Der vom Amtsgericht Halle (Saale) zum vorläufigen Sachverwalter des am 29. September eingereichten Mifa-Insolvenzverfahrens bestellte Rechtsanwalt Prof. Dr. Lucas F. Flöther von der Kanzlei Flöther & Wissing will unter anderem Schadensansprüche gegen den indischen und vorab als Retter gehandelten indischen Fahrradproduzenten Hero Cycles prüfen. Dieser weist sämtliche Vorwürfe von sich…
Laut Meldungen in mehreren deutschen Tageszeitungen gehe es darum, dass Hero Cycles den Sangerhausener Fahrradproduzenten gar nicht habe kaufen wollen, sondern ausspioniert haben soll. Laut „Handelsblatt“ werfe ein von Aktionären in Auftrag gegebenes Gutachten dem indischen Fahrradanbieter Industriespionage vor.
‚Dementsprechende Vorwürfe kursierten gleich nach Bekanntgabe der Mifa-Insolvenz. Demnach sollen sich die Inder im Zuge ihres geplanten Einstiegs bei der Mifa einiges an (Produktions-)Know-how abgeguckt haben. Dieses Wissen wollen sie nun – so die Befürchtung – selbst in einer neuen Produktionsstätte in ihrer Heimat Indien um- bzw. einsetzen.
In einer Meldung der deutschen Nachrichtenagentur dpa weisen die Inder jegliche Vorwürfe der Industriespionage zurück. „Solche Vorwürfe werden vor Gericht keinen Bestand haben“, wird Hero Cycles Finanzchef Rohit Maheshwari zitiert.
Auf der anderen Seite der Medaille sei aber auch noch einmal darauf hingewiesen, dass die „Wirtschaftswoche“ bereits im August folgendes in Sachen Übernahme eines Mifa-Firmenanteils seitens Hero Cycles gemeldet hatte: „Um die Mehrheit zu sichern, könnten nach dem aktuellen Stand der Verhandlungen die Aktionäre, darunter auch Großaktionär Carsten Maschmeyer, durch einen Kapitalschnitt enteignet werden“.
Bei einem Kapitalschnitt wird das Kapital einer Aktiengesellschaft herabgesetzt. Gleichzeitig wird das Eigenkapital erhöht. Dies soll Hero Cycles RadMarkt-Recherchen zufolge als Voraussetzung für einen größeren Einstieg bei den Sangerhausenern in Höhe von 15 Millionen Euro gefordert haben.
Ob diese Finanzspritze auch eventuell deshalb nicht geflossen ist, weil sich die Mifa nicht auf ein Sanierungskonzept einlassen wollte, bei dem ihre Aktinonäre letztendlich leer ausgegangen wären? Der bei der Mifa eingestiegene Großaktionär und frühere AWD-Chef Carsten Maschmeyer war jedenfalls bisher nicht von der deutschen Medienwelt für eine Stellungnahme zu erreichen. Er „flittert“ wohlmöglich gerade mit seiner frisch angetrauten Frau (der Schauspielerin Veronica Ferres).
Auf jeden Fall spricht Hero-Finanzchef Maheshwari auch von bestimmten Voraussetzungen aus dem Vertrag über den Einstieg bei der Mifa, die nicht erfüllt wurden. Außerdem habe die Mifa nicht klar über die finanzielle Lage des Unternehmens berichtet. So seien die Finanzzahlen der vergangenen vier Jahre nicht korrekt gewesen.
Neben der Prüfung des Spionagevorwurfs meldet der eingesetzte Sachverwalter Flöther & Wissing auch, dass man auch „mögliche Ansprüche gegen frühere Mifa-Manager“ geltend machen wolle. Dabei hat man wohl ganz besonders den einstigen Mifa-Lenker und -Macher Peter Wicht im Auge. Der war im April – kurz nach Bekanntgabe eines Fehlbetrags 2013 in Höhe von 15 Millionen Euro – aus gesundheitlichen Gründen aus dem Unternehmen ausgeschieden.
Wie auch immer – laut Flöther & Wissing stehen bereits zwei Mifa-Interessenten parat. Ohne nähere Angaben zu machen wird in der Tagespresse darauf hingewiesen, das Sachen-Anhalts Wirtschaftsminister Hartmut Möllring bereits mit einem Interessenten persönlich gesprochen habe. Somit würden Vorstand und –Sanierungsexperte Dr. Stefan Weniger, Aktionäre und Mitarbeiter der Mifa weiter hoffen, beim anstehenden Verkauf einen „beachtlichen Preis“ erzielen zu können. Laut Weniger soll die traditionsreiche Mifa „ausgezeichnet sanierbar“ sein.
Text: Jo Beckendorff, Foto: Mifa AG