Die texanische und weltweit agierende (Risiko-)Investorengruppe Lone Star hat nach monatelangen Verhandlungen die angeschlagene Mittelstandsbank IKB Deutsche Industriebank AG geschluckt. Die Übernahme soll bis Oktober 2008 über die Bühne gehen. Der Name Lone Star ist auch in der Fahrradbranche bekannt. Ende 2005 schluckten die Texaner die Biria-Gruppe, zerlegten sie und sind seit dem Verkauf einiger Biria-Filetstücke im Dezember 2006 am börsennotierten Bikeanbieter Mitteldeutschen Fahrradwerke (Mifa) beteiligt. Hier ein paar Hintergründe.
Die IKB war die erste deutsche Privatbank, die sich kräftig an faulen US-Krediten verzockte und nur – um nicht weitere deutschen Banken mit reinzureißen – mit Milliardenunterstützung vor der Pleite bewahrt werden konnte. Die Bankgruppe des Bundes und der Länder KfW Förderbank mußte einspringen. Lone Star übernimmt nur 90,8 Prozent des IKB-Aktienpakets von der KfW. Der Erlös fiel allerdings deutlich niedriger aus als die vom Bund angestrebten 800 Millionen Euro. Er soll – ohne genaueres zu nennen – „im niedrigen dreistelligen Bereich“ liegen. Den größten Teil der Risiken aus den Portfolioinvestments der IKB nimmt den Angaben zufolge jedoch Lone Star. Die Texaner würden Wertpapiere im Nominalwert von 3,3 Milliarden Euro in eine Zweckgesellschaft auslagern und diese mit Kapital hinterlegen. Aber auch Großaktionär KfW legt drauf – und zwar die restlichen Wertpapiere von 1,3 Milliarden Euro. Wer die Zeche letztendlich zahlt? Wohl der Steuerzahler…
Lone Star galt schon vor der Übernahme als erster Kandidat, mit dem eine Zerschlagung der IKB als am wahrscheinlichsten galt. Diese Strategie – Firmen zerlegen und weiterverkaufen – ist Teil des texanischen Geschäftsmodells.
Das hat auch die deutsche Fahrradbranche kennengelernt (der RadMarkt berichtete). Ein Blick zurück: Ende 2005 übernahm Lone Star die deutsche Biria-Gruppe. Bereits Ende 2006 packte die Investmentgesellschaft nach der Stillegung der Biria-Produktionsstätte Neukirch bestimmte Vorräte, Lagerbestände und Kundenverträge unter das Dach einer Zwischengesellschaft namens gatus233. GmbH. Diese wurde zu 100 Prozent an Mitbewerber Mitteldeutsche Fahrradwerke AG – kurz Mifa – verkauft.
Seit diesem Biria-Teileverkauf – darunter einige Filetstücke wie beispielsweise die Produktion der Posträder – ist Lone Star auch an dem börsennotierten Bikeanbieter Mifa beteiligt. Der Teilekauf wurde nämlich via Übernahme eines Mifa-Aktienpakets seitens Lone Star bezahlt.
Mifa-Mitbewerber Biria Group gibt es schon lange nicht mehr mehr. Lediglich ein Teil der streikenden Belegschaft der einstigen Biria-Produktionsstätte Neuhausen hält sich weiterhin mit Strike Bike mehr oder weniger über Wasser (der RadMarkt berichtete).
– Jo Beckendorff –