Über Keirin machte Nitto auch international auf sich aufmerksam. Mit den ersten (US-)Mountainbike-Pionieren ging es dann weiter aufwärts. »In den Hochzeiten der japanischen Fahrradindustrie haben wir in vier inländischen Fabriken mit 180 Mitarbeitern 1,8 Millionen Lenker gebaut,« erinnert sich der 72-jährige Nitto-Präsident Akira Yoshikawa. Vorbauten, Sattelstützen, Flaschenhalter und Gepäckträger gesellten sich dazu. Dabei setzt Nitto sowohl auf Chromoly/Stahl als auch Aluminium – und vereinzelt auch Titanium.
Mittlerweile lenkt mit Managing Director Takashisa Yoshikawa die vierte Generation den weiterhin in seiner Heimat produzierenden Anbieter. Sein Vater Akira Yoshikawa ist dabei, seinen Sohn einzuarbeiten und mit seinen besten Kunden vertraut zu machen.
Akira Yoshikawa kennt sie alle. Tom Ritchey und Gary Fisher wurden zu Beginn des Mountainbike-Booms bei ihm vorstellig. »Mit Gary und seiner Frau sind wir in Tokyo Disneyland gewesen«, erinnert sich der Branchenveteran. Zu Beginn des Mountainbike-Booms kamen fast alle von den US- Anbietern eingesetzten Lenker von Nitto. Dann betrat Taiwan den Markt. Der Kurs des japanischen Yen war hoch und hat seinen Teil zum Untergang der Nippon-Fahrrad-Industrie beigetragen. Überlebt hat eigentlich nur Shimano.
Gegründet wurde Nitto 1923 von Yoshikawas Großmutter. Das Unternehmen begann einst mit der Produktion von Lenkern für Polizei- und Posträder. Dieser Sektor wurde 2008 eingestellt.
Nach wie vor schnalzen Fahrrad-Fans mit der Zunge, wenn sie den Namen Nitto und die damit verbundenen zeitlosen Produkte sehen. Egal, welche Trends kamen und gingen – das Nitto Produkt-Design und -Material hat sich über all die Jahre nicht verändert. Nach wie vor wird von Hand gefertigt.
Der einstige Single-Speed-Boom hatte dem Anbieter noch einmal Auftrieb gegeben. Damals – im Jahr 2010 – erklärte Akira Yoshikawa dem RadMarkt-Redakteur bei dessen Fabrikbesuch in der etwa 230 Kilometer nördlich von Tokio gelegenen Stadt Nihonmatsu in der Provinz Fukushima: »Der internationale Boom der Simplizität hat uns wieder attraktiv gemacht.«
Die heutige Nachfrage nach traditionellen Lenkern ist tatsächlich eine Nische in der Nische, die das japanische Familienunternehmen zelebriert wie der Origami-Meister die Kunst des Papierfaltens oder der japanische Teemeister die Kunst der Teezeremonie.
Zum 100-Jährigen Firmenjubiläum hat die Familie Yoshikawa einen 76-seitigen Jubiläumsband mit vielen Bildern und Zeitungsauschnitten herausgebracht, der die Geschichte des Unternehmens gut widerspiegelt. Der RadMarkt gratulierte Akira und Takahisa Yoshikawa auf ihrem diesjährigen Stand auf der Taipei Cycle Show nachträglich zum 100. Jubiläum.
www.nitto-tokyo.sakura.ne.jp
Text: Jo Beckendorff