Am 1. April hat die Bayernmetropole ein Förderprogramm für E-Mobilität gestartet, das Gewerbetreibende & Co. beim Kauf eines E-Autos, E-Roller, Pedelecs und Lasten-Pedelecs bezuschusst (der RadMarkt berichtete). Kurz darauf lud der Bad Tölzer Veranstalter Communico GmbH unter Schirmherrschaft des Bayrischen Innenministers Joachim Herrmann und dem Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter zu den allerersten E-Bike Days in den Olympiapark München. Die fanden bei sonnig-warmen Wetter am letzten Wochenende der Pfingstferien (20. – 22.5.) statt.
Wahrscheinlich waren die E-Bike Days 2016 im Olympiapark bundesweit die erste Saisoneröffnungs-Veranstaltung für Konsumenten, bei der das Wetter passte. Ob allerdings die vorab selbstbewusst von Projektleiter Gunnar Voß in den Raum geworfenen »25.000 bis 30.000 Besucher pro Tag« realistisch waren, darf stark bezweifelt werden. Das lag sicherlich nicht nur an den Pfingstferien, in denen es auf den Straßen Münchens eher ruhiger zugeht. Viele Münchener scheinen selbst am letzten Wochenende ihrer Ferien noch nicht wieder vor Ort gewesen zu sein.
Auf der anderen Seite bewies der am Samstag gleichzeitig zu den E-Bike Days auf dem Parkplatz des altehrwürdigen Olympiastadions stattfindende Flohmarkt, was in der Bayernmetropole auch in Ferienzeiten möglich ist. Dort staute sich nicht nur der Verkehr. Auch an den dortigen Ständen gab es ein emsiges Gewusel.
Weniger Gewusel gab es auf den E-Bike Days. Was bei den 70 Ausstellern – teils Anbieter, teils Fahrradhändler – zu unterschiedlichen Aussagen führte. Winora Groups Marketingfrau Kerstin Nicklaus (Bild unten) sprach von sensationellen Ausleihen – was allerdings auch zeigt, wie der Name der E-Performance-Marke Haibike bereits beim Konsumenten angekommen ist: »Unsere Leihflotte ist ständig ausgebucht. Und darum geht es hier. Wir wollen vor allem die Menschen erreichen, die noch niemals auf einem E-Bike gesessen haben. Die individuelle Erfahrung ist beim E-Bike das A und O«.
Ob die E-Bike Days insgesamt weniger gut oder sehr gut besucht waren, wollte Nicklaus nicht beantworten: »Ich bin hier den ganzen Tag an unserem Stand mit Ausleihe und Kundengesprächen beschäftigt. Ich hatte bis zum Schluss der Veranstaltung keine Zeit, mich umzuschauen.«
Auch vor Ort: Radrezept, der junge Custom-Made- und aus Flizzbike hervor gegangene Getriebe- und E-Bike-Anbieter aus Wangen im Allgäu. Geschäftsführer Pasquale Mennig (Bild unten) meinte, das die E-Bike Days am ersten Tag (dem Freitag) nur von einer Zielgruppe besucht wurde: »Bis auf die klassische Rentnerfraktion, die sich mit dem Thema E-Bike befasst, war nicht viel los. Das änderte sich erst etwas am Samstag und Sonntag.« Wobei die E-Bike Days für seine Marke an sich sicherlich nicht der richtige Event wäre, meinte der Radrezept-Machher am Ende der Veranstaltung. Warum? O-Ton Mennig: »Zu Stützstrumpf- und MTB-lastig«. Für seine junge Custom-Marke sei die Teilnahme sowieso eher »ein Testballon« gewesen.
Michael König – Leiter der externen Kommunikation bei Großimporteur Messingschlager – war im Namen seiner Kunden Kenda, KMC und Overade mit einem Stand vor Ort. Er fand die Besucherzahlen eher mau: »Am Freitag war wenig los, am Samstag wurde es etwas besser und am Sonntag war es ok.« Ins gleiche Horn stieß der für Riese & Müller in Bayern und Baden-Württemberg verantwortliche Außendienstler Stefan Wehmeyer: »Das Wetter passt aber die Besucherzahlen sind dafür nicht so wie erhofft.« Am Ende der Veranstaltung äußerte er sich dann aber doch über den Besucherzustrom auf Nachfrage »alles in allem hochzufrieden«.
Fakt ist, dass viele der klassischen E-Bike-Besucher schon einiges an E-Bike-Knowhow angelesen bzw. drauf haben, aber noch nicht alle selbst auf einem E-Bike saßen. Für sie war die Veranstaltung eine Art Erweckungserlebnis.
Einige Aussteller grübelten aber auch, wie es denn gewesen wäre, wenn einige der samstäglichen Flohmarkt-Besucherströme den Weg zu den E-Bike Days gefunden hätten. Leider gab es von dort zu den E-Bike Days keinerlei Hinweisschilder. Mit der Flohmarkt-Klientel hätte man auf jeden Fall jene geschätzte 80 Prozent Mehrheit direkt ansprechen können, die schon von E-Bike gehört, aber sich weder damit beschäftigt noch es selbst erfahren hat. Ziel einer Konsumentenveranstaltung wie der E-Bike Days sollte es theoretisch vor allem gelingen, diese Mehrheit anzusprechen.
Es gibt aber auch Leute, die das anders sehen. Branchenveteran und Ciclosport-Gründer Walther Hochschorner schaute sich in Ruhe auf den E-Bike Days um. Auch er war bei der Anreise zuallererst in den Flohmarkt-Stau geraten. Was ihm dazu einfiel: »Ein ganz anderes Publikum!« Und zwar eines, das sich auch künftig sicherlich nicht mit E-Bikes befassen würde.
Messingschlagers Michael König hatte den Stau anders erlebt: »Mein erster Gedanke war: Wow, was ist denn hier los? Sind die alle wegen der E-Bike Days hier?« Vielleicht ruhte auch darin seine Enttäuschung über die tatsächlichen Besucherzahlen. Er fand es auf jeden Fall mit Blick auf das, was vor seinem Stand passierte, eher ruhig.
Last but not least noch ein Wort zum Stand von ZEG-Händlergröße Stadler (Bild unten): Der war wie auch auf der alljährlichen Münchner Freizeitmesse Fr.e.e mit ausgestellten E-Bikes zu attraktiven »Messepreisen« vor Ort. Hier verließ der eine oder andere Eventbesucher die E-Bike Days nicht nur zufrieden mit neuen Eindrücken, sondern auch gleich mit einem E-Bike. Somit verschaffte Stadler den Veranstaltungsbesuchern nicht nur wie viele andere Aussteller ein erstes Fahrerlebnis, sondern teilweise auch gleich ein allererstes eigenes E-Bike.
Mehr zu den E-Bike Days im Olympiapark München auch unter www.ebikedays.de. Der nächste Termin steht auch schon fest. Die E-Bike Days 2017 finden vom 19.-21. Mai statt.
Text/Fotos: Jo Beckendorff