Beim Stichwort Fahrradtourismus denkt man häufig an Touren über Feld und Wiesen und man kommt nicht ohne weiteres auf die Idee, sich in seinem Urlaub mit dem Rad durch große Städte wie Berlin oder Paris zu bewegen. Dass der Fahrradtourismus vor allem in Städten Potential hat, machte Dr. Ulrich Gries, Professor für Tourismusbetriebslehre, deutlich anhand der Beispiele Berlin, Barcelona und Paris. Gries sprach auf dem Eurobike Travel Talk.
Urbaner Fahrradtourismus ist schnell, unkompliziert, umweltfreundlich, preiswert, direkt am Leben: „man hat keine Käseglocke um sich herum“. Zielgruppenspezifische Angebote für Individualisten wie „rent a bike, books & maps“, sollen Shoppingtourismus, Sightseeing, Kultur- und Bildung ermöglichen. Angebote für Gruppen mit geführten Fahrradtouren und E-Mobilitäts-Erfahrungen werden Kultur- und Bildungsreisenden, Reiseveranstaltern, Firmengruppen zum Teambuilding, Vereinen und Freundeskreisen gerecht. Das habe „so was Dynamisches“, es sei nach Messen für die Teilnehmer „ganz schön“, sich aufs Rad zu setzen und „relativ frische Luft“ einzuatmen, so Gries. Innerstädtische Radtouren entfalten einen Eventcharakter, der sich auf begleitende Aktivitäten während einer Tour überträgt, seien es der Besuch eines Museums oder ein Einkaufsbummel. Die Verknüpfung vielfältiger Ansprüche begründet für Gries den Wettbewerbsvorteil des städtischen Fahrradtourismus. Durch sich wandelnde Lebensstile eröffnen sich wirtschaftliche Chancen; überdurchschnittlich verdienende Junge folgen zunehmend einem ökologischen und gesundheitsbewussten Lebensstil.
Am Beispiel des Pariser Self-Service-Bicycles „Vélib’“ werden die rasante Entwicklung und Potentiale durch Leihfahrräder klar. Vélib’ besteht seit Juli 2007 und war im Dezember 2007 bereits aufs Doppelte angewachsen. Zu diesem Zeitpunkt standen 20.600 Fahrräder zur Verfügung, mittlerweile decken die Stationen die ganze Innenstadt ab. Pariser, Pendler und Touristen nutzen die Leihräder.
Für erfolgreiche Radtouren zählt, laut Gries, vor allem eine gut ausgearbeitete Dramaturgie, welche die Teilnehmer in ihren Bann schlägt, vor allem aber muss der Spaß im Vordergrund stehen. Die Guides sollten kontaktfreudig sein, sich in Kultur und Geografie gut auskennen und mindestens eine Fremdsprache beherrschen. Radhersteller profitieren besonders durch die Kooperation mit Veranstaltern, da sich das positive Image des Radtourismus auf ihre Marke überträgt.
www.kopf-an.de
http://nextbike.de
www.velib.paris.fr
www.zweitradtouren.de
www.berlin.de
Text/Foto: Astrid Johann