Ein großer Spannungsbogen war aufgezogen worden. 18 Monate hatten sich die unter dem Dach der Europäischen Outdoor-Gruppe (EOG) zusammengefaßten 47 Outdoor-Anbieter für eine Entscheidung Zeit gelassen, die laut EOG-Präsident und Mammut-Group-Chef Rolf Schmid „letztendlich nicht einfach war“: Es ging um den Standort der Messe OutDoor in den kommenden fünf Jahren (2009-2013). Messe Friedrichshafen – wo die OutDoor vor 14 Jahren gegründet wurde – oder Messe München. Die letztendliche Entscheidung fiel pro Friedrichshafen. Hier die Hintergründe.
Kurz vor der Winter Ispo (27.-30.1.) hatten sich die EOG-Mitglieder zur geheimen Wahl in München getroffen. Einige kamen laut EOG-Generalsekretär Mark Held „extra früh von der Outdoor Retailer Show in Salt Lake City zurück, um an dieser wichtigen Abstimmung teilzunehmen“. Insgesamt waren es dann 46 der 47 EOG-Mitglieder, die ihre Stimme abgaben. Das Ergebnis wurde notariell eingetütet und absichtlich erst am letzten Messetag der Winter-Ispo bekannt gegeben.
Rolf Schmid informierte dann zuerst die Mitglieder und die beiden Messeanbieter, die sich mit ihren Bewerbungen richtig ins Zeug gelegt hatten. Dann schritt er gemeinsam mit Mark Held und David Udberg, Geschäftsführer von Lowe Alpine, zur extra einberufenen Pressekonferenz. Dort fiel dann nach langem hin und her der Satz, auf den alle gewartet hatten: „Es ist Friedrichshafen“.
Trotz aller Bedenken bezüglich Übernachtungs- und Verkehrsanbindungs-Problematik, die auch die OutDoor-Schwestermesse Eurobike befreffen, hat sich die Outdoor-Branche für Freidrichshafen entschieden. Oder wie es ein Branchenkenner treffend formulierte: „Es war eine Bauch- gegen Kopfentscheidung.“ Der Flair der OutDoor ließe sich nicht so einfach transferieren. Schmid hob aber auch hervor, daß die Outdoor-Branche im Winter weiter nach München gehen werde: „Die machen hier einen fantastischen Job.“ München hatte auf sein tolles großzügiges Messegelände sowie seiner auch für internationale Besucher einfache Anbindung (internationaler Flughafen etc.pp) gesetzt.
Mit der Bekanntgabe pro Friedrichshafen wurden auch gleich die OutDoor-Termine für 2008 (17.-20.7.), 2009 (16.-19.7.) sowie 2010 (15.-18.7.) bestätigt bzw. bekannt gegeben.
Für die Münchener ist der mißglückte Versuch, die OutDoor in die Bayernmetropole zu lotsen, kein Weltuntergang. Allerdings wären bei einer Wahl für München sicherlich einige Mechanismen in Gang gesetzt worden, die auch die Fahrradbranche betroffen hätten.
Hintergrund: Ende letzten Jahres gaben Ispo Group und Nielsen Business Media – Mutter der US-Messen Action Sports Retailer, Health + Fitness Business, Outdoor Retailer und Interbike – bekannt, daß Nielsen als Partner der Ispo China für die Vermarktung dieser Veranstaltung in Nordamerika zuständig ist (der RadMarkt berichtete). Und falls die Messe München aufgrund ihrer aktuellen Aktivitäten rund um die OutDoor noch gar keine Zeit hatte, als zweiten Schritt über das Thema Fahrrad nachzudenken, hatte ihnen das wahrscheinlich schon US-Partner Nielsen Business Media abgenommen.
Auf jeden Fall wurde Dieter Tremp, Senior Associate der Ispo in den USA, zusammen mit Joe Flynn, dem Nielsen-Business-Media-Vizepräsidenten of Sports Group, in den Münchener Messehallen gesichtet. Auch dabei: Tim Blumenthal, Executive Director der US-Fahrrad-Lobbygruppe Bikes Belong und einer seiner Mitarbeiter. Branchenkenner witzelten daher schon über eine „Interbike-Europe in München“. Aber da war die EOG-Entscheidung pro Friedrichshafen noch nicht bekannt gegeben. Somit können diese Branchenspekulationen auch erst einmal auf Eis gelegt werden.
– Jo Beckendorff –