In der Nacht vom 31. Juli zum 1. August war es so weit: Da endete die vertragliche Partnerschaft zwischen Messe Friedrichshafen und dem hinter der Messe OutDoor stehenden Verband European Outdoor Group (EOG). Somit fiel auf der gestrigen Pressekonferenz der Messe Friedrichshafen der Startschuss für das allererste eigene verbandsfreie Outdoor-Messeformat. Name des am Bodensee neu aufgeschlagenen Outdoor-Kapitels: OUTDOOR Friedrichshafen. Termin der Premierenveranstaltung: 17. bis 19. September 2019 – und somit genau zehn Tag nach der Eurobike (4. bis 7. September 2019).
Ein kurzer Blick zurück: Die EOG hatte ihre Mitglieder demokratisch über den künftigen OutDoor-Standort abstimmen lassen. Laut dieser Abstimmung konnte sich die Messe München mit ihrem Konzept gegenüber der Messe Friedrichshafen durchsetzen, die der bisherigen Eurobike-Schwester OutDoor in diesem Jahr zum 25. Mal ein zu Hause geboten hatte.
Friedrichshafen = authentischer Outdoor-Standort
Somit hatten die Friedrichshafener nach erster Enttäuschung auch schon nach der Abstimmung bekannt gegeben, nicht einfach so von der großen Outdoor-Bühne abtreten zu wollen. Messe Friedrichshafen-Chef Klaus Wellmann hob auf der Pressekonferenz hervor, dass man schließlich als Ausrichter der OutDoor 25 Jahre Erfahrung im Rücken habe: »Die sind Garant dafür, dass sich der Sektor Outdoor heute so eigenständig präsentiert.« RadMarkt-Hinweis: Bevor sich das Thema Outdoor mit der Messe OutDoor verselbstständigte, war sie Bestandteil der großen Münchener Multisport-Messe Ispo.
Wellmann weiter: »Friedrichshafen ist der Outdoor-Marktplatz. Das Umfeld mit seinem See und den Bergen ist ein authentischer Standort.« Ferner verweist er darauf, dass »der Messe Friedrichshafen nicht eine Branche abhanden gekommen ist, sondern ein Verband.«
Mit Blick auf diesen Verband – der EOG – verweist Outdoor- und Eurobike-Bereichsleiter Stefan Reisinger darauf, dass dort vor allem die großen etablierten Branchenmitglieder vertreten sind. Nur: Auf der diesjährigen OutDoor am Bodensee waren 950 Aussteller. Und die Zahl der EOG-Mitglieder liegt gerade einmal bei über 100. Somit wird auch das EOG-Votum pro München von den Friedrichshafenern in Frage gestellt: Ist das tatsächlich die mehrheitliche Meinung der Branche?
Fokus auf klein & fein
Fakt ist: Die großen etablierten EOG-Mitglieder wird man nicht für eine zweite Outdoor-Messe gewinnen können. Somit wollen sich die Macher vom Bodensee wieder auf all die kleinen feinen Anbieter besinnen, die innerhalb der Branche quasi das Salz in der Suppe sind.
Und die oft im Standschatten der großen etablierten Vollsortimenter stehen. Da gerade die hochwertigen Produkte dieser kleinen feinen Spezialisten über den unabhängigen Outdoor-Fachhandel verkauft werden, will man die neue Branchenplattform OUTDOOR Friedrichshafen als reine B2B-Messe platzieren.
In diesem Zusammenhang spricht Reisinger von »authentischen Marken und Fachhändlern«, die man zum Bodensee locken will. Somit geht es auch quasi »back to the roots«. Gerade die kleinen Spezialisten waren es, die sich vor mehr als 25 Jahren auf der Multisport-Messe Sommer Ispo nicht mehr wohl fühlten – und sich für einen eigenständigen Outdoor-Auftritt stark machten. Sie sollen mit ihrer Händlerschaft »eine neue alte Heimat am Bodensee« finden.
Effizientes günstiges praxisnahes Format als Alternative zu München
Welche Pfunde wirft der Messe-Macher vom Bodensee für seine neue OUTDOOR Friedrichshafen in die Waagschale? Da ist zum einen der Termin. O-Ton Reisinger: »Mit der Terminierung Mitte September haben wir bewusst einen Veranstaltungszeitraum außerhalb der Haupt-Verkaufssaison und Ferienzeit gewählt.«
Zum anderen konzentriert man sich mit dem neuen Messeformat auf die DACH-Region. Das ist nicht nur der Ort, in dem die Messe Friedrichshafen zu Hause ist, sondern auch der größte und wichtigste innerhalb Europas.
Des Weiteren will man mit dem Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) auf Hersteller-/Aussteller- und Fachhandelsseite besonders das Hartwaren-Segment »aus den Bereichen Alpinismus, Camping und Caravaning sowie Outdoor-Lifestyle« aufgreifen.
Zudem profitieren ausstellende Unternehmen von sehr attraktiven Paketangeboten, die neben der reinen Ausstellungsfläche auch den Standbau und die Verpflegung beinhaltet. Mit Blick auf die Verpflegung werden in den jeweiligen Hallen sogenannte Catering Areas errichtet. Die für die OUTDOOR Friedrichshafen-Premiere angedachten Hallen sind übrigens alle im Ost-Trakt gelegen (Hallen A6, A7, B4 und B5) – nicht zu vergessen das dazu gehörige Foyer und das Konferenzentrum.
Nachgehakt bei Projektleiter Outdoor Dirk Heidrich würde ein Aussteller-Komplettpaket mit einer Standfläche von beispielsweise neun Quadratmeter inklusive Palettenstandbau mit Strom und Stromverbrauch für attraktive 1.699 Euro angeboten. Apropos Stand: Bei der OUTDOOR Friedrichshafen soll es mehr um Effizienz als Standgröße gehen.
Letztendlich meinte Stefan Reisinger: »Wir haben uns für ein B2B-Format entschieden. Was aber nicht heißt, dass es irgendwann einmal eine Mischung aus B2B und B2C geben kann. Das wollen wir nicht ausschließen. Wir werden aber zuerst mit B2B starten – und dann weiter sehen.«
Mutige Entscheidung
Insgesamt gesehen ist dieser von Messe Friedrichshafen eingeschlagene Weg ganz schön mutig. Laut deren Angaben habe man das Konzept bis dato noch niemanden vorgestellt. Somit wissen die Messe-Macher vom Bodensee selber nicht, wie ihre neue Plattform überhaupt angenommen wird. Anders ausgedrückt: irgendwelche Ausstellernamen, die schon unterschrieben haben, gibt es (noch) nicht.
Dafür aber eine Webseite, die gleich nach dem gestrigen Startschuss frei geschaltet wurde. Dort ist zu erfahren, dass die Outdoor Friedrichshafen im kommenden Jahr vom 17. bis 19. September ihre Premiere feiert. Sie startet am ersten Messetag von 12 bis 18 Uhr und öffnet ihre Tore an den Folgetagen von 9 bis 18 Uhr. Zugang zur Messe erhält ausschließlich das Fachpublikum. Weitere Informationen unter www.OUTDOOR-Friedrichshafen.de/ und www.facebook.com/OUTDOOR.Friedrichshafen/.
Text/Foto: Jo Beckendorff, Folien: Messe Friedrichshafen