Nichtsdestotrotz wurde der Rechtsanwalt Prof. Dr. Florian Stapper von der Kanzlei Stapper Jacobi Schädlich Rechtsanwälte-Partnerschaft in Leipzig zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. In dem Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen der Rotor Bikes GmbH (vertreten durch den mehrheitlichen Inhaber und Geschäftsführer Sebastian Billhardt), die an zwei Standorten individuelle Fahrräder produziert und ihre Produkte sowohl an Endkunden, Fachhändler und Leasinggeber verkauft, hatte der Insolvenzverwalter die Aufgabe, die Unternehmensführung zu überwachen und das Vermögen im Gläubigerinteresse zu sichern und zu erhalten.
Gleichzeitig hatte der das Unternehmen seit über zehn Jahren führende Sebastian »Basti« Billhardt bereits die Zukunftsweichen gestellt. »Wir haben die Insolvenz inklusive Neustart gewählt, weil es besser werden soll«, erklärte Billhardt dem RadMarkt auf Nachfrage, »nur so können wir in der aktuellen Lage die nächste Stufe einleiten.«
In Johannes Hundhammer hat er einen Kollegen gefunden, der als Schüler schon einmal als Praktikant bei Rotor Bikes gearbeitet hatte, als Student nie den Draht zur Branche verlor und als Zweiradmeister mittlerweile tief in ihr verwurzelt ist. Seit Anfang 2024 gestaltet er die Geschicke der Leipziger Manufaktur aktiv mit.
Offiziell zum 1. Juli 2024 – also kurz vor der Eurobike, auf der die Leipziger in Halle 12.1 (Stand HM23) ausstellen – wird Hundhammer das Unternehmen mit seiner neu gegründeten Rotor Fahrradbau GmbH zu einem nicht näher genannten Betrag übernehmen und als Geschäftsführer lenken. Basti Billhardt bleibt an Bord. Er will sich künftig auf Vertrieb und Marketing konzentrieren.
Zum Zeitpunkt dieser Recherche äußert sich der Insolvenzverwalter noch etwas vorsichtiger. Auf Anfrage vom RadMarkt heißt es: »Aller Voraussicht nach wird eine Auffanggesellschaft mit Verfahrenseröffnung betriebsnotwendige Teile der Aktivseite der Bilanz und sämtliche Mitarbeiter der Schuldnerin übernehmen.«
Wichtig zu wissen: alle Geschäfte und Gewährleistungen sollen weiterlaufen wie bisher. So wird auch der eigene (Stahl-)Rahmenbau bei Dresden weitermachen. Der produziert nicht nur Custom-Rahmen für die eigene Marke, sondern auch für diverse andere Nischenmarken.
Eine davon ist zum Beispiel die ebenfalls in Leipzig beheimatete eigenständige Marke Retrovelo e.U.. Schon seit einiger Zeit kooperiert sie laut Retrovelo-Inhaber und Macher Frank Patitz mit der Markenfamilie von Rotor Bikes. So baut Rotor Bikes‘ eigener Rahmenbau die Retrovelo-Rahmen. Außerdem hat Rotor Bikes als erster Ansprechpartner für Retrovelo auch deren Verkauf und Service übernommen. Zudem befindet sich das Büro von Patitz in den Räumlichkeiten von Rotor Bikes.
Mehr Info zum Neustart direkt auf der Eurobike am Rotor Bikes-Stand.
Text: Jo Beckendorff