicht alle seine Träume erfüllten, so hat er sich doch einen Platz unter den wichtigsten deutschen Fahrradfabrikanten erarbeitet.