Die Zeitschrift »Öko-Test« hat Fahrradkindersitze getestet. Die Ergebnisse dieses Tests sind in der Mai-Ausgabe veröffentlicht. Von zehn getesteten Sitzen, die von Oktober bis November 2011 gekauft wurden, ist die Hälfte mit mangelhaft oder ungenügend bewertet worden.
Nur drei Produkte erreichten die Gesamtnote »gut«: Kettler Teddy, Römer Jockey Relax und Prophete Wallaroo. Mit »befriedigend« bewertet wurden der Bobike Maxi Tour Sky und der Ok Baby Bodyguard Fahrradsitz. Hamax Siesta, Römer Jockey Comfort Fahrradkindersitz Nick und ZEG Komfort-Kindersitz erhielten ein »mangelhaft«. Der Bilby Fahrradkindersitz und der Walser Kinderfahrradsitz Comfy Kid fielen mit »ungenügend« komplett durch.
Was die Schadstoffbelastung angeht, stellt Öko-Test im Vergleich zum letzten Test 2008 einen Rückgang fest. Nichtsdestotrotz fiel in diesem Punkt der Bilby Fahrradkindersitz von Polisport mit sehr hohen Cadmiumwerten negativ auf. Nach heute geltenden Grenzwerten (gültig seit Dezember 2011) könnte das Produkt nicht mehr in den Verkehr gebracht werden. In drei anderen Produkten steckten erhöhte Mengen polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe. Fünf Modelle sind laut Test schadstofffrei.
Wie lange ein Fahrradkindersitz eingesetzt werden kann, hängt von der Höhe der Rückenlehne ab. An diesem Punkt stellte Okö-Test sechs Mal fest, dass die Rückenlehne »für größere Kinder zu niedrig« wäre, dementsprechend ist auch die Nutzungsdauer recht kurz (12 – 15 Monate). Der Testsieger von Kettler punktet hier mit 30 Monaten.
Probleme gab es auch bei der Härteprüfung auf dem Schwenkprüfstand. Dort verrutschten teilweise die Befestigungen am Sitzrohr (Römer Jockey Comfort und ZEG Komfort-Kindersitz), brach eine Befestigungsschraube (Hamax Siesta), die Sitzstrebe (Römer Jockey Comfort) oder die Halterung (ZEG Komfort-Kindersitz). Beim Walser Kinderfahrradsitz Comfy Kid S brach die Befestigungsschraube schon bei der Montage.
Beanstandet haben die Tester außerdem mögliche Klemmstellen an den Außenseiten der Armlehnen, schwer zu verstellende Gurte, eine zu geringe Seitensteifigkeit oder mangelnde Verstellmöglichkeiten der Rückenlehne. Die Rückenlehne sollte außerdem nicht zu kurz sein, um bei einem Aufprall dem Kopf des Kindes ein ausreichend hohes Widerlager zu bieten.
Die Laborprüfung der Fahrradkindersitze fand bei Velotech.de in Schweinfurt nach aktuellem Stand der Sicherheitstechnik statt. Dort setzte man die Testvorgaben über die der Fahrradkindersitznorm DIN EN 14344 hinaus an. Ernst Brust von Velotech.de begründet die höheren Anforderungen damit, dass die Normwerte immer dem aktuellen Stand der Technik hinterherhinkten. Bis eine Norm aktualisiert würde, dauere es oft sehr lange. Beim Test auf dem Schwenkprüfstand wurde ein Fahrrad mit montiertem Kindersitz 50.000 Mal nach links und rechts geschwenkt. Kleine Unterschiede im Testdesign gab es bei der Seiten- und Senkrechtprüfung. Beim Gewicht des Dummys, der anstatt des Kindes »mitfuhr«, setzte man das 1,2-fache des zulässigen Gewichts (26,4 Kilogramm) an.
Der norwegische Hersteller Hamax hatte schon bei Bekanntwerden der Testergebnisse darauf hingewiesen, dass die in dem Testmodell installierte Sitzhalterung seit 2012 nicht mehr verbaut wird. Klaus Stelzhammer, Hamax-Area Manager für Österreich und Deutschland, ergänzt dazu, dass bei dem Test nur eine von vier Schrauben gebrochen wäre und der Sitz dadurch nicht herunterfallen könne. Bisher wäre Hamax auch kein Fall dieser Art aus der Praxis bekannt. Das Modell sei erfolgreich im eigenen Haus getestet worden – mit höheren Anforderungen als sie der TÜV stellen würde.
Was die Verkehrssicherheit von Fahrradkindersitzen im Allgemeinen angeht, kommt die in Öko-Test zitierte Statistik zu einem guten Ergebnis. Demnach ist in den Jahren 2008 bis 2010 in Deutschland kein einziges Kind unter sechs Jahren als »Mitfahrer von Fahrrädern« ums Leben gekommen, wohingegen 70 Kinder dieses Alters in diesem Zeitraum in Kraftfahrzeugen starben.
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