Nach der Rücknahme des Antrags auf Eigenverwaltung hat das Amtsgericht Halle an der Saale gestern (19. Januar) ein Regelinsolvenzverfahren über die Mifa-Bike GmbH eingeleitet. Als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Gericht heute Prof. Dr. Lucas F. Flöther (Bild). Der vorab – also während der Insolvenz in Eigenverwaltung – eingesetzte Flöther kennt Mifa-Bike wie kaum ein anderer. Schließlich hat er das Sangerhausener Unternehmen schon nach seiner letzten Insolvenz im September 2014 als vorläufiger Insolvenzverwalter wieder auf Kurs gesetzt.
Gegenwärtig prüft Flöther die verbleibenden Optionen zur Sanierung des Geschäftsbetriebs. Unterdessen gibt es erste ermutigende Signale – auch von Großkunden. Erste Priorität hat jetzt aber die Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs.
Nachdem der Antrag auf Eigenverantwortung zurückgezogen werden musste (der RadMarkt berichtete), konnten anstehende Großaufträge nicht ausgeführt werden – »was eine geregelte Fortführung des Geschäftsbetriebs zurzeit unmöglich macht«.
Flöther wird nun gemeinsam mit den Geschäftsführern Joachim Voigt-Salus und Matthias Herbold andere Fortführungs-Optionen ausloten. Bereits gestern (19. Januar) hatte der Mifa-Vertrieb damit begonnen, alle Kunden anzurufen. Diesen wurde das Angebot unterbreitet, im Rahmen einer Vorkasse-Lösung die Lieferung von Fahrrädern wieder aufzunehmen. Durch die Vorauszahlungen würde es Mifa ermöglicht, die für die Fertigung benötigten Teile einzukaufen und mittelfristig die Produktion wieder aufzunehmen. Dabei würden die Vorauszahlungen insolvenzsicher auf Treuhandkonten deponiert. Viele – darunter auch größere Kunden – hätten positiv auf dieses Angebot reagiert.
»Die Lage bei Mifa ist ernst, aber nicht aussichtslos«, betonte Flöther heute am Sitz des Unternehmens in Sangerhausen. „Wenn es uns gelingt, schnell neue Aufträge zu gewinnen, können wir den Geschäftsbetrieb wieder aufnehmen und zumindest einen Teil der Arbeitnehmer weiterbeschäftigen.« Überdies sind bis Ende Februar die Löhne und Gehälter der rund 520 Mifa-Arbeitnehmer über das Insolvenzgeld gesichert.
Parallel wird Flöther einen Verkaufsprozess aufsetzen, um über den Verkauf an einen Investor den Geschäftsbetrieb zu sanieren. Ob dies mit oder ohne dem aktuellen Mifa-Bike-Inhaber – der Familie von Nathusius – geschieht, wird nicht genannt. Auf jeden Fall würden bereits erste Kontakte zu Interessenten bestehen. »Dann besteht die Chance, dass Mifa wieder eine Zukunftsperspektive erhält«, meint Flöther.
Text: Jo Beckendorff, Foto: Mifa