Seit 47 Jahren ist das Japan Bicycle Promotion Institute (kurz JBPI) mit einer eigenen Europa-Filiale in Düsseldorf vertreten. Von hier aus werden Daten und Fakten über den europäischen Fahrradmarkt gesammelt, ausgewertet und in die Heimat geschickt. Das Ganze stammt noch aus einer Zeit, in der die Nippon-Fahrradindustrie international agierte und dieses Geschäft noch nicht an den Nachbarn Taiwan verloren war. Am 29 März wird die JBPI-Filiale Düsseldorf für immer geschlossen. Eiichi Onodera – der letzte Direktor von JBPI-Düsseldorf – wird ab 1. April aus der Firmenzentrale in Tokyo heraus arbeiten.
JBPI ist eine 1964 gegründete Non-Profit-Organisation und der staatlichen Japan External Trade Organization (kurz JETRO) angeschlossen. Bis vor acht oder neun Jahren war sie laut Onodera „sowohl in Amerika als auch Europa mit eigenen Filialen im Markt“. Nachdem das Amerika-Büro zugunsten einer China-Filiale mit Sitz in Schanghai aufgegeben wurde und JBPI-Düsseldorf in die ebenfalls in der Rheinmetropole ansässige JETRO-Mutterzentrale zog, wurden weiter Zahlen und Fakten über die hiesigen Fahrradmärkte inklusive Produktionszahlen und etwaige Trends vor Ort zusammengetragen. Des Weiteren ist es Aufgabe der japanischen Fahrradorganisation, globale Fahrrad-Sicherheitsstandarde im Auge zu behalten, die Expansion der heimischen Nachfrage sowie die Vertriebsmodernisierung voranzutreiben, für die Reduzierung sogenannter Wegwerf-Bikes zu sorgen (Anmerkung des RadMarkts: die dann als „Spende“ in die sogenannte „Dritte Welt“ verschifft werden), Verarbeitungstechnologien zu studieren, industrielle Standards im Auge zu behalten sowie Basisrecherche und Statistik-Reports zusammenzuführen und auszuwerten.
Ziel dieser „Zweirad-Arbeit“ war es einmal, die Fahne der Nippon-Bikeindustrie hochzuhalten. Doch diese Zeiten scheinen mit Blick auf die aktuelle Situation der heimischen Fahrradindustrie ein für allemal vorbei (wenn auch Anbieter wie beispielsweise Panasonic vom aktuellen E-Bike Boom in Europa profitieren). Finanziert wird JBPI übrigens hauptsächlich aus Einnahmen von Keirin, dem immer noch beliebten Bahnradsport aus Japan. Dieses Geschäft lebt von den Wetten, hat es aber auch gegenwärtig sehr schwer, die Jugend für sich zu begeistern.
Als Folge wird jetzt nicht nur das europäische Büro in Düsseldorf, sondern auch jenes in Schanghai dicht gemacht. Ab sofort wird JBPI mit seinen gut 20 bis 30 Mitarbeitern den internationalen Fahrradmarkt nur noch aus der Tokio-Zentrale heraus beobachten. Wobei Onodera Wert darauf legt, immer noch im Namen der japanischen Fahrradindustrie sowohl auf der Eurobike als auch Interbike mit einem eigenen Stand vertreten zu sein. Im Gespräch mit dem RadMarkt ist sich Eiichi Onodera als letzter Direktor von JBPI-Filiale in Düsseldorf bewusst, ein Stück Nippon-Fahrradgeschichte in Europa zu beenden: „Wir werden alles daran setzen, das internationale Geschäft aus Tokio heraus genauso detailliert im Auge zu behalten wie bisher.“
– Jo Beckendorff –