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Neckermann-Neuausrichtung zum reinen Online-Händler killt 1.380 Jobs

Letzten Freitag (27. April) gab die traditionelle Versandgröße Neckermann bekannt, ihr Geschäft einer kompletten Umstrukturierung zu unterziehen. Die dann umorganisierte Neckermann.de GmbH wird künftig laut Eigentümer Sun Capital Partners, Inc. als reiner E-Commerce-Anbieter auftreten. O-Ton Vorstandschef Henning Koopmann: „Die Zukunft des Versandhandels liegt im Internet. Dieser Entwicklung können wir uns nicht verschließen.“ Heißt auch: Das traditionelle und innerhalb der letzten Jahre arg schrumpfende Katalog-Geschäft – ein Stück Nachkriegsgeschichte und das Herzstück des Anbieters – wird komplett aufgegeben.

Durch diesen Schritt werden drei von vier Mitarbeitern am Hauptsitz des Unternehmens ihren Job verlieren. Insgesamt sollen 1.380 Arbeitsplätze abgebaut werden. „Der Großteil (circa 1.000 Jobs) entfällt auf den Bereich Einkauf (Schwerpunkt Textil) sowie auf die dafür bislang notwendige Infrastruktur (vor allem Logistik)“, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Versandzentrum wird offiziell zum 31. Dezember 2012 aufgegeben. Insgesamt beschäftigt Neckermann derzeit an die 4.000 Mitarbeiter.

Neckermann – nach Otto der zweitgrößte Universalversender Deutschlands und der viertgrößte Europas – wurde 1950 von Josef Neckermann gegründet und steht wie nur wenige andere Unternehmen für das deutsche Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit. Seit 1955 sind auch Fahrräder und Fahrradprodukte im Angebot. Im Verlauf der ersten fünf Jahre war der Katalog bereits von zwölf auf 200 Seiten angewachsen (Quelle: Wikipedia).

„Von 1956 an wurden sogar Mopeds unter dem Markennamen Necko (nach Josef Neckermanns Spitznamen benannt) sowie der aus der DDR stammende Simson Spatz angeboten, ab 1968 vertrieb man unter der Markenbezeichnung Neckermann MZ auch ostdeutsche Zweitakt-Motorräder der Motorradwerke Zschopau. Gleichzeitig bot man Garelli-Mofas, -Mokicks und -Kleinkrafträder zu Dumpingpreisen an, um so in den deutschen Moped- und Kleinkraft-Radmarkt einzudringen, der fest in der Hand von Kreidler, Hercules und Zündapp war“, heißt es in der Firmengeschichte auf Wikipedia.

Seit 1995 betreibt Neckermann als einer der ersten Versandgrössen einen eigenen (auch Fahrradprodukte-verkaufenden) Online-Shop. Über den rollen mittlerweile fast 80 Prozent des Firmenumsatzes. Annähernd 90 Prozent der Neukunden sind Online-Kunden. Somit ist auch die jetzt verkündete Neuausrichtung eine logische Folge.

Seit 2010 glänzt Neckermann.de im E-Commerce mit zum Teil über den Marktdurchschnitt liegenden zweistelligen Zuwachsraten. 2011 betrug das virtuelle Wachstum knapp 19 Prozent, das im ersten Quartal 2012 auf 30 Prozent zulegte. Heute gehört Neckermann.de laut Pressemitteilung „zu den drei größten Online-Versendern Deutschlands“.

Gleichzeitig schrumpfte aber das Kataloggeschäft – im Jahr 2011 um 18 Prozent und im ersten Quartal 2012 sogar um nahezu 50 Prozent: „Hier ist vor allem das printlastige Textilsortiment angesichts abnehmender Mengen bei marktbedingten Rückgang des Kataloggeschäfts insgesamt sowie die hohen Kosten einer komplexen Infrastruktur nicht wettbewerbsfähig.“

Nach einer ersten Krise stieg Karstadt 1976 als Großaktionär bei Versandhändler Neckermann ein. 1999 fusionierte Karstadt mit Neckermann-Mitbewerber Quelle zur Karstadt-Quelle AG, die später unter den neuen Namen Arcandor AG weitermachte. Um sich später wieder auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren, trennte sich die ins Trudeln geratene Arcandor AG Ende 2006 von Neckermann. Seitdem lenkt US-Investor Sun Capital Partners, Inc. den traditionellen Versender aus Frankfurt am Main.

– Jo Beckendorff –

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