Das erste von insgesamt zwei an der Börse gehandelte deutsche Fahrradunternehmen Mitteldeutsche Fahrradwerke AG (kurz Mifa) konnte seinen Umsatz 2011 und im Vergleich zum Vorjahr um 31,4 Prozent auf 100,5 Millionen Euro hochfahren. Das sei „der höchste Wert seit 2007, dem zugleich bisher einzigen Verlustjahr der Mifa“.
Zum starken Umsatzwachstum trug zum einen der höhere Absatz des derzeit absatzstärksten deutschen und mehrheitlich den Massenmarkt anfahrenden Produzenten bei: 2011 rollten 644.000 Fahrräder aus der Sangerhausener Fabrik (plus 8,6 Prozent). Zum anderen ist die Mifa im Jahr 2011 erstmals in nennenswertem Umfang in das E-Bike-Geschäft eingestiegen. Dort liegen die Absatzpreise deutlich höher als bei klassischen Fahrrädern. Binnen Jahresfrist avancierte Mifa laut Pressemeldung in Sachen E-Bike „zum Marktführerr im SB-Segment“.
Das operative Ergebnis (EBIT) des deutschen Produzenten legte im Geschäftsjahr 2011 besonders stark zu – und zwar um 142 Prozent auf 4,7 Millionen Euro. Grund: Vor allem die Verbesserung der Rohertragsmarge auf 30 Prozent, die Vorstand Peter Wicht auf die Margenstärke der E-Bikes und auf weitere Effizienzsteigerungen bei der Produktion zurückführt. O-Ton Wicht: „Mir ist in Europa keine Fahrradfabrik bekannt, die effizienter fertigt als unser Werk in Sangerhausen. Das ist und bleibt der entscheidende Wettbewerbsvorteil der Mifa.“
In der abgelaufenen Geschäftsperiode habe man aus diesem Grund weiter in innovative Produktionstechnologien investiert. Mit der Inbetriebnahme eines vollautomatischen Kleinteile-Lagers wurden 2012 die Weichen für eine weitere Optimierung der Kostenstruktur gestellt.
Die stärkere Auslastung der Kapazitäten löste im abgelaufenen Geschäftsjahr allerdings auch einen Anstieg des Personalaufwands aus: Mit 12 Millionen Euro übertraf er deutlich die 9,9 Millionen Euro des Vorjahres – machte mit 11,9 Prozent aber einen kleineren Anteil am Umsatz aus (Vorjahr: 12,9 Prozent).
Wegen des größeren Geschäftsvolumens betrug das Finanzergebnis Minus 1,8 Millionen Euro (Vorjahr: Minus 1,2 Millionen Euro). Das negative Steuerergebnis stand unter dem Einfluss von Nachzahlungen und lag daher mit 1,3 Millionen Euro klar über dem Vorjahreswert von 0,3 Millionen Euro.
Dennoch konnte die Mifa unter dem Strich ihren Jahresüberschuss auf 1,5 Millionen Euro mehr als verdreifachen. Laut Wicht unterstreichen die positiven Geschäftszahlen 2011 die Wettbewerbsfähigkeit der Mifa. Dass das auch weiterhin so bleibt, verspricht unter anderem der neue Mehrheitsaktionär und Investor Carsten Maschmeyer sowie der jüngste Einstieg der Mifa in den Edel-E-Bike-Anbieter Grace GmbH & Co. KG (der RadMarkt berichtigte).
Im E-Bike-Geschäft stehe das Unternehmen erst am Anfang: „In der E-Mobilität steckt enormes Potenzial. Dort waren wir schon im vergangenen Jahr erfolgreich und durch die Übernahme von Grace gewinnen wir in diesem Segment nochmals deutlich an Auftrieb.“
Im stabilen Geschäft mit klassischen Fahrrädern soll die Mifa aber weiterhin verankert bleiben. Peter Wicht hat dazu ein klares Credo: „Ein guter Bäcker muss auch ganz normale Brötchen verkaufen. Wenn er dann noch ein paar gute Torten macht, ist das ein schönes Sahnehäubchen.“
Für das Geschäftsjahr 2012 rechnet der Mifa-Chef mit einer Fortsetzung des Aufwärtstrends: „Unsere Auftragsbücher der aktuellen Fahrradsaison sind bestens gefüllt, wir produzieren derzeit laufend im Drei-Schicht-Betrieb.“ So kann es weiter gehen.
– Jo Beckendorff –