Motorrad-Anbieter KTM AG bereitet Sanierung in Eigenverwaltung vor
Wie der börsennotierte Zweirad-Anbieter Pierer Mobility AG gestern (26. November) via Ad-hoc-Meldung bekannt gab, wird ihre unter dem Namen KTM AG laufendes Motorrad-Tochter einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung stellen. Ziel des Verfahrens ist es, innerhalb von 90 Tagen mit den Gläubigern einen Sanierungsplan für das finanziell angeschlagene Unternehmen zu vereinbaren.
Die Reduzierung der heimischen Produktion wird bei KTM AG sicherlich auch zum weiteren-Arbeitsplatz-Abbau führen.Foto: KTM AG

Laut Pierer-Chef Stefan Pierer stehen die Kernaktionäre sowohl zu dem in die Schieflage geratene Motorrad-Geschäft der KTM AG als auch zur Pierer Mobility AG und deren Börsen-Listing. Ziel sei es nun, das Motorrad-Geschäft gestärkt aus dieser schwierigen Zeit hervorgehen zu lassen.
Laut dem RadMarkt vorliegender Ad-hoc-Meldung liegt der Finanzierungsbedarf der KTM AG »nach derzeitigem Stand auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag«. Hier auch noch einmal explizit der Hinweis, dass das Motorrad-Geschäft der KTM AG nichts mit dem Fahrrad- und E-Bike-Anbieter KTM Fahrrad GmbH zu tun hat! Die KTM Fahrrad GmbH ist ein unabhängiges und eigenständiges Unternehmen. Das Einzige, was KTM AG und KTM Fahrrad GmbH eint, ist ihre Geschichte – mehr aber auch nicht.
Betroffen sind KTM AG und zwei Töchter
Die letztwöchige Vorab-News seitens österreichischer Zeitungen, dass Red Bull-Millionenerbe Mark Mateschitz bei Pierer Mobility und KTM AG einsteigen und für die benötigte Überbrückungs-Finanzierung sorgen würde, dementierte Pierer Mobility umgehend. Nachdem man dann nicht mehr davon ausgehen konnte, eine derzeit notwendige Zwischenfinanzierung zur Umsetzung notwendiger Restrukturierungsmaßnahmen zeitgerecht sicherzustellen, hat der Unternehmens-Vorstand beschlossen, ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung einzuleiten.
So kommt es dazu, dass die M AG – laut eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Pierer Mobility AG – am kommenden Freitag (29. November) ein gerichtliches Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung sowohl für die KTM AG als auch deren Töchter KTM Components GmbH und KTM F&E GmbH einreichen wird. Die Eigenverwaltung bietet dem Unternehmen die Möglichkeit, weiterhin das Vermögen unter Aufsicht zu verwalten und die KTM-Gruppe eigenständig zu sanieren.
Alle sonstigen Tochtergesellschaften der KTM AG – »insbesondere sämtliche Vertriebsgesellschaften« – sind nicht betroffen (übrigens auch nicht das allerdings auch auf harten Restrukturierungspfaden kurbelnde Fahrrad-Geschäft der KTM AG-Mutter Pierer Mobility AG mit ihren Fahrrad-/E-Bike-Marken Husqvarna E-Bicycles, GasGas Bicycles und Felt Bicycles).
Heilmittel heimische Produktionsreduzierung?
»Eine Redimensionierung der Produktion soll dazu führen, dass der Lagerüberbestand bei KTM und ihren Händlern in den kommenden zwei Jahren angepasst wird. Dadurch wird es in den Jahren 2025 und 2026 zu einer Reduzierung der Betriebsleistung an den österreichischen Standorten im Ausmaß von insgesamt über 1 Milliarden Euro kommen«, heißt es aus der Pierer Mobility-Zentrale in Wels.
Aufgrund der Restrukturierung ergibt sich für die KTM AG-Mutter Pierer Mobility AG im laufenden Geschäftsjahr 2024 auch ein zusätzlicher Verlust, der zu einem negativen Jahresergebnis »im sehr hohen dreistelligen Millionenbereich« führen wird.
Letztendlich meldet sich noch einmal Stefan Pierer in seiner Rolle als CEO von KTM mit folgendem Statement zu Wort: »Wir sind in den letzten drei Jahrzehnten zu Europas größtem Motorrad-Hersteller gewachsen. Millionen von Motorrad-Fahrern auf der ganzen Welt begeistern wir mit unseren Produkten. Jetzt legen wir einen Boxenstopp für die Zukunft ein. Die Marke KTM ist mein Lebenswerk und dafür kämpfe ich.«

Text: Jo Beckendorff

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