Am 29. September hatte Deutschlands mengenmäßig größter Fahrradproduzent Mitteldeutsche Fahrradwerke AG (Mifa) Insolvenz angemeldet. Mifa-Vorstand und „Trouble-Shooter“ Dr. Stefan Weniger hatte allerdings explizit einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gemäß Paragraf 270a Insolvenzordnung (InsO) gestellt. Diese vorläufige wurde jetzt auf Antrag des gerichtlich eingesetzten Gläubigerausschusses aufgehoben…
Die von Weniger angestrebte Insolvenz in Eigenverantwortung birgt den Vorteil, daß die Geschäftsleitung die volle Kontrolle über den Betrieb im Unternehmen behält. Den eingesetzten Sachverwalter darf der Schuldner – also der Insolvenz anmeldende Unternehmer – stellen. Der eingesetzte vorläufige Sachverwalter und Rechtsanwalt Prof. Dr. Lucas F. Flöther von der Kanzlei Flöther & Wissing wurde jedoch jetzt zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
Flöther ist laut Pressemeldung als sogenannter „starker“ vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt worden. Das bedeutet, dass er bereits im vorläufigen Verfahren die Verwaltungs- und Verfügungsmacht über das Unternehmen innehat. Flöther hat jedoch den bisherigen Mifa-Vorstand und erfahrenen Sanierer Stefan Weniger gebeten, im Unternehmen zu bleiben und ihn beim Investorenprozess und der Betriebsfortführung zu unterstützen. Zuvor hatten sich die Mitglieder des Gläubigerausschusses einheitlich gegen das Verfahren in Eigenverwaltung ausgesprochen, um „die Investorensuche schnell voranzutreiben und gleichzeitig Kunden und Lieferanten des Unternehmens bei dem Sanierungsprozess möglichst viel Planungssicherheit zu geben“.
Wie Flöther bekannt gab, werde er den Geschäftsbetrieb in vollem Umfang fortführen. Sein Ziel ist der Erhalt des Unternehmens und möglichst vieler Arbeitsplätze durch die Übertragung des Geschäftsbetriebs auf einen Investor: „Mifa ist ein im Kern zukunftsfähiges Unternehmen mit wettbewerbsfähigen Produkten“, betonte Flöther, „ich bin deshalb sehr zuversichtlich, dass es gelingen wird, Mifa mithilfe eines neuen Partners zu erhalten.“
Somit habe die Insolvenzanmeldung und der Wechsel der Verfahrensart auch keinen Einfluss auf den laufenden Betrieb: „Produktion und Verkauf gehen ganz normal weiter.“ Die Löhne und Gehälter der rund 600 Mitarbeiter sind – wie bereits vom RadMarkt berichtet – über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert. Flöther setzt die bereits begonnenen Bemühungen um die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes fort, damit die Löhne und Gehälter ohne große Verzögerung ausgezahlt werden können.
Laut der Kanzlei Flöther & Wissing hat Flöther bereits Gespräche mit Kunden und Lieferanten aufgenommen. Diese hätten ihre Bereitschaft zur Unterstützung signalisiert.
Text: Jo Beckendorff/Flöther & Wissing